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Beach-Boys-Star Brian Wilson ist tot: Ein Nachruf


Zum Tod von Brian Wilson
Möge er Ruhe finden, die ihm im Leben versagt war

MeinungVon Gerhard Spörl

12.06.2025 - 01:26 UhrLesedauer: 3 Min.
Brian Wilson: Der Beach-Boys-Gründer ist tot.Vergrößern des Bildes
Brian Wilson: Der Beach-Boys-Gründer ist tot. (Quelle: J. Quinton/Getty Images)
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Die Beach Boys spielten Lieder, die von der herrlichen Leichtigkeit des Seins erzählten. Brian Wilson war der Kopf der Band und passte ganz und gar nicht in diese besungene Welt.

Ein Nachruf von Gerhard Spörl

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In meinem Sonnensystem spielten die Beach Boys auf einem eigenen Planeten. Ihre Songs erzählten vom Surfen an Stränden, bevölkert mit schönen Frauen in einem fernen Land, das Kalifornien hieß. Wer diese Lieder in Oberfranken hörte, bekam Sehnsucht nach dieser wunderbaren Welt. Brian Wilson war der Kopf der Beach Boys – und wie sich herausstellte, nicht identisch mit dem, was er schrieb und sang.

Mitte der Sechzigerjahre explodierte die Pop-Musik und riss uns in ihr Universum. Sonntagabends um 23 Uhr war Gottesdienst mit "Top of the Pops" auf Radio Luxemburg. Wer cool sein wollte, musste ganz schnell die neuesten Liedtexte auswendig kennen. Unser Taschengeld ging für Platten drauf und wenn es nicht reichte, dann mussten wir sie eben klauen.

Bands kamen aus dem Nichts und verglühten gleich darauf im Orbit. Es gab neue Stars, es gab Gruppen wie Sand am Meer und immer neue Lieder zum Niederknien. "Good Vibrations", der beste Song der Beach Boys, höre ich heute noch mindestens einmal pro Woche.

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Die Beach Boys erschufen sich ihre eigene Welt und Brian Wilson war ihr Schöpfer. Das Leben war ein einziger Strandtag. Ja, es gab zugleich die Bürgerrechtsbewegung, aber dafür waren andere zuständig, etwa Bob Dylan und Joan Baez. Die Beach Boys sangen choral mit schönen Stimmen Lieder wie "Surfin USA", "California Girls", "Fun, Fun, Fun". Sie beschworen ein wunderbares Idyll herauf, gegen das Schlimme in der Welt.

Erstaunlich, dass er den Irrsinn überlebte

Das Absurde war, dass Brian Wilson das krasse Gegenteil des braun gebrannten Surfers war, den die Frauen belagerten. Für den enormen Erfolg, der auf die Beach Boys niederging, war er nicht geschaffen. Er war eine introvertierte Seele und eigentlich ist es erstaunlich, dass er den Irrsinn überlebte. Eines seiner Lieder, "In my room", erzählt von seinem drängenden Wunsch nach Rückzug an einen verschwiegenen Ort, aus dem die Welt ausgeschlossen bleibt. Der Song hört sich im Nachhinein wie der Vorsatz für ein einsames Leben an.

Die Beach Boys waren ein Familienunternehmen aus drei Brüdern und zwei Cousins. Als sie ganz groß im Geschäft waren, machte Brian nicht mehr mit. Er konnte nicht mehr, er war dem Irrsinn nicht gewachsen. Er zog sich zurück und begann sein Werk der Selbstzerstörung. Er schluckte alles an Alkohol, was es zu schlucken gab. Er warf alles an Drogen ein, was es einzuwerfen gab. Er stopfte alles Essen in sich hinein, was er in sich hineinstopfen konnte. Der Bassist mit den sonnigen Songs platzte auf zu einem Vier-Zentner-Koloss.

Brian Wilson war auf dem langen Weg in den Tod oder genauer gesagt in den Suizid. Die Geschichte dieser Jahre schilderte er ohne Selbstmitleid in seinen Memoiren. Die Pop-Geschichte ist gepflastert mit Tragödien.

Irgendwann in den Neunzigerjahren war Brian Wilson wieder da, gefeiert als Heimkehrer in die Pop-Welt, als wiedergeborenes Genie. Aber wie war er da? Die Stimme ruiniert durch den Hyperkonsum von Zigaretten. Auf der Bühne steht er verloren herum; sie ist weniger denn je seine Welt. Fragen beantwortet er einsilbig. Der Jubel über den wiedergekehrten Star geht in verlogenes Mitleid in das Wrack über, das er ist. Sein Leben bleibt das Drama, das es schon so lange war.

Nun ist Brian Wilson tot. Möge er Ruhe finden, die ihm im Leben versagt war. Was aber für immer von ihm bleiben wird, das ist seine Musik. Wer mag, kann ja "Good Vibration" auflegen, dieses Lied über das positive Lebensgefühl, das er und die anderen Beach Boys uns geschenkt haben.

Verwendete Quellen
  • Ein Nachruf von Gerhard Spörl
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