Greta Thunberg wird 20 Jahre alt: "Ich weiß auch nicht, was mit mir passiert ist"

Aus einer schüchternen Schülerin wird das Gesicht einer weltweiten Bewegung. Heute feiert Greta Thunberg ihren 20. Geburtstag. Wie hat sie sich verändert?

Mit 15 Jahren begann ein schwedischer Teenager, die Schule zu schwänzen und für den Klimaschutz zu streiken. Aus der Demonstration wurde eine weltweite Bewegung – und Greta Thunberg schließlich zum Gesicht von Fridays for Future.

Jetzt, mehr als vier Jahre später, ist aus der Schülerin eine junge Frau geworden. Sie feiert am 3. Januar ihren 20. Geburtstag.

"Ich konnte buchstäblich nicht mit Menschen reden"

Durch ihren Einsatz für den Klimaschutz und ihre Präsenz in der Öffentlichkeit hat sie nicht nur die Agenda der Politik, sondern auch sich selbst verändert – und zwar "auf jede erdenkliche Weise", wie sie im Oktober vergangenen Jahres in der Talkshow von Sandra Maischberger erzählte.

Greta Thunberg hat das Asperger-Syndrom. Die autistische Entwicklungsstörung kann sich unter anderem durch geringe soziale Fähigkeiten oder ein eingeschränktes Einfühlungsvermögen ausprägen. Die Diagnose hatte Thunberg bereits im Alter von zwölf Jahren bekommen.

"Ich konnte buchstäblich nicht mit Menschen reden, bevor ich angefangen habe zu streiken. Abgesehen von meinen Eltern, meiner Schwester und einem meiner Lehrer. Es war sehr außerhalb meiner Komfortzone, rauszugehen und alleine vor dem Parlament zu streiken", beschrieb sie sich rückblickend. Doch der Wille, etwas zu verändern, trieb sie an.

Heute hält das einst "stille Mädchen, das ganz hinten sitzt" Reden vor riesigem Publikum, trifft bei Demonstrationen auf Menschenmassen und spricht mit hochrangigen Politikern wie Barack Obama oder Angela Merkel.

Ihrer persönlichen Entwicklung ist sich Thunberg bewusst: "Ich weiß auch nicht, was mit mir passiert ist. Ich bin von jemandem, der nie spricht, zu jemandem geworden, der kaum noch die Klappe hält. Irgendwie will ich mittlerweile ständig Menschen um mich herum haben", sagte sie in einem anderen Interview dem Magazin "Stern".

Dennoch könne sie mit Alkohol und Partys – "oder was Teenager normalerweise so tun" – nichts anfangen. Stattdessen puzzle und sticke sie gerne, höre Musik und Podcasts. "Ich mag es viel lieber, so etwas zu tun und ein Nerd zu sein", sagte sie der britischen Zeitung "The Guardian".

Sie steht auf eigenen Beinen

Inzwischen lebt die Tochter einer Opernsängerin und eines Schauspielers nicht mehr in ihrem Elternhaus. Im Herbst 2021 zog sie mit ihren Hunden Moses und Roxy in ihre erste eigene Wohnung in Stockholm, während sie weiterhin zur Schule geht – wegen ihres Engagements muss sie einige Schuljahre nachholen.

Ein Jahr später zog sie mit Freunden in eine Wohngemeinschaft. "Die meisten sind aus der Klimabewegung. Aber die Wohnung ist ehrlich gesagt nicht besonders groß. Es gibt nur ein Schlafzimmer, obwohl wir eigentlich immer mindestens zu dritt sind. Aber ich habe eine eigene Couch, auf der ich schlafe", sagte sie dem "Stern".

Wie reich ist Greta Thunberg?

Dennoch fragen sich viele, wie Thunberg sich ihr Leben finanziert. Dazu macht sie kaum Angaben. Sie erklärte lediglich, Preis- und Fördergelder zu spenden. Ihr Einsatz für den Klimaschutz sei unentgeltlich und von Geldgebern sei sie ebenfalls unabhängig.

"Sie nimmt keine Honorare für Auftritte oder Medienengagements an. Außerdem werden alle Einnahmen, die ihre Familie durch ihre beiden Bücher erhält, für wohltätige Zwecke gespendet", sagte ihr Sprecher. Es wurde dennoch vermutet, dass Thunberg von den Bucherlösen lebt. Einige Experten schätzten ihr Vermögen vor zwei Jahren auf rund zwei Millionen Euro.

Inzwischen hat sie ein drittes Buch geschrieben, das im Oktober 2022 herausgekommen ist. Auch nach dieser Veröffentlichung gab sie bei Instagram an: "Ich werde mit diesem Buch kein Geld verdienen, da die Urheberrechte der Greta-Thunberg-Stiftung gehören. Alle Tantiemen gehen also an wohltätige Zwecke."

Was kommt nach den Schulstreiks?

Greta Thunbergs Schullaufbahn endet bald – und damit auch das Kapitel "Schulstreiks fürs Klima". Was also ist ihr nächster Schritt?

Über die Zeit nach ihrem Schlussabschluss hatte Thunberg mit Sandra Maischberger im Oktober gesprochen: "Ich habe es aufgeschoben, darüber nachzudenken, weil ich dann etwas anderes machen muss, weil ich nicht mehr 'Schulstreiks fürs Klima' sagen kann. Es fühlt sich komisch an", sagte sie.

Sie könne sich aber vorstellen, ein sozialwissenschaftliches Studium zu beginnen. Eine Karriere in der Politik käme hingegen nicht infrage – obwohl eine ihrer Hauptbotschaften ist: "Was wir im Moment am meisten brauchen, ist politisches Handeln." Eines weiß Greta Thunberg aber sicher: "Ich werde für den Rest meines Lebens eine Klimaaktivistin sein."