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Neue Abseitsregel: Woher kommt die Idee der Trainer-Legende Wenger?


Neue Abseitsregel
Warum macht er das?

MeinungVon Julian Seiferth

Aktualisiert am 05.07.2023Lesedauer: 2 Min.
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Arsène Wenger: Der langjährige Arsenal-Trainer arbeitet nun für die Fifa.Vergrößern des Bildes
Arsène Wenger: Der langjährige Arsenal-Trainer arbeitet nun für die Fifa. (Quelle: IMAGO/Nicolas Coupé)

Aktuell testet die Fifa eine neue Abseitsregel. Doch diese würde kaum etwas verbessern. Die Leidtragenden wären dabei: Ausgerechnet die Schiedsrichter.

Die Idee ist ja eine gute: Eine neue Abseitsregel soll den Fußball attraktiver machen, leichter verständlich, die Dauerdiskussionen um eventuelle Fehlentscheidungen sollen endlich vorbei sein.

Um das zu erreichen, will der Weltverband Fifa die Regel quasi ins Gegenteil verkehren: Im Abseits steht dann nicht mehr, wer mit einem Körperteil zu nah am Tor steht, sondern, wer das mit dem gesamten Körper tut. Bedeutet: Ein Spieler, der auch nur mit einem Zeh nicht im Abseits steht, wird nicht länger zurückgepfiffen. Aktuell befindet sich die Regelung in einer Testphase.

Architekt dieser Idee ist Arsène Wenger, der Mann also, der über 20 Jahre lang den FC Arsenal trainierte und teilweise für begeisternden Fußball stand. Im Jahr 2004 gewann Arsenal die Liga ungeschlagen. Anhänger des Londoner Traditionsklubs sprechen heute noch ehrfürchtig vom "Wenger-Ball".

Kann dieser große Trainer daneben liegen? Scheinbar ja. Denn seine Idee von der neuen Abseitsregel wird, wenn überhaupt, wenig besser machen, dafür vieles komplizierter.

Minutenlange Videoschiedsrichter-Beratungen drohen

Zunächst zum Positiven: Wird eine Veränderung beim Abseits dazu führen, dass mehr Tore fallen? Das ist durchaus möglich. Für Angreifer soll es schließlich leichter werden, nicht mehr im Abseits zu stehen. Was allerdings auch passieren kann: Abwehrreihen positionieren sich tiefer, weil Abseits nicht mehr der Faktor ist, der er vor der Änderung war. Das Ergebnis: Ballbesitzfußball rund um den Strafraum wie beim Handball, während im Strafraum neun Verteidiger mauern.

Würde die neue Regel Abseits vereinfachen? Nein, sie würde die Frage, die gestellt wird, einfach umdrehen. Eine Milimeterentscheidung würde durch eine andere ersetzt. Wurde bisher diskutiert, ob Stürmer um eine Zehenlänge im Abseits standen, stellt sich bei Wengers Vorschlag die Frage: Hat der kleine Zeh das Abseits vielleicht aufgehoben?

Wir stünden also wieder bei minutenlangen Videoschiedsrichter-Beratungen. Doch das ist noch die Luxus-Variante. In den Klassen, die den Video-Assistenten nicht zur Verfügung haben, würde es wohl eher schlimmer als besser werden. Einen Spieler, der knapp im Abseits steht, kann ein Schiedsrichter mit gutem Stellungsspiel erkennen.

Es wird Wengers Geheimnis bleiben

Wenn es nun darum geht, einen halben Fuß zu erkennen, der hinter einem Verteidiger versteckt sein kann, ist das eine Aufgabe, die ein Schiedsrichter in der Kreisklasse kaum leisten kann. Wozu das führen wird, ist klar: mehr Diskussion, mehr Unsicherheit und am Ende eine für die Schiedsrichter noch aufgeheiztere Stimmung.

Dass Fifa-Boss Gianni Infantino diese Idee unterstützen soll, überrascht wenig: Sie könnte Spektakel liefern, also mehr Geld in die Kassen spülen. Ob eine Neuerung dem Fußball nützt, hat Infantino auch in der Vergangenheit wenig interessiert. Anders als Arsène Wenger: Warum ein Mann, der offenkundig Ahnung vom Sport hat, eine Regeländerung befürwortet, die das Spiel vor allem in den unteren Ligen schwieriger zu spielen und zu leiten macht, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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