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Leichtathletik-WM – Niklas Kaul: Mit Apfelmus zum großen Triumph


Goldmedaille im Zehnkampf
WM-König Kaul: Mit Apfelmus zum großen Triumph

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 04.10.2019Lesedauer: 3 Min.
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Ein ungläubiger Niklas Kaul: Der deutsche Zehnkämpfer ist über seine eigene Leistung baff.Vergrößern des Bildes
Ein ungläubiger Niklas Kaul: Der deutsche Zehnkämpfer ist über seine eigene Leistung baff. (Quelle: Michael Kappeler/dpa-bilder)

Geplant hat er mit den Top Fünf. Gehofft hat er auf Platz drei. Geworden ist es Platz eins. Niklas Kaul ist Weltmeister im Zehnkampf. Hinter der Goldmedaille steckt mehr als nur harte Arbeit.

Den ersten Tag des Zehnkampfes betrachtet Niklas Kaul stets als "Schadensbegrenzung". In den ersten fünf Wettkämpfen ist Kaul nämlich in der Regel weit von der Weltspitze entfernt. Platz elf bedeutete das bei der WM in Doha. Angst davor, am entscheidenden zweiten Tag chancenlos zu sein, hatte er keine. Auch seine Eltern, die im Stadion live dabei waren, blieben zuversichtlich.

Zu Recht. Am zweiten Tag holte Kaul auf, sorgte mit einer persönlichen Bestmarke nach der anderen für eine einzigartige Aufholjagd. Während er den Speer auf über 79 Meter feuerte, verzweifelte die Konkurrenz um Topfavorit Damian Warner. Vor dem finalen Wettbewerb, den 1.500 Metern, wirkte Kaul hoch fokussiert. Auch in seinem Kopf gab es nur ein Ziel. Seine Gedanken beschrieb er wie folgt: "Diese Chance bekommst Du vielleicht nie wieder in Deinem Leben. Deshalb musst Du sie genau jetzt nutzen, egal, ob sie mich hinterher aus dem Stadion tragen müssen."

Über 1 Kilogramm Apfelmus pro Wettkampf

Aus dem Stadion getragen werden musste Kaul nicht. Platz eins gab es trotzdem. "Wie das passiert ist, weiß ich nicht", sagte er nach dem Finale. "Weltmeister – das habe ich noch überhaupt nicht verarbeitet, das kommt sicher erst in den nächsten ein, zwei Tagen. Das hätte ich nie erwartet. Es fühlt sich surreal an." Nun ist er also "König Kaul", der König der WM.

Auch für die Experten kam der Weltmeistertitel überraschend. ARD-Experte Frank Busemann tippte ihn auf Platz fünf. Alle rechneten zwar damit, dass Supertalent Niklas Kaul früher oder später ganz oben auf dem Podium stehen würde – dass das so früh und bereits in Katar der Fall sein könnte, erwartete kaum jemand.

Als besten Zehnkämpfer würde Kaul sich selbst auch nicht betiteln, aber als den "vielleicht konstantesten". Jene Konstanz kommt auch von seiner Lieblingsnahrung bei Wettkämpfen: Apfelmus. "Das Schlimmste ist, wenn man im Wettkampf in ein Loch fällt, weil man zu wenig gegessen hat." Deswegen setzt er auf Apfelmus. Viele Kohlenhydrate, leicht zu essen und gut bekömmlich: Mehr als ein Kilogramm pro Wettbewerb konsumiert er wohl.

"Wir hatten nicht vor, unsere Kinder zu trainieren"

Während das Apfelmus hilft, die Konstanz im Wettbewerb zu halten, sind die Eltern von Niklas Kaul für seine Entwicklung zuständig. Denn sie sind nicht nur seine treuen Begleiter, sondern auch seine Trainer und Kritiker. Michael Kaul, sein Vater, war selbst Leichtathlet, wurde über die 400-Meter-Hürden Deutscher Meister. Die Vielseitigkeit hat Niklas aber eher von seiner Mutter, die in Österreich über die 400 Meter, 400-Meter-Hürden und 800 Meter nationale Titel feierte.

Sie kennen ihren Sohn und wissen, wie sie ihn motivieren können. Dass ihre Arbeit so fruchten würde, hätten sie aber nicht gedacht. Schon im Januar 2017 sagte Vater Michael der "Allgemeinen Zeitung": "Wir hätten nicht gedacht, dass wir mal so erfolgreiche Trainer sind." Geplant war dieser Job nämlich nicht. "Wir hatten nicht vor, unsere Kinder zu trainieren", erklärte er. Denn neben Sohn Niklas wird auch Tochter Emma (Jahrgang 2006) vom Ehepaar Kaul trainiert.

Wo geht die Reise hin?

Neben seinen Eltern ist auch Zehnkampf-Olympiasieger Ashton Eaton eine große Inspiration. Der US-Amerikaner dominierte die Sportart über mehrere Jahre, war sogar lange Zeit Weltrekordhalter. Im März 2016 durfte der damals 18-jährige Niklas Kaul mit zu einem Trainingslager in den USA nach Oregon und konnte Eaton dort bei seiner Arbeit über die Schulter schauen.


Kaul bezeichnete die Hospitation in einem Blog-Eintrag für "Spikes" als "Fenster in die Welt, in der die wirklichen Champions arbeiten". Er lernte, wie er bei einem Wettkampf die Ruhe bewahrt und wie er sich ideal fokussiert. Sein Mindset habe sich in diesen Tagen enorm verbessert, erklärte Kaul. Und so sagte er nur wenige Tage vor seinem WM-Titel in Doha: "In Wochen wie diesen hilft es, daran zurückzudenken, was ich vor ein paar Jahren von einem der Besten aller Zeiten gelernt habe."

Wo geht die Reise für Niklas Kaul hin? Mit 21 Jahren steht er erst am Anfang seiner Karriere. Im nächsten Jahr finden die Olympischen Spiele in Tokio statt. Dann könnte aus dem König von Doha der König von Tokio werden. Inzwischen glauben auch die Experten daran. Frank Busemann prognostizierte nach dem Finale: "Wer mit 21 Jahren fast 8.700 Punkte macht, der muss irgendwann 9.000 machen."

Verwendete Quellen
  • Spikes: "Lektion gelernt" (engl.)
  • Nachrichtenagentur SID
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