Berliner Ensemble Theaterchef Reese: Auch ab Herbst keine normale Spielzeit

Berlin (dpa) - Theaterintendant Oliver Reese (55) rechnet damit, dass die Coronavirus-Krise die Arbeit am Berliner Ensemble noch über Monate verändern wird. "Wir gehen jetzt alle davon aus, dass wir bis zum Ende der Saison nicht mehr spielen werden", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Er hoffe aber, dass alle bald wieder proben können. Das Haus arbeite an einem Plan, um bei einer späteren Wiederöffnung die Hygieneregeln einhalten zu können. Nach einem möglichen Sitzplan säßen dann statt 700 nur noch 200 Zuschauer im großen Haus. Es müsse auch geschaut werden, wie Schauspieler bei Proben und Vorstellungen zueinander Abstand halten könnten.
"Wir gehen davon aus, dass wir bestimmte Stücke wie Ferdinand von Schirachs "Gott", das ein Debattendrama ist, leichter spielen können als die neue Inszenierung von Frank Castorf, wo ein extrem körperliches Theater gefragt ist", sagte Reese. Die beiden Inszenierungen hätten eigentlich im Frühjahr Premiere gehabt.
Vieles müsse nun umdisponiert werden. "Es ist schon ein gewaltiger Verschiebebahnhof", sagte Reese. Man sei auch sicher, dass die nächste Saison ab Herbst nicht so dicht mit Premieren bestückt werden könne wie eigentlich geplant.
"Um die Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, werden wir mit weniger Technikern gleichzeitig arbeiten müssen, was dazu führt, dass wir nicht im gewohnten Maße und Tempo Stücke auf- und abbauen können", sagte Reese. Er glaube, dass die Krise "tiefgreifende Konsequenzen" habe - für die Kunst auf der Bühne, den Saalplan, den Aufbau von Bühnenbildern oder die Art zu proben. Das werde das Theater "auf Monate oder wer weiß wie lange" verändern.