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Telegramm aus Doha: Jetzt gibt es kein Zurück mehr | WM 2022


Infantinos Wutausbruch
Jetzt gibt es kein Zurück mehr


Aktualisiert am 20.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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"Heute fühle ich mich homosexuell": Einen Tag vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-WM sorgte Fifa-Präsident Infantino mit Provokationen für Aufsehen. (Quelle: t-online)

Fifa-Präsident Gianni Infantino steht vor dem WM-Start so sehr im Fokus wie noch nie. Denn es gibt gleich mehrere Brandherde zu löschen. Der Druck steigt.

Guten Morgen aus Doha,

bevor ich auf diese wilden Tage rund um die Fifa und die anstehende WM eingehe, möchte ich kurz erklären, was das "Telegramm aus Doha" überhaupt ist. Mein Name ist Benjamin Zurmühl und ich bin Sportredakteur bei t-online. Mein Kollege Noah Platschko und ich sind bei der WM in Katar für Sie, liebe Leserinnen und Leser, im Einsatz. Da rund um dieses umstrittene Turnier viele Dinge passieren, wollen wir jeden Morgen ein paar unserer Beobachtungen, Anekdoten und Erkenntnisse mit Ihnen teilen.

Und da komme ich heute nicht an Gianni Infantino vorbei. Denn der Präsident der Fifa hat am Samstag eine historische Pressekonferenz veranstaltet. "Heute fühle ich mich katarisch, arabisch, afrikanisch, homosexuell, behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant", sagte er. Was folgte, war ein einzigartiger Rundumschlag gegen die Kritiker der WM in Katar. Besonders nach Europa schoss Infantino einige Giftpfeile. Negative Kommentare seien "Heuchelei", Berichte über gekaufte Fans "Rassismus".

Mit diesen Aussagen vollendete Infantino eine Entwicklung der letzten Jahre. Europa spielt für die Fifa nur noch eine Nebenrolle. Der Fokus liegt inzwischen auf anderen Kontinenten – allen voran Asien. Das hat nicht nur mit dem aktuellen WM-Gastgeber zu tun, sondern auch mit den Sponsoren der Fifa. Denn die Zahl der "westlichen" Sponsoren sinkt, die der anderen steigt. Die Fifa listet auf ihrer Website sieben Partner auf: Adidas, Coca-Cola, Hyundai-Kia, Qatar Energy, Qatar Airways, Visa und Wanda. Drei nicht-asiatische Unternehmen sind vertreten. Dazu kommen sieben weitere Sponsoren: Budweiser, Byju's, Hisense, McDonald's, crypto.com, Mengniu Dairy und Vivo. Zwei nicht-asiatische Unternehmen sind vertreten. Zum Vergleich: Bei der WM 2010 waren von den 14 Partnern und Sponsoren lediglich fünf aus Asien. Die Tendenz zeigt also in eine klare Richtung – weg von Europa.

Auch die Vergrößerung der WM-Teilnehmerzahl von 32 auf 48 Teams ab 2026 ist eine Entscheidung Infantinos gewesen, die vor allem bei den Nicht-Europäern gut ankam. Zu diesen Entwicklungen passt, dass der Fifa-Chef bereits vor einem Jahr nach Katar gezogen ist. Gerüchten aus der Schweiz zufolge soll er auch mit dem Gedanken gespielt haben, den Hauptsitz der Fifa von Zürich nach Doha zu legen. Infantino selbst dementierte dies.

Gepaart mit der vor allem in Europa ablaufenden Boykott-Diskussion der WM in Katar ist das Verhältnis zwischen dem Heimatkontinent der Fifa und dessen Präsidenten zerrüttet. Ein Zurück wird es kaum geben. Und auch wenn Asien, Südamerika oder Afrika vielleicht mehr potenzielle WM-Zuschauer und in Teilen auch mehr Geld bieten, bleibt Europa aus sportlicher Sicht die klare Nummer eins. Infantino muss aufpassen, dass er die Uefa-Länder nicht vergrault. Denn sonst wird die Abhängigkeit von Asien und Co. noch größer. Und das könnte der Fifa neue Probleme bereiten.

WM-Anekdote

Wer in eins der WM-Mediencenter in Katar will, muss durch eine Sicherheitskontrolle. Eine Art Mini-Flughafenscan. Ich legte also gestern meinen Rucksack auf das Fließband und ging durch den Scanner. Auf der anderen Seite angekommen wollte ich gerade meinen Rucksack greifen, als mich einer der Mitarbeiter stoppte und fragte: "Haben Sie eine Wasserflasche dabei?" Ich bejahte und holte sogar zwei heraus. Eine nickte der Mann ab, die andere nicht. "Das ist eine Flasche des WM-Sponsors, diese hier nicht." Etwas genervt suchte ich mit meinen Augen einen Mülleimer. Der Kontrolleur aber riss einfach das Etikett ab und gab mir die Flasche wieder. "So ist es in Ordnung, Sie dürfen jetzt gehen."

Heutige WM-Spiele

17:00 Uhr, Gruppe A: Katar gegen Ecuador (WM-Eröffnungsspiel)

Weitere Hinweise

Am Montag steht erstmals der Iran bei der WM auf dem Platz, Gegner ist England. Angesichts der Proteste im Land wird mit Spannung erwartet, wie sich die Nationalmannschaft in Katar präsentiert. Um 15 Uhr ist heute die Pressekonferenz vor dem Spiel.

Womöglich werden sich Trainer Carlos Queiroz und einer seiner Spieler (noch unklar) ein paar brisanten Fragen stellen.

Die WM in Katar beginnt. t-online ist mit vor Ort und berichtet über das brisanteste Turnier der Fußballgeschichte. Mit dem WM-Push verpassen Sie keine News mehr. Hier können Sie ihn abonnieren.

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