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König Charles III. muss auf Missbrauchsskandal um Prinz Andrew reagieren


Palast wegen Königsbruder unter Druck
"Kein Weg zurück": König Charles III. muss reagieren

Von Maria Bode

Aktualisiert am 08.01.2024Lesedauer: 5 Min.
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Prinz Andrew mit dem heutigen König Charles III. (Archivbild):Vergrößern des Bildes
Prinz Andrew mit dem heutigen König Charles III. (Archivbild): (Quelle: MJ Kim/Getty Images)

Die Verwicklung in einen Missbrauchsskandal kostete Prinz Andrew Ansehen und Ehrentitel. Nach neuen Enthüllungen wird es selbst für Royalisten Zeit, dass der König reagiert und handelt.

Zum Start des neuen Jahres steht der britische König Charles III. immens unter Druck. Grund dafür sind jüngst veröffentlichte Akten im Fall um den verstorbenen US-Geschäftsmann und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. 69 Mal taucht in dem über 900-seitigen Dokument der Name von Prinz Andrew auf. Der Skandal um den jüngeren Bruder des Monarchen lässt sogar palastnahe Blätter gegen das Königshaus hetzen. Doch welche Konsequenzen könnten dem Herzog von York nun drohen? Und wie verhält sich der Palast?

Ein US-Gericht gab in dieser Woche die Namen von rund 170 zuvor meist anonym behandelten Personen frei. Darunter auch Prinz Andrew, der bereits mehrfach in diesem Kontext aufgetaucht war. So hatte die Klägerin Virginia Giuffre 2021 Klage wegen sexuellen Missbrauchs gegen ihn eingereicht. Andrew will sie nie getroffen haben, obwohl er 2001 mit ihr für ein Foto posiert hatte. 2022 einigten sich die Parteien außergerichtlich, ein Schuldeingeständnis des Royals gab es nie.

Mit Veröffentlichung der Liste tauchen jetzt neue Vorwürfe einer anonymisiert auftretenden Frau namens Jane Doe 3 gegen ihn auf – bei dieser soll es sich ebenfalls um Virginia Giuffre handeln. Ihr zufolge soll Andrew unter anderem an einer "Orgie mit Minderjährigen" teilgenommen haben. Auch soll er mehrere Wochen in Epsteins Villa in Palm Beach, Florida, verbracht haben, wo er sich täglich habe massieren lassen. Bei den sogenannten "Massagen" handelte es sich laut Berichten mehrerer Opfer um sexuelle Handlungen. Eine andere Zeugin, Johanna Sjoberg, gab an, dass Andrew sie an die Brust gefasst habe. Der Royal hat jegliche Vorwürfe stets zurückgewiesen – und tut das noch immer.

Spekulationen über Neuanfang waren einmal

Heute tritt Andrew nur noch selten öffentlich auf. Die Gelegenheiten im vergangenen Jahr sind an einer Hand abzuzählen. Darunter der Weihnachtsspaziergang: Am 25. Dezember zeigte er sich mit der Royal Family vor und nach dem Gottesdienst in Sandringham, er lachte und unterhielt sich mit Verwandten und Fans. Bei diesem kaum privaten Auftritt wirkte der 63-Jährige fast befreit. Und bei der Krönung von König Charles III. im Mai 2023 mutete er kaum weniger ausgeschlossen an als der verstoßene Prinz Harry. Betrachtet man Bilder von Andrew mit seinen Familienmitgliedern, so schien hier alles fein. Britische Medien spekulierten sogar über einen Neuanfang.

Doch die detaillierten Vorwürfe gegen Andrew, die die Dokumente jetzt nahelegen, führen zu einem neuen Aufschrei. An vielen Stellen wird verlangt, dass König Charles III. handelt. Auch von palastnahen Blättern. So titelte "The Sun" am Freitag: "Zeit, Andrew den Laufpass zu geben", die "Daily Mail" schrieb: "Kein Weg zurück".

"Andrew ist eine Belastung"

"Der König wäre gut beraten, die Beziehungen zu seinem Bruder vollständig zu beenden", schrieb Charles-Biograf Robert Jobson in "The Sun". Er erklärte weiter: "Andrew ist eine Belastung, und dieser Skandal wird nicht verschwinden." Royalkommentator Phil Dampier sieht die jüngsten Enthüllungen als "letzten Sargnagel". Er betonte in dem Blatt: "Wenn Andrew auch nur einen Gedanken daran verschwendet hat, dass er irgendwann zurückkommen könnte, hat dies diese Hoffnungen zerstört."

Der ehemalige Innenminister der Liberaldemokraten, Norman Baker, gab zudem an: "Diese Angelegenheit muss ein für alle Mal geklärt werden, und dieses Geschwür muss beseitigt werden."

Vieles wurde Andrew bereits genommen. Nachdem Virginia Giuffre 2019 öffentlich gemacht hatte, dass sie als Minderjährige von Epstein und seiner Partnerin Ghislaine Maxwell zum Geschlechtsverkehr mit Prinz Andrew gezwungen worden sei, nahm ihm seine Mutter, die 2022 verstorbene Queen Elizabeth II., sämtliche Ehrentitel und schloss ihn aus dem Kreis der arbeitenden Mitglieder des Königshauses aus. Seither nimmt Prinz Andrew keine offiziellen Termine mehr für den Palast wahr. Auch ist er keine Königliche Hoheit mehr.

Charles will Andrew selbst für Wohnkosten aufkommen lassen

Nun wird die Forderung laut, Andrew solle sein 31-Zimmer-Anwesen, die Royal Lodge auf dem Gelände von Schloss Windsor, verlassen. Doch König Charles III. steht hier vor einem Problem: Laut Mietvertrag mit dem Crown Estate habe Andrew das Recht, bis 2078 in der Royal Lodge zu leben, schreiben mehrere britische Medien. Anzeichen, dass er sich vom Fleck rühren werde, gibt es laut BBC derzeit nicht. Doch, so berichtet der "Telegraph", Andrew werde wohl bald dazu gezwungen, künftig selbst für die Sicherheitsvorkehrungen und die Instandhaltung der stark reparaturbedürftigen Royal Lodge aufzukommen. Andrew müsse dann selbst "ein kleines Vermögen aufbringen". Eine Klausel im Mietvertrag besagt, dass Andrew das Anwesen in einem angemessenen Standard halten müsse. Das Problem: Er hat kein erkennbares Einkommen. Vielleicht kann er hier jedoch auf seine Ex-Frau Sarah Ferguson bauen, mit der er zusammenwohnt.

So fest verwurzelt Andrew in seinem Zuhause zu sein scheint, so wackelig ist es andernorts. Der Palast ist unter Handlungsdruck. Charles scheinen zwar, was die Royal Lodge und den Entzug von Andrews Titel als Herzog von York angeht, mehr oder weniger die Hände gebunden. Doch bezüglich einer Sache müsste er spätestens jetzt bestärkt sein: Andrew darf nie wieder königliche Pflichten übernehmen. In Zukunft wird er wohl kaum noch gemeinsam mit der Royal Family öffentlich auftreten.

Vom Palast gibt es dennoch keinerlei Regung in dieser Angelegenheit. Wobei es zunächst auch bleiben dürfte, da Andrew eben kein "Working Royal" mehr ist – wenn auch noch der Achte in der britischen Thronfolge.

Monarchiegegner fordern Antworten

Eine ausbleibende Reaktion zu dem Fall dürfte vor allem Gegnerinnen und Gegnern der Monarchie zugutekommen. Graham Smith, Chef der Organisation Republic, fordert Antworten. Schließlich sei Andrew zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Taten aktives Mitglied der Royal Family und Sonderbeauftragter der britischen Regierung für internationalen Handel gewesen. Die Kampagne zeigte Andrew bei der Londoner Polizei an – die ermittelt zunächst aber nicht. "Sollten uns neue und relevante Informationen zur Kenntnis gebracht werden, werden wir diese wie bei jeder Angelegenheit bewerten", hieß es von der Metropolitan Police.

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Auch Sir Keir Starmer, Vorsitzender der Labour-Partei, fordert im Gespräch mit dem Sender LBC Radio, dass die Polizei die Vorwürfe gegen Andrew untersuchen müsse. "Wenn es eine Beschwerde gibt, ist es unvermeidlich, dass sie untersucht wird. Ich meine, wir müssen hier bei den Opfern anfangen und uns ansehen, welche Anschuldigungen erhoben wurden."

Und König Charles III.? Der zeigte sich am Sonntag bestens gelaunt auf dem Weg zum Gottesdienst in Sandringham. Er strahlte und winkte wartenden Fans zu, während er mit einer Freundin zur Kirche St. Marys Magdalene lief. Business as usual? Die Frage ist, wie lange noch – und wie es wohl hinter den Palastmauern derzeit brodelt.

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