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"Die Darts-WM kann Leben verändern" – Elmar Paulke im Interview


Faszination des Kneipensports
"Die Darts-WM kann Leben verändern"

Ein Interview von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 15.12.2017Lesedauer: 4 Min.
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Für Peter "Snakebight" Wright (l.) ist Darts mehr als nur ein Sport.Vergrößern des Bildes
Für Peter "Snakebight" Wright (l.) ist Darts mehr als nur ein Sport. (Quelle: imago-images-bilder)

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit findet in London eine der größten Parties statt – die Darts-WM. Verrückte Typen, noch verrücktere Fans und eine Sportart, die mitreißt. Viele Fans kommen aus Deutschland.

Ab dem heutigen Donnerstag wird die Darts-WM im legendären "Ally Pally", dem Alexandra Palace, auf "Sport1" übertragen. Kommentieren wird das Event Elmar Paulke, der seit vielen Jahren als deutsche Stimme des Darts gilt. Im Interview mit t-online.de spricht er über die Faszination Darts und erzählt, wie ein Fan bei einem Event von der Bühne stürzte.

t-online.de: Herr Paulke, die Darts-WM in London steht vor der Tür. Viele Fans freuen sich auf das Highlight des Jahres. Was macht Darts so besonders?

Elmar Paulke: Das Gesamtpaket Darts ist einzigartig. Es ist nicht nur der Sport, sondern auch die Stimmung mit wilden Fans. Die WM ist auch ein starker Kontrast aus alten, ja fast museumsähnlichen Gebäuden, in denen verkleidete Menschen eine Party feiern. Dazu ist Darts sehr schnell, da es alle zwei Minuten eine Entscheidung gibt. Es ist eine puristische Sportart. Man spielt den Sport genauso, wie man ihn vor 100 Jahren gespielt hat. Darts ist auch ein guter Gegenpol zu all der Technik, die wir heute in unserem Leben haben. Es ist „nur“ ein Pfeil auf eine Scheibe werfen.

Ist Darts ist so erfolgreich, weil sich die Fans mit den Sportlern identifizieren können?

Das glaube ich auch. Viele Menschen stehen im Publikum und denken: "Das könnte auch ich da oben sein. Der hat auch einen kleinen Bauch und ein schlecht gestochenes Tattoo." Generell ist der Fan einfach Teil des Sports beziehungsweise der Show. Das löst der Verband sehr gut. Die Fans werden oft gezeigt im Fernsehen und können ihre Schilder schreiben und hochhalten. Das ist vielleicht das Geheimnis des Erfolgs. Neben der Darts-WM gibt es inzwischen auch eine Promi-Darts-WM und die German Masters wurden auch im Fernsehen übertragen. Vor zehn Jahren sah das noch vollkommen anders aus.

Wie haben Sie die Entwicklung des Hypes um den Sport wahrgenommen?

Es gab mehrere Stufen. Zu Beginn haben sich nur Dart-Freaks die Übertragungen angeguckt und mit der Zeit kamen immer mehr dazu. Inzwischen hat sich zum Beispiel das deutsche Biathlon-Team mehrere Boards und Pfeile bestellt. Ein großer Faktor ist auch der Zeitpunkt der Darts-WM. Zwischen den Jahren haben die Leute Zeit und irgendwann genug Filme geschaut und mit der Familie gegessen. So kommt es dazu, dass nicht nur der klassische Dartsspieler sich die WM anguckt.

Was macht die Darts-WM noch so besonders?

Die Fans spüren, dass es für die Spieler ein besonderes Turnier ist. Es ist auch das höchstdotierte. Die Darts-WM kann Leben verändern. Das ist nicht nur ein Spruch. Das beste Beispiel ist Peter Wright. Er dachte 2014, dass die WM sein letztes Turnier sein wird und schafft es plötzlich ins Finale und hat genug Geld, um die Karriere fortzusetzen. Der „Ally Pally“ (Alexandra Palace, Austragungsort der WM, Anm. d. Red.) hat es in den letzten Jahren auch geschafft, zum Mekka des Darts zu werden. Nirgendwo gibt es so eine wilde Party. In der Premier League Darts sind vielleicht 15.000 Fans da, im Ally Pally nur 3.500. Trotzdem machen die 3.500 Fans die gleiche Stimmung (lacht). Da kommen Fangruppen mit 50 bis 60 Mann im gleichen Kostüm.

Unter diesen Gruppen gibt es auch viele deutsche Fußballfans. Wo sehen Sie die Verbindung?

Da mischen sich einfach zwei Fangemeinden. Einmal im Ally Pally gewesen zu sein steht offenbar auf der To-Do-Liste vieler Anhänger. Die Leute haben zwischen den Jahren Zeit und können Silvester gleich in London feiern, was ja auch nicht schlecht ist. Dieses Jahr werden so viele deutsche Fans erwartet, dass es extra deutsche Security geben wird. Das zeigt einfach, wie beliebt diese Sportart geworden ist.

Darts und Fußball sind zwei völlig unterschiedlich Sportarten. Gibt es trotzdem eine Verbindung?

Das eine ist ein Mannschaftssport, das andere ein Einzelsport. Doch es gibt eine Situation aus dem Fußball, die dem Darts ähnelt: das Elfmeterschießen. Eric Bristow, eine englische Darts-Legende, hat das mal treffend gesagt. Darts ist wie vier Stunden Elfmeterschießen. Von außen sieht beides leicht aus. Dabei ist es vor allem mental unglaublich hart. Sie ahnen nicht, wie viele Zuschriften wir bekommen, was man tun muss, um im Ally Pally mal mitzuspielen. Dabei ist Darts harte Arbeit. Die Jungs trainieren mehrere Stunden täglich. Inzwischen geht es eben um viel Geld, da sind mehrere Millionen im Spiel.

Sie beschreiben Darts als einen wilden Sport. Fällt Ihnen eine lustige Geschichte ein, die Sie als Kommentator erlebt haben?

Ich moderiere auch die Darts-Events hier in Deutschland, die von der Hallengröße mit dem Ally Pally vergleichbar sind. Da ist bei einem Warm-Up vor dem Wettbewerb in einer deutschen Stadt in diesem Jahr etwas Lustiges passiert. Wir wollen die Fans immer einbeziehen und haben deshalb einen Mann auf die Bühne geholt, der von den anderen Zuschauern angefeuert wurde. Er fing plötzlich mit Headbanging an und ich meinte noch zu ihm: „Mach das nur so lange, wie es dir gut geht.“ Gerade als ich das gesagt hatte, verlor er das Gleichgewicht und ist von der Bühne gefallen (lacht). Es ist zum Glück nichts passiert. Der Mann kam auch direkt wieder nach oben und sagte „Game On“. Das ist das schrägste Warm-Up, was mir je passiert ist.

Elmar Paulke (47) ist seit 2005 für "Sport1" bei allen großen Darts-Events im Einsatz. Auch in diesem Jahr kommentiert er mit Tomas Seyler die WM in London. Auch für die "ProSieben"-Sendung "Schlag den Henssler" ist er tätig. In seinem Buch "Game On! Die verrückte Welt des Darts" erzählt er viele Geschichten aus dem vermeintlichen Kneipensport.

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