Tottenham-Hotspur-Besitzer Joe Lewis: Macht er den Weg frei für Harry Kane?

Er hält sich meist im Hintergrund, könnte aber zum entscheidenden Faktor beim Wechsel von Harry Kane zum FC Bayern werden. Wer ist der Tottenham-Besitzer, der aktuell vor Gericht steht?

Wenn man seinen Namen hört, denkt man womöglich zuallererst an eine amerikanische Box-Legende. Wenn man den Namen jedoch liest, wird klar, dass zwischen Joe Louis, dem legendären und inzwischen verstorbenen Schwergewichtsweltmeister und Joe Lewis, dem britischen Milliardär und Besitzer von Tottenham Hotspur nicht nur auf dem Papier Unterschiede bestehen. Und das, obwohl Lewis' Spitzname "Der Boxer" ist – wegen seiner durchschlagenden Erfolge bei seinen Finanzgeschäften.

Womit wir auch beim Thema wären. Sein Vermögen machte Lewis mit groß angelegten Spekulationsgeschäften an der Börse. Obwohl er schon seit 2001 Haupteigentümer der Spurs ist – damals kaufte er sich für 22 Millionen Pfund ein –, dürften hierzulande viele Fußballfans erst in den vergangenen Tagen und Wochen von ihm Notiz genommen haben.

Seit dem Zeitpunkt etwa, als es zwischen Tottenham-Torjäger Harry Kane und dem FC Bayern in Sachen Wechsel konkret wurde.

Doch wer ist der Mann, der den Weg von Kane nach München freimachen kann?

Der 86 Jahre alte Lewis kann im Kane-Poker zum berühmten Zünglein an der Waage werden. Er soll Spurs-Klubboss Daniel Levy, der mit ihm 2001 zum Klub kam und sein verlängerter Arm ist, angewiesen haben, Kane auf jeden Fall in diesem Sommer zu verkaufen, falls der sich weigert, einen neuen Vertrag in London zu unterzeichnen. Das berichteten zuletzt der "Telegraph" und die "Daily Mail". Lewis wolle unbedingt verhindern, dass Kane im kommenden Jahr, nach Ablauf seines Vertrags, den Klub ablösefrei verlässt.

Lewis: Angeklagt und auf Kaution frei – für 269 Millionen Euro

Aktuell steht Lewis nicht nur wegen des möglichen Kane-Abgangs im Fokus. Vielmehr macht er Schlagzeilen, weil er in den USA angeklagt ist. Ihm wird vorgeworfen, Insiderhandel an der Börse betrieben zu haben. Er soll Menschen aus seinem Umfeld heimlich Informationen zugesteckt haben, die mit diesen gehandelt und so Millionen gescheffelt haben sollen.

Nachdem er angeklagt worden war, kaufte sich Lewis laut amerikanischen Medien direkt auf Kaution frei. Für 269 Millionen Euro. Als Sicherheit sollen eine Yacht und ein Privatflugzeug gedient haben, wie das "Wall Street Journal" berichtete.

Diese Tatsache zeigt, in welchen finanziellen Dimensionen der gebürtige Londoner schwebt. Sein Vermögen wird auf rund sechs Milliarden Euro geschätzt. Allein im vergangenen Jahr soll es um 800 Millionen Euro gewachsen sein. Damit zählt er zu den reichsten Briten.

Kunstwerke im Wert von fast einer Milliarde Euro

Er ist Kunstliebhaber, besitzt mehrere bedeutende Werke von Pablo Picasso, Gustav Klimt oder Egon Schiele. Seine Sammlung soll einen geschätzten Wert von 900 Millionen Euro haben und sich auf seiner Megajacht Aviva, einem deutschen Fabrikat, befinden.

Als offizieller Wohnsitz werden von Lewis die Bahamas angegeben. Nach eigenen Aussagen hält er sich über weite Teile des Jahres aber auf seinem fast 100 Meter langen Schiff auf, das zu den 40 längsten der Welt zählt.

Über sein Privatleben ist ansonsten wenig bekannt. Als 15-Jähriger verließ er die Schule, um im väterlichen Betrieb, einem Cateringservice, zu arbeiten. Diesen übernahm und verkaufte er später und wechselte dann zum Devisenhandel. Deswegen zog er schon in den 1970er-Jahren um ins Steuerparadies Bahamas. Er ist in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei Kinder.

Im Kane-Poker wird sich Lewis jedenfalls nicht persönlich mit den Bayern-Verantwortlichen in München oder London treffen können. Im Zuge seiner Anklage musste er seinen Reisepass abgeben, darf sich nur noch in den US-Bundesstaaten New York, Georgia und Florida aufhalten. Das operative Geschäft obliegt ohnehin allein Daniel Levy. Aber der hatte schließlich eine eindeutige Ansage von seinem obersten Chef bekommen, die die Chancen der Bayern auf eine Kane-Verpflichtung sicher nicht geschmälert haben dürfte.