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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Esther Sedlaczek über Schweinsteiger "Bastian und ich haben Glück, dass wir zusammenpassen"

Sie gehört zu den beliebtesten Sportmoderatorinnen. Woran das liegt und wie sie über ihr Leben als baldige Dreifachmutter denkt, verrät Esther Sedlaczek im t-online-Interview.
Ihr Gesicht ist aus der ARD kaum wegzudenken. Ob in der "Sportschau", bei der WM oder der "großen Maus-Show" – Esther Sedlaczek ist das Allroundtalent der Öffentlich-Rechtlichen. Doch genau auf sie muss der Sender bald für einige Monate verzichten. Die 39-Jährige wird im Sommer zum dritten Mal Mutter.
Im Interview mit t-online spricht die Journalistin über die neue Herausforderung, ihre Zusammenarbeit mit Bastian Schweinsteiger und ihre Rolle als Frau in einer Männerdomäne.
t-online: Am 28. Juni werden Sie zum letzten Mal in diesem Jahr in der "großen Maus-Show" zu sehen sein, bevor Sie sich in den Mutterschutz verabschieden. Wie schwer fällt es Ihnen, die Sendung vorerst abzugeben?
Esther Sedlaczek: Es gibt Momente im Leben, die erfordern, dass man auch mal ein paar Schritte zurückgeht. Und das ist auch ein ganz bewusster Schritt, den ich gehe. Für mich gibt es nichts Schöneres, als diesen Grund zu haben, auch mal eine Sendung abzugeben, um kürzerzutreten. Mein Beruf ist mir wahnsinnig wichtig. Ich übe den mit so viel Leidenschaft aus, aber Familie, die familiäre Verwirklichung, hat für mich absolute Priorität. Jetzt mein drittes Kind zu bekommen, das auch ein absolutes Wunschkind ist, und unsere Familie so wachsen zu sehen, ist für mich das Allergrößte und alles andere wird hinten angestellt.
Sie übergeben die Sendung für eine Ausgabe im Sommer an Florian Silbereisen. Eine gute Wahl?
Er ist ein toller Typ. Ich habe ihn im Zuge dieser Vertretung persönlich kennengelernt und war von Minute eins begeistert von ihm, weil er ein sympathischer, bodenständiger und netter Mensch ist. Ich kenne das Team der Show, das wird empathisch und liebevoll an diese Aufgabe herangehen. Ich freue mich, dass er das macht.
Ist es erleichternd, sich jetzt vollkommen auf die neue Situation vorbereiten zu können?
Ja, total. Es gibt nichts Schöneres, als wenn man das Privileg hat, sich diesen Wunsch zu erfüllen und in der Lage zu sein, dass man Kinder in die Welt setzen kann. Es ist ein Wunder und es wird immer eins bleiben, und ich genieße das schon sehr.
Wie gut kann man bei der ARD Beruf und Familie miteinander vereinbaren?
Ich habe mich bei der ARD immer schon – das ist ja meine zweite Schwangerschaft hier – wahnsinnig gut aufgehoben gefühlt. Das liegt auch an der Geduld und der Flexibilität, die der Sender mitbringt. Es gab noch keine Situation, in der mir Druck gemacht wurde. Ganz im Gegenteil. Mir wird es enorm erleichtert, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.
Wissen Sie schon, wann Sie wieder vor der Kamera stehen werden?
Ich lasse das auf mich zukommen. Dadurch, dass ich zwei Kinder habe, habe ich auch schon eine gewisse Erfahrung. Wir wissen aber auch alle, dass jedes Kind anders ist. Ich hatte bisher zwei sehr unkomplizierte Kinder, die ich auch mit auf Reisen nehmen konnte. Was jetzt kommt, weiß ich noch nicht. Insofern ist mein Starttermin sehr flexibel gestaltet. Auch da darf ich offen sagen, wenn ich mich noch nicht bereit fühle, das Kind auch noch nicht bereit ist und wir noch ein bisschen brauchen.
2026 steht die WM an. Die wäre vermutlich wieder mit vielen Flugreisen verbunden. Wäre das für Sie denkbar?
Noch wissen wir nicht, wie es mit der WM im kommenden Jahr und der Übertragung aussieht, ob wir vor Ort sind oder nicht. Aber trotzdem stehen natürlich Projekte für diese WM an. Insofern wird das schon eine Herausforderung, sollte es tatsächlich so sein, dass wir vor Ort sein werden und die Spiele übertragen. Aber ich kann mir selbstverständlich vorstellen, die WM vor der Kamera aktiv zu begleiten.
In der Vergangenheit standen Sie bei der WM-Berichterstattung zusammen mit Bastian Schweinsteiger vor der Kamera. Was sagen Sie zu der These, dass Sie aus ihm einen brauchbaren TV-Experten gemacht haben?
(Lacht) Ich mache aus Menschen nicht etwas anderes. Bastian und ich haben Glück, dass wir einfach vor der Kamera gut zusammenpassen. Das ist sicherlich ein guter Mix aus Unterhaltung und Inhalt. Wir sind da auf einer Ebene. Wir verstehen uns gut und haben beide Spaß bei der Arbeit. Das ergänzt sich so gut, dass wir beide das Beste aus uns herausholen. Ich habe ihn aber auch gerne an der Seite von Alex Bommes gesehen, mit dem er auch sehr gut harmoniert hat.
Aber er hat schon auch von Ihnen profitiert.
Es ist natürlich eine Frage der Entwicklung. Als ich damals vor vier Jahren dazukam, war Bastian noch nicht so lange in seiner Expertenrolle. Er hat viel dazugelernt und ist mit dieser Rolle warmgeworden. Es ist aber auch nicht einfach vom ehemaligen Fußballer auf einmal zum TV-Experten zu werden. Es ist schwierig, Kollegen kritisieren zu müssen und eben nicht nur loben zu können. Da muss man reinwachsen. Und das hat er über die Jahre gemacht, dabei habe ich ihn unterstützt. Gleichzeitig hat er mich in meiner Entwicklung aber auch unterstützt.
Sie zählen zu den beliebtesten Sportmoderatorinnen. Was glauben Sie, woran das liegt?
Ich bin einfach ich und vor der Kamera authentisch. Das geht auch damit einher, dass es immer Leute geben wird, die mich doof finden. Aber es gibt eben auch ganz viele, die gut finden, was ich mache. Es ist schön, wenn man merkt, es kommt gut an, die Leute haben Spaß dabei, einem zuzusehen. Aber in allererster Linie finde ich es super, wenn man die Menschen abholen kann. Das tut man auch, wenn man ihnen sympathisch ist, aber ich will auch inhaltlich überzeugen.
Wenn man, wie ich jetzt 15 Jahre dabei ist und diese ganzen Highlights miterleben darf, blickt man auch mit Stolz zurück und denkt sich, die ganze Arbeit, Investition und Geduld haben sich gelohnt und ausgezahlt.
Esther Sedlaczek
Ist das genauso wichtig wie sympathisch zu sein?
Das ist tatsächlich mein oberstes Credo, dass ich die Leute mit allen wichtigen Informationen abhole. Dass die Fragen, die ich stelle, auch für den Zuschauer relevant sind. Und wenn das dann alles noch sympathisch rüberkommt, ist das natürlich perfekt und darüber freue ich mich.
Wie sieht Ihre persönliche Zwischenbilanz aus?
Wenn man, wie ich jetzt 15 Jahre dabei ist und diese ganzen Höhepunkte miterleben darf, blickt man auch mit Stolz zurück und denkt sich, die ganze Arbeit, Investition und Geduld haben sich gelohnt und ausgezahlt. Und ich bin an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich wirklich happy bin, mit all dem, privat und beruflich, was ich geschafft habe. Ich bin auch all den Leuten drumherum dankbar, die mir das ermöglicht haben. Es ist nicht immer so, dass es nur an einem selbst liegt, man braucht immer auch Unterstützer. Das Glück habe ich und ich selbst habe dann auch noch ein bisschen dazu beigetragen (lacht).
Haben Sie das Gefühl, dass Sie als Frau mehr Wissen und Expertise mitbringen müssen als ein Mann im gleichen Beruf?
Das war ganz am Anfang meiner Karriere definitiv der Fall. Ich habe den Druck gespürt und ihn mir auch selbst gemacht habe. Ich habe immer gedacht, ich müsste noch mehr tun, dem Zuschauer und auch meinem Gegenüber immer beweisen, dass ich Bescheid weiß, dass ich hier zu Recht stehe, eine Daseinsberechtigung habe.
Und wie ist es heute?
Ich bin irgendwann an den Punkt gekommen, an dem ich mich gefragt habe, warum und für wen ich das mache. Ich weiß doch, dass ich hier bin, weil ich gut bin und mich mit den Themen auskenne. Ich habe dann aufgehört, mir diesen Druck zu machen. Ich kann jetzt auf das vertrauen, was ich kann und leiste. Ich tue mich nicht schwer, wenn es Dinge gibt, von denen ich keine Ahnung habe, gerade da ich vor der Kamera meist einen Experten an meiner Seite habe.
Wo fehlt Ihnen manchmal die Expertise?
Man darf nicht vergessen: Ich stand nie auf dem Platz. Ich habe nie Fußball gespielt. Ich war immer diejenige, die von außen zugeschaut und mitgefiebert hat. Ich habe mich mit den Themen immer "nur" an der Außenlinie, auf den Zuschauerrängen oder vor dem Fernseher auseinandergesetzt. Deswegen habe ich keine Scham, wenn es Dinge gibt, die ich nicht weiß. Trotzdem habe ich keine Bedenken mehr, dass jemand denken könnte, ich weiß nicht genug. Über diesen Punkt bin ich lange hinaus.
Hinterfragen Frauen sich selbst mehr, als Männer es tun?
Ja, definitiv. Ich denke, dass Frauen grundsätzlich von Natur aus etwas unsicherer sind und sich immer mehr hinterfragen als Männer. Sie tun alles mit weniger Selbstverständlichkeit. Ich sehe das bei mir, ich sehe das auch bei vielen meiner Freundinnen, auch in anderen Berufen. Frauen haben immer das Gefühl, sie müssten mehr leisten und sich beweisen, auch Männern gegenüber. Ich hoffe, dass es die nächsten Generationen von Frauen zu mehr Selbstverständlichkeit und Selbstvertrauen schaffen. Frauen müssen sich nicht ständig hinterfragen. Sie müssen nicht ungerecht und hart zu sich selbst sein. Im Gegenteil: Frauen sollten weitaus wohlwollender und auch respektvoller im Umgang mit sich sein.
Bei Frauen wurde Wert auf andere Dinge gelegt. Zum Beispiel, dass sie anderen gefallen und sich miteinander vergleichen.
Esther Sedlaczek
Ist Ihnen das bereits gelungen?
Für mich war das eine Entwicklung und auch ein langer Weg. Ich denke, dass da immer noch sehr, sehr viel Nachholbedarf bei vielen Frauen ist. Es war vielleicht auch eine Erziehungsfrage in unserer Generation und den Generationen davor. Bei Frauen wurde Wert auf andere Dinge gelegt. Zum Beispiel, dass sie anderen gefallen und sich miteinander vergleichen. Davon kommen wir immer weiter weg, und ich hoffe, dass dieser Weg weiter fortgeführt wird.
Machen Sie sich das auch als Mutter bewusst und versuchen, Ihre Tochter so zu erziehen, dass sie es später anders macht?
Absolut. Die eigenen Ansichten fließen automatisch in die Erziehung mit ein. Das Allerwichtigste ist das Vorleben. Und, diesen kompetitiven Gedanken unter Frauen einfach wegzulassen. Kinder haben diese Phasen, in denen sie ausdrücken, was sie können und vielleicht auch besser können. Wenn meine Tochter denkt, sie könne etwas besser als ihre Freundinnen, versuche ich ihr mitzugeben, dass sie es ihnen zeigen und sie an ihrem Wissen und Können teilhaben lassen kann. Sie soll ihnen nicht das Gefühl geben, dass sie kleiner sind als sie selbst, nur weil sie etwas noch nicht können. Und umgekehrt versuche ich ihr natürlich auch das Gefühl zu geben, dass sie sich nicht kleiner machen soll, als sie ist, nur, weil sie vielleicht etwas noch nicht kann. Sie soll sich Zeit lassen, weil jeder sein eigenes Tempo hat. Vergleiche sind nicht grundsätzlich schlecht, allerdings nur, wenn sie in einem gesunden Verhältnis stehen. Konkurrenz wird man im Leben immer haben, es ist nur eine Frage, wie man damit umgeht.
Sie werden bald zu fünft sein. Ändert das bei Ihnen viel?
Nein, wir haben uns schon so eingerichtet, dass wir auf drei Kinder ausgerichtet sind. Auto ist ein Thema, aber ich bin momentan eigentlich nur mit dem Fahrrad unterwegs. Aber es werden sich gewisse Dinge ändern. Wie man sich zeitlich mit den anderen beiden aufstellt. Das kleine Wesen, das neu dazukommen wird, wird in den ersten Monaten Priorität haben. Es wird eine Organisationsfrage sein, wie man den anderen beiden trotzdem gerecht wird. Mit dem zweiten Kind hat das wunderbar geklappt. Jetzt sind es aber drei, die Bedürfnisse haben. Das ist ein ganz anderer Zeitaufwand.
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Wie haben Ihr Sohn und Ihre Tochter auf die Nachricht reagiert, dass sie ein neues Geschwisterchen bekommen?
Sie freuen sich immer mehr. Die Große ist jetzt sechs und kriegt das natürlich alles noch mal viel bewusster mit als vor dreieinhalb Jahren, als der Kleine zur Welt kam. Sie hat sich eine Schwester gewünscht, weil sie schon einen Bruder hat. Aber das ist jetzt auch in den Hintergrund gerückt. Die beiden sind schon voller Vorfreude, das ist schön. Sie sind ein tolles Team. Deswegen mache ich mir auch keine Gedanken um Eifersucht. Es ist schön zu wissen, dass sie sich und den Papa haben, wenn ich mich mal mit dem Kleinen zurückziehe. Ich hatte bei meiner Tochter immer ein sehr schlechtes Gewissen, weil ich dachte, dass sie immer die erste Geige gespielt hat und dann auf einmal jemand kam, der mich von ihr wegholt. Aber das ist jetzt anders.
Auf welche Highlights können sich die Zuschauer in Ihrer letzten "Maus"-Sendung freuen?
Wir hatten alles dabei. Wir haben in jeder Sendung wahnsinnig spannende Themen. Für mich ist es jedes Mal erfüllend, da rauszugehen und so viel zu lernen. Das beginnt dann schon mit dem Thema "Ohrwurm". Ich meine, den haben Sie, den habe ich. Aber so richtige Fragen stellt man sich nicht. Wie entsteht der und wie wird man den wieder los? Und dann haben wir auch Spinnen im Studio. Die Fragen, die es dazu gab, waren spannend. Wir haben viele Highlights und tolle Gäste im Studio. Ich habe sehr viele Momente gehabt, in denen ich mich köstlich amüsiert habe.
- Gespräch mit Esther Sedlaczek
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