t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportFußballWM

WM 2018 – Jogi Löw und die Stürmer: Wagner nicht erster Fall


Wagner ist nicht der erste Fall
Löw und die Stürmer: eine seltsame Geschichte

Von t-online, BZU

Aktualisiert am 18.05.2018Lesedauer: 4 Min.
Kein Weg zurück: Max Kruse (m.) und Sandro Wagner (r.) werden das DFB-Trikot nicht mehr tragen.Vergrößern des BildesKein Weg zurück: Max Kruse (m.) und Sandro Wagner (r.) werden das DFB-Trikot nicht mehr tragen. (Quelle: imago-images-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Für Sandro Wagner war klar, dass seine offene und direkte Art "nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse". Doch er ist nicht der erste Stürmer, mit dem Joachim Löw seine Schwierigkeiten hat.

Anfang Februar sagte Robert Lewandowski in einem Interview mit dem "Kicker": "Ein bisschen musst du schon Egoist sein, sonst schießt du keine Tore." Eine Aussage, die man so schon mehrfach gehört oder gelesen hat. Stürmer müssen egoistisch sein. Durch diese Art ecken viele von ihnen an. Torjäger sind auffällig, werden bejubelt. Das führt zu einem hohen Selbstbewusstsein, was in Interviews gerne demonstriert wird. Auch Sandro Wagner besitzt diese Eigenschaft. Bereits Ende 2016 sagte er der "Bild"-Zeitung: "Ich bin der mit Abstand beste deutsche Stürmer."

Immer wieder löste Wagner Diskussionen aus. Er sagte zum Beispiel, dass Fußballer teilweise unterbezahlt seien und bezeichnete Menschen als "dumm", für die Fußball der einzige Lebensinhalt ist. Das muss man nicht gut heißen, aber es zeigt, dass Wagner seine Meinung gerne nach außen trägt.

Genau diese Eigenschaft sieht er als Hauptgrund für seine Nicht-Nominierung für den vorläufigen WM-Kader. "Für mich ist klar, dass ich mit meiner Art, immer offen, ehrlich und direkt Dinge anzusprechen, anscheinend nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse." Und er ist nicht der erste eigenwillige Stürmer, mit dem Joachim Löw Schwierigkeiten hatte.

► Max Kruse

Nachdem Max Kruse den SC Freiburg mit elf Toren und acht Torvorlagen sensationell in die Europa League schoss, feierte er im Mai 2013 sein Debüt für die Nationalmannschaft unter Joachim Löw. Immer wieder stand der Torjäger im DFB-Kader. Auch wenn er die WM verpasste, spielte er in der darauffolgenden EM-Qualifikation eine wichtige Rolle – bis zu einem Zwischenfall, der das Aus in der Nationalelf bedeutete.

2016 war Kruse in einem Berliner Nachtklub in einen Streit verwickelt. Nach eigener Aussage wurde er mehrfach ungefragt fotografiert, woraufhin er der Frau das Handy wegnahm und die Fotos löschte. Nachdem der Fall publik wurde, strich Löw den Stürmer aus dem Kader. "Max hat sich zum wiederholten Male unprofessionell verhalten. Das akzeptiere ich nicht", sagte der Bundestrainer damals. Zuvor war Kruse nämlich schon aufgefallen, als er nach einem Pokerabend in einem Taxi 75.000 Euro vergaß. Einen Weg zurück in die Nationalelf gab es seitdem nicht.

In der Folge gab es die Vermutung, dass auch Kruses Charakter eine Rolle spielen könnte. Genauso wie Wagner ist er kein Typ, der seine Meinung für sich behält. "Ich versuche immer den Weg zu gehen, ehrlich und direkt zu sein", sagte er in einem Interview mit "DAZN". Vater Frank beschreibt seinen Sohn als eine "Person, die eine gewisse Eigenwilligkeit hat". Diese Eigenwilligkeit könnte auch ein Grund sein, warum Kruses Zeit beim DFB abgelaufen ist.

► Kevin Kuranyi

"Herr Löw hat seine Art zu entscheiden und die muss man akzeptieren. Es wird immer Spieler geben, die sich im Laufe ihrer Karriere solche Ausrutscher leisten. Bei einigen wird ein Auge zugedrückt, bei anderen nicht." Diese Aussage von Kevin Kuranyi im Interview mit dem "Sportbuzzer" im Frühjahr 2017 hatte es in sich.

Der angesprochene Ausrutscher ereignete sich am 11.Oktober 2008. Beim WM-Quali-Spiel gegen Russland bekommt Kuranyi kurz vor dem Spiel gesagt, dass er nicht im Kader stehen würde. Enttäuscht und wütend verlässt der Stürmer das Stadion. "So, wie er reagiert hat, kann ich das nicht akzeptieren und werde ihn deshalb in Zukunft nicht mehr für die Nationalmannschaft nominieren", sagte Löw nach dem Spiel. Und er hielt sein Wort: Kevin Kuranyi spielte nie wieder für Deutschland.

► Stefan Kießling

Anders als bei Kruse oder Kuranyi warf der Fall Kießling mehr Fragen auf. Bei der WM 2010 kam er kaum zum Einsatz. Nur 24 Minuten stand er auf dem Platz. Danach gab es keinen Länderspiel-Einsatz mehr für Kießling. Gerüchte kamen auf, es habe einen Streit zwischen Spieler und Trainer während der WM gegeben. Das stritt der Leverkusener im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur ab. "Natürlich war ich unzufrieden, denn ich hätte gerne mehr gespielt", sagt er: "Aber ich habe nix angestellt oder gegen den Trainer geschossen."

Bis es zu einer Aussprache kam, dauerte es jedoch ein paar Jahre. Erst 2013 kam es zu einem ausführlichen Gespräch. Dabei habe Löw zu Kießling gesagt: "... dass ich nicht in sein System passe. Das habe ich akzeptiert", sagte der Torjäger. "Doof für mich war nur, dass er das nie öffentlich gesagt hat und das Thema immer wieder unnötig aufkam."

► Fazit

Den einen Grund, warum sich Joachim Löw gegen verschiedene Stürmer entschieden hat, gibt es nicht. Ob Taktik (Kießling), Ausrutscher (Kuranyi, Kruse) oder offene Meinungsäußerung (Kruse, Wagner), die Ursachen können vielfältig sein.

Womöglich könnte aber Bescheidenheit ein Weg zum Ziel sein. Das beste Beispiel ist Nils Petersen. Im Interview mit t-online.de im Februar sagte er noch: "Ich sehe für mich keine Chance, mit zur WM nach Russland zu fahren." Drei Monate später steht er im vorläufigen Kader für das Turnier in Russland ...

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website