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DFB | Andreas Rettig: Als Hoeneß ihn den "König der Scheinheiligen" nannte


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Verbale Attacke live im TV
Als Hoeneß den neuen DFB-Boss "König der Scheinheiligen" nannte


Aktualisiert am 15.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Uli Hoeneß: Das Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern ist auf Andres Rettig nicht gut zu sprechen.Vergrößern des Bildes
Uli Hoeneß: Das Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern ist auf Andres Rettig nicht gut zu sprechen. (Quelle: Christoph Hardt via www.imago-images.de)

Andreas Rettig ist überraschend neuer DFB-Geschäftsführer. Der 60-Jährige eckt mit seinen Meinungen gerne mal an. Vor nicht einmal einem Jahr bei Uli Hoeneß.

Es war einer dieser berühmten Anrufe von Uli Hoeneß im Sport1-"Doppelpass". Vor fast genau einem Jahr ließ sich der Bayern-Patron mal wieder in den sonntagmorgendlichen Fußball-Talk durchstellen. Denn ihm lag etwas auf dem Herzen. Und das musste er loswerden. Wie er es schon so oft getan hatte, vor einem großen Publikum im Live-Fernsehen.

Thema Ende September 2022 war die umstrittene WM in Katar und die dortigen Bedingungen der Gastarbeiter sowie die Menschenrechtssituation.

Der FC Bayern stand zudem in der Kritik, weil als Sponsor die staatliche Fluglinie "Qatar Airways" auf seinen Trikotärmeln prangte und der Klub in Katar alljährlich sein Wintertrainingslager abhielt.

Andreas Rettig, der neue DFB-Geschäftsführer, der damals in der Runde saß, hatte seine Kritik geäußert und unter anderem gefordert, die WM im Wüstenstaat zum "größten PR-Desaster" werden zu lassen.

Rettig kritisiert Katar-WM und FC Bayern

Und zum Katar-Sponsoring beim Rekordmeister meinte Rettig: "Wenn der Verein FC Bayern, der den Mitgliedern gehört, sagt, dass er das nicht will, ist dieser Wille zu akzeptieren. Daher habe ich das Argument des FC Bayern in der Diskussion nicht verstanden. Mit dieser Politik, die Augen zu verschließen, stehen wir da, wo wir stehen."

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Das rief Uli Hoeneß auf den Plan, der prompt zum Hörer griff und Rettig attackierte: "Ich möchte dem Andreas Rettig, dem König der Scheinheiligen, mal sagen, ob er denn im Winter auch nicht mehr so warm duscht. Ob er denn das Gas, das wir demnächst aus Katar beziehen, oder vielleicht sogar das Öl aus Saudi-Arabien – was ich nicht so gut fände – ob er sich da schon mal Gedanken gemacht hat."

Hoeneß, einmal in Fahrt, weiter: "Eines ist jetzt schon sicher: Die WM, das Engagement des FC Bayern und andere Sportaktivitäten in der Golf-Region werden dazu führen, dass die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter dort besser werden und nicht schlechter. Ich habe noch nie etwas über Dubai, Kuwait (…) gehört. Es wird nur über Katar gesprochen. Das einzige Land, in dem es wirklich besser wird, weil diese Diskussion stattfindet, das ist Katar", argumentierte Hoeneß.

Damit nicht genug: "Und das muss sich der Herr Rettig mal überlegen. Dieses ewige Sticheln ... Über die Entscheidung vor zehn, zwölf Jahren, als die WM vergeben wurde, darüber kann man geteilter Meinung sein. Aber jetzt ist es nun mal so. Und eines ist auch klar: Den Arbeitern in Katar geht es durch die WM besser und nicht schlechter. Das sollte man endlich mal akzeptieren und nicht ständig auf die Leute draufhauen."

Rettig nennt Hoeneß "Botschafter von Katar"

Rettig antwortete ruhig: "Es überrascht mich nicht, dass Sie so argumentieren, Herr Hoeneß, als Botschafter von Katar. Ich meine, Sie sind seit Jahren verbunden mit dem Hause."

Dann wurde der frühere DFL-Geschäftsführer (2013-15) inhaltlich: "Die Beispiele, die Sie genannt haben (Dubai, Kuwait, d., Red.), sind nicht zielführend, denn die haben alle keine Weltmeisterschaft ausgetragen, wie es jetzt in Katar der Fall ist. Und man sieht ja, dass dieser lange Weg der Kataris auch bei Ihnen verfängt, was das Thema Sports-Washing angeht."

 
 
 
 
 
 
 

"Ich empfehle Ihnen dringend, sich erklären zu lassen, wie die Umstände in diesem Land sind, wie dort gearbeitet wird", so Rettig, der anfügte: "Ich kann nur hoffen, dass sich Herr Neuendorf (DFB-Präsident Bernd Neuendorf, d. Red.) durchsetzt mit dem Fonds für Todesopfer, für Baustellenopfer – wo Tausende von Arbeitern dort gestorben sind."

Anschließend hatte er noch einen Rat für den Anrufer: "Ich würde Ihnen empfehlen, dass Sie die Quellen, die Sie anzapfen, demnächst etwas breiter aufstellen."

Hoeneß fragt Rettig: "Waren Sie schon einmal in Katar?"

Hoeneß reagierte mit einer Frage an Rettig: "Waren Sie schon einmal in Katar?"

Rettig: "Nein, das gehört nicht zu meinen bevorzugten Reisezielen."

Hoeneß: "Ah ja. Ich war schon einmal in Katar und habe mich vor Ort umsehen können. Und ich glaube, es wäre ganz gut, wenn Sie auch mal nach Katar fahren und sich die Dinge vor Ort anschauen."

Rettig sarkastisch: "Aber Herr Hoeneß, Herr Beckenbauer hat ja auch keine Sklaven dort gesehen. Dann ist ja alles in Ordnung."

Hoeneß: "Ich gehe mal davon aus, dass Sie etwas intensiver suchen würden."

Rettig: "Davon können Sie ausgehen."

Und dann war er wieder weg: "Vielen Dank, meine Herren", sagte Hoeneß mit heiterer Stimme zum Abschied und legte auf.

Auf die erste Stellungnahme des Bayern-Ehrenpräsidenten zur Ernennung von Rettig als Nachfolger von Oliver Bierhoff dürften viele Fußball-Fans schon gespannt sein.

Verwendete Quellen
  • YouTube.com: Überraschungsanruf: Hier explodiert Hoeneß im Doppelpass
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