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Riccardo Simonetti: "Als queere Person muss man immer noch kämpfen"


Riccardo Simonetti
"Als queere Person muss man immer noch kämpfen"

Von Sebastian Berning

22.09.2022Lesedauer: 4 Min.
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Riccardo Simonetti: Er moderiert "Glow up" und hofft Menschen damit zu sensibilisieren.Vergrößern des Bildes
Riccardo Simonetti: Er moderiert "Glow up" und hofft, Menschen damit zu sensibilisieren. (Quelle: Malorie Shmyr/ZDF)

Riccardo Simonetti bringt dem Zuschauer Make-up und queere Personen näher. t-online erklärt er, warum es wichtig ist, dass das ZDF dies in den Mittelpunkt rückt.

Seit Jahren ist er in den sozialen Medien ein gefeierter Star. Doch in den letzten Jahren schafft Influencer Riccardo Simonetti den Sprung zum Entertainer, der auch außerhalb von Instagram, TikTok und Co. das Publikum begeistern kann. Das ZDF hat die Qualitäten des 29-Jährigen für sich entdeckt. Er darf die neue Show "Glow up" (ab heute auf ZDFneo, donnerstags 20:15 Uhr) moderieren, in der Make-up-Künstler gegeneinander antreten.

Im Interview mit t-online macht der Moderator deutlich, warum es ihm wichtig ist, dass dem ZDF-Zuschauer gezeigt wird, dass auch ein Mann Make-up tragen kann.

Wie sehr bestimmen Make-up und Beauty Ihren Alltag?

Riccardo Simonetti: Beauty und Make-up sind für mich vor allem eine Sprache, die für mich spricht, bevor ich selber den Mund aufmachen kann. Mir geht es dabei gar nicht immer so sehr darum, schön auszusehen, sondern einfach darum, interessanter auszusehen oder ein Statement zu setzen.

Wann haben Sie die ersten Schminkversuche unternommen?

Das erste Mal geschminkt wurde ich wahrscheinlich von meiner Schwester, als ich ein kleiner Junge war. Ich sah ein bisschen aus wie E.T., der versucht, als Mensch durchzugehen.

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Wann haben Sie dann selbst zum ersten Mal zum Pinsel gegriffen?

Da war ich vermutlich um die 16. Ich war immer ein Fan davon, mir lustige Dinge um die Augen zu kleben, also Sternchen oder Strasssteinchen. Das stand schon früher hoch im Kurs bei mir.

Wenn man aktuell durch Berlin läuft, sieht man immer mehr Männer, die Nagellack, Kajal, aber auch Röcke tragen. Darf Style heute so viel wie noch nie zuvor?

Es ist nicht so, als wäre Männermode nicht auch in der Vergangenheit schon immer mal mutig gewesen. Aber wir haben irgendwie immer den Moment verpasst, dass wir das auch gesellschaftlich verinnerlichen. Daher wirkten so Ausbrüche immer mehr wie ein Trend, der gekommen, aber auch wieder schnell gegangen ist. Ich hoffe sehr, dass wir dieses Mal als Gesellschaft nicht nur kurz die Erleuchtung haben, dass auch Männer ausbrechen dürfen, was ihre Optik angeht.

Sondern?

Sondern, dass wir es auch wirklich verstehen und Menschen, die sich jenseits der gängigen Gender-Normen stylen, auch langfristig besser behandelt werden.

Dennoch hat man das Gefühl, dass nicht alle Menschen es "normal" finden, wenn ein Mann sich mit Make-up zeigt oder einen Rock trägt. Das war in den Siebzigerjahren bei David Bowie ein Thema und ist es 50 Jahre später noch immer. Drehen wir uns da im Kreis?

Denken wir doch mal an den Anfang der Neunzigerjahre zurück, als Kurt Cobain, der größte Rockstar der Welt, in Kleidern auf die Bühne gegangen ist. Natürlich wurde er dafür gefeiert. Aber wie sah die Lebensrealität von Menschen aus, die auch im Alltag Dinge getragen haben, die als untypisch gesehen wurden? Man kann ganz klar und deutlich beobachten, wie Entertainer, Musiker, Rockstars dafür heroisiert werden, wenn sie mit Gender-Idealen brechen. Gerade wenn es um Mode geht.

Das ist was wert, oder?

Nun, das alles ist nicht wirklich etwas wert, wenn die Lebensrealität von Menschen in der Gesellschaft dadurch nicht auch begünstigt wird. Daher finde ich es besonders wichtig, eben nicht nur diejenigen hochleben zu lassen, die in einer sehr privilegierten Position sind, sondern auch darauf aufmerksam zu machen, dass Menschen innerhalb der Gesellschaft solche Dinge tun können.

Wie haben Sie das erlebt? Gibt es noch immer Menschen, die Riccardo Simonetti nach all den Jahren in der Öffentlichkeit nicht verstehen?

Natürlich. Auch in der Medienbranche werden viele Entscheidungen von Menschen getroffen, die vielleicht dem Männerbild gegenüber, das ich repräsentiere, erst mal ihre Vorurteile haben. Die müssen dann erst einmal aus dem Weg geräumt werden. Als queere Person muss man immer noch gegen so etwas ankämpfen. Egal auf welcher Ebene.

Sie moderieren jetzt die Make-up-Artist-Show "Glow Up". Das könnte das Verständnis für queere Personen ebenfalls ändern. Was hat Sie an dem Format gereizt?

Ich denke, mit Menschen zu kommunizieren und Brücken zu bauen, ist mein größtes Talent. Das versuche ich auch zwischen den Make-up-Artists und der Jury zu schaffen. Das war ein schönes Gefühl.

Wenn das ZDF jetzt eine Show zu Make-up macht, wo auch Männer antreten, die Make-up aufgetragen haben – ist das ein positives Zeichen für mehr Diversity?

Gerade weil diese Sendung in Deutschland im ZDF läuft, finde ich sie so super. Denn dadurch erreicht man auch Menschen, die solche Inhalte vielleicht nicht jeden Tag auf TikTok und Co. sehen. Ich glaube, es ist besonders wichtig, dass man beim Sprechen über diese Themen auch Menschen inkludiert, für die das auf den ersten Blick vielleicht ungewöhnlich scheint.

Verwendete Quellen
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