Nationalmannschaft: Nagelsmann appelliert an Patriotismus

In einer geheimen Ansprache richtet Bundestrainer Julian Nagelsmann emotionale Worte an seine Nationalspieler. Er widerspricht dabei indirekt seinem Vorgänger.

Bei der 2:3-Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen die Türkei hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann, wie er sagte, vor allem eins vermisst: Emotion. Warum? "Die Taktik ist zweitrangig, es ist immer erst die Emotion", sagte Nagelsmann. "Wenn du da auf 100 Prozent bist, kannst du taktisch auch deutlich schlechter sein. Wenn die Emotionen nicht so sind, musst du taktisch brillant sein, um das Spiel trotzdem positiv zu gestalten."

Am Tag danach verdeutlichte der 35-Jährige seinen Nationalspielern noch einmal, was er genau meinte. Nach einer ausführlichen Videoanalyse der Türkei-Pleite am Sonntagvormittag wurde Nagelsmann nämlich offenbar selbst emotional und hielt eine intensive Rede vor der Mannschaft.

Wie "Bild" berichtet, betonte Nagelsmann dabei noch mal, um was es bei der im Sommer anstehenden Heim-EM wirklich gehe und appellierte dabei sogar an den Patriotismus seiner Spieler. "Ihr spielt nicht für Euch, ihr spielt für Deutschland, ihr spielt bei der Heim-EM für die Fans!", soll Nagelsmann laut "Bild" den Spielern zugerufen haben. "Jetzt seid ihr, jetzt ist die Mannschaft in der Verantwortung!"

Nagelsmann will Euphorie bei Fans wecken

Damit wählte Nagelsmann einen ganz anderen Ton als noch sein Vorgänger Hansi Flick das getan hatte. Wie in der Amazon-Doku "All Or Nothing" zu sehen ist, hatte der sich noch während dem Winterturnier 2022 in Katar über mangelnde Unterstützung aus der Heimat beklagt. "Männer, uns traut keine Sau was zu in Deutschland. Das war schon vorher, da durften wir uns nicht auf die WM freuen!", rief Flick seinem Team in einer Besprechung erkennbar aufgebracht zu.

Unter anderem Nationalspieler Kai Havertz hatte noch im September bei einer DFB-Pressekonferenz gesagt: "Jedem sollte auch in der Nachbetrachtung der WM aufgefallen sein, dass wir da nicht so viel Rückhalt im Land hatten. Natürlich hatte es auch andere Gründe, aber auch fußballerisch betrachtet war da kaum Support vorhanden." Havertz weiter: "Da waren wir echt auf uns allein gestellt – auch wenn ich da nicht alle miteinbeziehe. Wenn man gesehen hat, was die anderen Nationen für Fans und Support hatten, hat das bei uns meiner Meinung nach ein bisschen gefehlt."

Nagelsmann steuert nun erkennbar gegen eine solche Haltung. "Ich habe nicht die Erwartungshaltung an die Zuschauer, dass sie bei uns die Euphorie wecken müssen. Ehrlich gesagt: Der Weg ist andersherum", sagte der Bundestrainer: "Mir ist wichtig, dass wir das über die Spielweise machen."

Nagelsmann will also zunächst bei und mit seiner Mannschaft Emotionen wecken und sie dann möglichst auf die Fans und das ganze Land übertragen. Man darf gespannt sein, ob ihm das bis zur Heim-EM gelingen wird. Ein Sieg am Dienstagabend gegen Österreich würde ihm dabei schon mal helfen.