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Historisch: Belgien schlÀgt England und holt WM-Bronze
Belgien setzt sich im Spiel um Platz drei gegen England durch und feiert damit den gröĂten Erfolg der Verbandsgeschichte. Die "Three Lions" enttĂ€uschen zum Abschluss â einer darf trotzdem noch auf einen Titel hoffen.
Sie waren beide so nah dran am groĂen Finale: Erst in der VerlĂ€ngerung scheiterten die EnglĂ€nder im WM-Halbfinale an Kroatien (1:2). FĂŒr die ambitionierten Belgier war gegen Frankreich nach einer knappen 0:1-Niederlage Schluss. So blieb beiden Nationen nur das ungeliebte Spiel um Platz drei in St. Petersburg.
Eine Mannschaft nahm die Sache aber noch mal richtig ernst. Trotz der bislang krĂ€ftezehrenden sechs Partien gönnte Belgiens Trainer Roberto Martinez nur Marouane Fellaini eine Pause, bot ansonsten seine beste Elf auf. Die EnglĂ€nder verzichteten hingegen im Vergleich zum Halbfinale auf fĂŒnf Stammspieler, darunter die Mittelfeld-Stars Jordan Henderson, Jesse Lingard und Dele Alli. Auch auf dem Spielfeld zeigten die Belgier den gröĂeren Willen, waren von Beginn an bissiger und heiĂer auf den dritten Platz. Es sollte belohnt werden.
Belgien-Trainer: "Sind zu einer Mannschaft geworden"
Wie beim 1:0 in der WM-Vorrunde setzten sich die âRoten Teufelâ gegen die âThree Lionsâ durch und krönten durch einen 2:0-Sieg ein starkes Turnier mit WM-Bronze. Zum allerersten Mal landeten die Belgier bei einer WM-Endrunde damit unter den besten drei Teams. Der bislang gröĂte Erfolg der Verbandsgeschichte war ein vierter Platz bei der WM 1986 in Mexiko.
"Das ist eine wunderbare Leistung, das haben meine Spieler verdient", sagte Trainer Roberto MartĂnez. "Wir sind zu einer Mannschaft geworden, die alles erreichen kann."
Kane darf auf Goldenen Schuh hoffen
Die EnglĂ€nder verpassten es hingegen, den FuĂball als Mutterland der Sportart zumindest ein bisschen nach Hause zu holen. Auch fĂŒr sie wĂ€re ein dritter Platz historisch und der zweitgröĂte Erfolg nach dem einzigen WM-Titel vor 52 Jahren gewesen.
"Wir wollten dieses Spiel natĂŒrlich gewinnen, aber es hat nicht gereicht", sagte Englands StĂŒrmerstar Harry Kane. "Das zeigt, dass wir noch dazulernen können, aber wir können mit erhobenem Kopf nach Hause gehen."
Kane darf dennoch noch auf einen Titel hoffen: Vor dem abschlieĂenden WM-Finale zwischen Frankreich und Kroatien (Sonntag, ab 17 Uhr im Liveticker bei t-online.de) hat der Angreifer mit sechs Toren die meisten WM-Treffer auf dem Konto und damit die besten Chancen auf den Goldenen Schuh. Sein Ă€rgster Verfolger Romelu Lukaku (vier Tore) konnte nicht nachlegen und wurde in der 60. Minute ausgewechselt. Frankreichs Antoine Griezmann und Kylian MbappĂ© (je drei Tore) brĂ€uchten einen Dreierpack, um noch mit Kane gleichzuziehen.
So lief das Spiel
Belgien startete furios. Lukaku spielte Nacer Chadli auf der linken Seite frei, der Offensivmann flankte in die Mitte und aus fĂŒnf Metern drĂŒckte Thomas Meunier, der nach seiner Sperre aus dem Halbfinale wieder in die Startelf gerĂŒckt war, den Ball mit dem Schienbein ĂŒber die Torlinie. Der 26-jĂ€hrige Meunier war bereits Belgiens zehnter Turnier-TorschĂŒtze in Russland.
Die frĂŒhe FĂŒhrung gab den Roten Teufeln Sicherheit, sie spielten weiter mutig nach vorne. Der frĂŒhere Wolfsburger Kevin De Bruyne hatte die nĂ€chste Chance, scheiterte mit einem abgefĂ€lschten Schuss jedoch an Jordan Pickford im englischen Tor (12.).
De Bruyne und Hazard wirbeln bei Belgien
Von den "Three Lions" war offensiv wenig zu sehen, dem Team von Coach Gareth Southgate fehlte das Tempo. Ein Kopfball von Ruben Loftus-Cheek, der genau in den Armen von Belgiens Keeper Thibaut Courtois landete (15.), und ein verunglĂŒckter Schuss von Kane (23.) â mehr kam von den EnglĂ€ndern zunĂ€chst nicht. Die Halbfinal-Niederlage gegen Kroatien steckte den Spielern offenbar in den Knochen.
Belgien prĂ€sentierte sich dagegen spielfreudig. Vor allem Kevin De Bruyne vom englischen Meister Manchester City und Eden Hazard vom FC Chelsea hatten sichtlich Lust, ihr Können nochmal auf der gröĂten WeltbĂŒhne des FuĂballs zu zeigen. Immer wieder leiteten die Offensiv-Asse Angriffe ein und wirbelten durch die englischen Defensivreihen. Gleich 19 der 22 Spieler in den Anfangsformationen der beiden Teams verdienen ihr Geld in der Premier League.
England nach der Pause etwas stÀrker
Zu Beginn des zweiten Durchgangs probierten die EnglĂ€nder etwas mehr. Eine scharfe Hereingabe des eingewechselten Jesse Lingard verfehlte Kane nur ganz knapp (54.). Auf der Gegenseite hatte Lukaku das 2:0 auf dem FuĂ (56.), lieĂ den Ball aber freistehend verspringen â bereits zum zweiten Mal in der Partie in aussichtsreicher Position. Es war nicht der Tag des belgischen TopstĂŒrmers.
Die Partie verflachte immer mehr und wurde phasenweise zum befĂŒrchteten lauen Sommerkick. Eric Dier sorgte nochmal fĂŒr ein Raunen im Stadion: Er hatte Courtois bereits mit einem Lupfer ĂŒberwunden, doch Toby Alderweireld verhinderte den Ausgleich mit beherztem Einsatz kurz vor der Linie.
Dann kamen die Belgier nochmal. Gegen einen strammen Meunier-Schuss war Pickford noch mit einer tollen Parade zur Stelle (80.), kurz darauf hatte der Keeper im Duell mit Hazard dann keine Chance. Nach Pass von De Bruyne sorgte Belgiens KapitĂ€n fĂŒr die Entscheidung.