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Maria Furtwängler: "Ich dachte eher, das passiert uns Frauen eben"


Maria Furtwängler
"Ich dachte, das passiert uns Frauen eben"

Von t-online, JaH

17.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Maria Furtwängler: Ihr Familienbild war früher sehr konservativ geprägt.Vergrößern des BildesMaria Furtwängler: Ihr Familienbild war früher sehr konservativ geprägt. (Quelle: imago-images-bilder)
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Maria Furtwängler hatte ein verzerrtes Frauenbild. Deswegen sprach sie nicht über sexuelle Übergriffe und hatte sogar Vorurteile gegenüber Frauen. Vor einiger Zeit initiierte sie eine Studie, die vor allem eines sollte: wachrütteln – auch sie selbst.

Vor gut einem Jahr stellte die Schauspielerin eine Studie vor, die sie initiierte, um zur Geschlechtergerechtigkeit im deutschen Film und Fernsehen beizutragen. Sie forderte mehr Frauen vor und auch hinter der Kamera. "Ich glaube, dass unser Blick eingeschränkt wird, wenn wir nur einen bestimmten Teil der Wirklichkeit zu sehen bekommen und einen anderen zu wenig oder gar nicht", sagte sie "Zeit Online". "Das führt dazu, dass wir – und dazu zähle ich mich auch – Geschlechterstereotype ausblenden, nicht für möglich halten oder reflexartig perpetuieren."

"Ich kann die schmutzigsten Witze über Frauen erzählen"

Die Studie MaLisa war damals vernichtend. Männer dominieren in zwei Dritteln aller TV-Filme, im Kinderprogramm war es sogar noch drastischer. Maria Furtwängler rief diese Studie ins Leben, weil sie bei sich selbst Auswirkungen dessen feststellte: "Es war die Erkenntnis, wie sehr ich selbst in Vorurteilen gefangen bin", erklärt die 51-Jährige. "Ich kann die schmutzigsten Witze über Frauen erzählen und ich habe am lautesten Blondinenwitze erzählt. Warum? Weil ich dachte, es gibt diese doofen Blondinen, aber das bin definitiv nicht ich. Ich habe mich von anderen Frauen distanziert, indem ich da mitgemacht habe. Doch damit beginnt die Ausgrenzung." Sie habe zum Beispiel oft nach Bestätigung ihrer Vorurteile gesucht, etwa im Straßenverkehr. "Wie oft habe ich geschimpft: 'Oh Gott, Frau am Steuer!' Wenn ich dann gesehen habe, dass es ein Mann war, war mir das egal. War es eine Frau, dachte ich: 'Hab ich's doch gewusst!'"

Über ihre Tochter erfährt sie viel über den feministischen Diskurs

Die Generation ihrer 25-jährigen Tochter Lisa sei da schon viel freier und lasse sich "von diesem Augenrollen nicht mehr so beeindrucken", erklärt Maria Furtwängler. "Lisa hat mir in vielen Dingen total die Augen geöffnet. Wir haben die MaLisa-Stiftung ja nicht von ungefähr gemeinsam initiiert. Über sie erfahre ich auch viel über den aktuellen feministischen Diskurs, über Queerfeminismus und Women of Colour. Ich bin auch ihren Buchempfehlungen gefolgt, so habe ich Laurie Penny entdeckt."

Der Scully-Effekt

Dass Frauen auch in den Medien vielmehr und vor allem ohne Stereotype dargestellt werden müssen, beweise ihrer Meinung nach auch der Scully-Effekt. Die amerikanische Schauspielerin Gillian Anderson spielt in der Serie "Akte X" eine Wissenschaftlerin und FBI-Agentin. Die Protagonistin Dana Scully weckte das Interesse der Zuschauerinnen an wissenschaftlichen Berufen. Eine Studie ermittelte, dass 50 Prozent von ihnen sogar einen Beruf in diesem Bereich ergriffen.

"Ich habe nichts gesagt, weil ich nicht uncool sein wollte"

Der Skandal um Harvey Weinstein und dann der spätere Fall Dieter Wedel in Deutschland hat die Film- und Fernsehbranche erschüttert. Wo bei ihr selbst die Grenzen liegen, ist für die "Tatort"-Kommissarin schwer zu sagen: "Außer in meiner Jugend ist mir nie etwas von mir als dramatisch Empfundenes passiert. Es gab allerdings immer wieder Situationen, die mir nicht angenehm waren. Ich habe aber nichts gesagt, weil ich nicht uncool sein wollte. Ich fand es eklig, als mich ein Mann bei einer Veranstaltung auf den Mund geküsst hat – aber deshalb einen Eklat auslösen? Nein. Dieser Reflex ist tief in mir verankert. Deshalb kann ich auch nur schwer sagen, wo bei mir genau die Grenze liegt."

Als junges Mädchen mehrmals belästigt worden

Im Alter von zwölf Jahren sei sie zum ersten Mal sexuell belästigt worden. Ein Mann griff ihr in den Schritt, ein anderes Mal wurde sie von Spannern beobachtet, einmal rieb sich ein Mann in der U-Bahn an ihr. "Ich hatte aber nie das Gefühl, das sei etwas, das ich meiner Mutter erzählen müsste. Etwas, das gesellschaftlich nicht in Ordnung sei und gegen das man angehen müsste", sagt Maria Furtwängler. "Ich dachte eher, das passiert uns Frauen eben."

Frauen haben Angst, ihre Vorwürfe werden heruntergespielt

Von der MeToo-Debatte erhoffe sie sich, "dass wir lernen, Machtmissbrauch und seine Folgen konkret und konstruktiv zu adressieren und zu beheben". Sie fürchtet aber auch, dass nach dem Fall Henkel viele Frauen Angst haben könnten, ihre Vorwürfe werden heruntergespielt: "Einmal an den Hintern gefasst, das rechtfertige doch nicht, dass eine ganze Karriere zerstört werde, hieß es. Die Frauen sind mit dem Gefühl zurückgeblieben, dass man mit so etwas lieber nicht in die Öffentlichkeit geht. Ich kenne zahllose Frauen, die sagen: 'Mir ist auch so etwas passiert, aber ich würde es nie nach außen tragen.'"

Mehrere Frauen warfen dem WDR-Filmchef und "Tatort"-Koordinator sexuelle Belästigung vor. Der Sender kündigte ihm, nahm die Kündigung wenige Tage später aber wieder zurück und einigte sich mit Gerhard Henkel außergerichtlich. Die Vorwürfe bestreitet er bis heute.

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