Absturz des Traditionsclubs "Eishockey, verdammte Hölle" - DEG-Neuanfang nach Abstieg
Auch für die DEL ist der endgültige Abstieg des einstigen Serienmeisters Düsseldorfer EG ein herber Verlust. Für die DEG geht es im Unterhaus bei null wieder los. Gesichert sind erstmal zwei Jahre.
Was lange Zeit undenkbar erschien, ist nun Realität und droht länger als ein Jahr Tatsache zu bleiben: Der einstige Eishockey-Serienmeister Düsseldorfer EG ist nur noch zweitklassig. Den ersten sportlichen Abstieg aus der Deutschen Eishockey Liga, den selbst Bundestrainer Harold Kreis als "dramatisch" bezeichnete, besiegelte der gleichzeitige Aufstieg der Dresdner Eislöwen am Dienstagabend.
Hätte im siebten Finalspiel der DEL2-Playoffs nicht Tomas Sykora für Dresden, sondern ein Spieler der Ravensburg Towerstars in der Verlängerung getroffen, wäre die DEG erstklassig geblieben. Anders als Dresden erfüllt Ravensburg die wirtschaftlichen Bedingungen für den Aufstieg nicht.
"Eishockey, verdammte Hölle", kommentierte die DEG sofort nach dem Spiel den dritten Abstieg ihrer Historie: Vor 66 Jahren war sie aus der damaligen Bundesliga abgestiegen, vor 27 Jahren gab es den vorübergehenden freiwilligen DEL-Rückzug aus wirtschaftlichen Gründen.
Zwei Club-Idole müssen DEG neu aufstellen
Was nach einem sportlichen Drama klingt, wurde von der DEG selbst als "verdienter sportlicher Abstieg" eingeordnet. "Wir müssen und werden akzeptieren, was sportlich passiert ist. Wir sehen diese Phase auch als Chance, die DEG wieder auf ein stabiles Fundament zu stellen – sportlich, organisatorisch und finanziell", sagte der neue Geschäftsführer Andreas Niederberger dann am Tag nach der sportlichen Entscheidung.
Denn in den vergangenen Monaten ist so ziemlich alles schiefgelaufen, was hätte schieflaufen können: monatelange Verletzungen wichtiger Leistungsträger, aber vor allem auch haarsträubende Entscheidungen in der Geschäftsführung, Ärger zwischen den Gesellschaftern, etliche Fehleinkäufe und Leistungsträger im Dauer-Formtief.
Status Quo: Kein einziger Spieler und kein Trainer
Im 90. Jahr seines Bestehens steht der achtmalige deutsche Meister nun vor einem kompletten Neuanfang. "Aber wir hatten genügend Zeit, uns darauf einzustellen und haben unsere Planungen daraufhin ausgerichtet", sagte Niederberger. Doch viereinhalb Monate vor dem neuen Saisonstart stehen beim Absteiger kein einziger Spieler, kein Trainer und de facto auch kein Manager unter Vertrag. Den Job des geschassten Niki Mondt soll Club-Idol Niederberger mit übernehmen.
Der Vater von Nationaltorhüter Mathias Niederberger bildet offiziell zum 1. Mai zusammen mit seinem einstigen DEG-Verteidigerkollegen Rick Amann (Finanzen) die Geschäftsführung. Einst holten sie Seite an Seite in den 1990er Jahre eine Meisterschaft nach der anderen an die Brehmstraße, nun sollen sie den Notstand verwalten und möglichst Aufbruchstimmung erzeugen.
Immerhin soll das Geld dank einer Einigung der Gesellschafter auf den letzten Drücker für die kommenden beiden Spielzeiten reichen. Und dann? Unklar. "Unsere Aufgabe ist es, mit den gegebenen Grundlagen und Rahmenbedingungen die DEG absolut zukunftsfähig zu machen – und das unabhängig von der DEL oder DEL2", sagte Niederberger dazu.
Perspektive: Wohl erstmal Zweitliga-Mittelmaß
Eine schnelle Rückkehr in die DEL ist unter den aktuellen Voraussetzungen sehr ungewiss. Wegen der Zwei-Jahres-Perspektive ist bereits die Rede davon, dass man ja (noch) keinen Aufstiegskader zusammenstellen müsse. Nach Aufbruchstimmung klingt das nicht.
Das Problem ist nur: Selbst wenn das in der übernächsten Saison gelingen sollte, ist der tatsächliche Aufstieg wegen der Unwägbarkeiten der Playoffs alles andere als planbar. Die Kassel Huskies als Zweitliga-Krösus und DEG-Lokalrivale Krefeld Pinguine nach dem Abstieg 2022 mühen sich nun schon seit Jahren vergeblich um den Wiederaufstieg in die DEL.
Auch für die erste Liga ist der Absturz der DEG mit ihrer großen Fangemeinde ein Verlust. "Das war unser viertgrößter Club mit einem sehr großen Markt", sagte DEL-Geschäftsfüher Gernot Tripcke. "Aber so ist es. Das können wir uns nicht aussuchen."
- Nachrichtenagentur dpa