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Roswitha Schreiner: Mutter mit 46: "Habe mich anfänglich ausgegrenzt gefühlt"


Roswitha Schreiner
Mutter mit 46: "Habe mich anfänglich ausgegrenzt gefühlt"

InterviewVon Maria Bode

09.10.2020Lesedauer: 6 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Roswitha Schreiner: Die Schauspielerin hat eine Biografie in einer besonderen Form geschrieben.Vergrößern des Bildes
Roswitha Schreiner: Die Schauspielerin hat eine Biografie in einer besonderen Form geschrieben. (Quelle: imago images / POP-EYE)

In aneinandergereihten Kapiteln blicken viele Promis

Roswitha Schreiner – dieser Name lässt es wohl besonders bei früheren Zuschauerinnen und Zuschauern von "Liebling Kreuzberg" (1986 bis 1998) klingeln. In der Serie spielte Schreiner die Rolle der Sarah, der Tochter von Rechtsanwalt Liebling (Manfred Krug). In den Neunzigern ermittelte die Schauspielerin als Kriminalkommissarin Miriam Koch im Düsseldorfer "Tatort", später stand sie unter anderem für "Rote Rosen" vor der Kamera. Inzwischen hat sie sich aus dem Filmbusiness zurückgezogen und in den vergangenen Monaten an ihrem Buch "Blickwinkel" gearbeitet.

Im Interview mit t-online spricht die heute 55-Jährige über die besondere Form ihrer Biografie, Gedanken, die sie häufig hat, und früher oft gestellte Fragen, die sie inzwischen beantworten kann.

t-online: Frau Schreiner, Glückwunsch zu Ihrer Biografie. Wie kamen Sie darauf, das Buch sortiert nach dem Alphabet und in einer Art Versform zu schreiben? Und wieso sprechen Sie von sich in der dritten Person?

Roswitha Schreiner: Die Idee zum Buch ist während einem meiner Schreibseminare entstanden. Das "Ausweichen" auf die dritte Person – die Frage freut mich übrigens sehr – habe ich gewählt , weil es den Leser entlastet. Es ist ja eher ein sehr emotionales Buch. Bei einer Ich-Form nimmt man den Leser mit in eine Art Identität. In der dritten Person zu schreiben ist eine Draufsicht und diese erlaubt dem Leser ein bisschen Abstand.

Verstehe. Wann haben Sie denn den Entschluss gefasst, ein Buch zu schreiben?

Eigentlich wollte ich gar nicht über mich schreiben. Aber im Schreibkurs wurden auch autobiografische Aufgaben gestellt und da wollten meine Kommilitonen dann mehr von mir wissen und so kam der Mut zustande, aus den Erzählungen ein Buch zu machen.

Wenn sie ursprünglich gar nicht über sich schreiben wollten, was war eigentlich Ihr Plan? Sie haben ja auch schon ein Kinderbuch geschrieben. Mit welcher Intention haben Sie den Schreibkurs besucht?

Gute Frage! Da weiß ich keine Antwort mehr. Ich musste da einfach hin. Das mit dem Schreiben ist so eine Sache, es sucht einen heim, habe ich das Gefühl. Im neuen Seminar arbeite ich nun an einer Weihnachtsgeschichte, was mir aber unendlich schwer fällt. Wie im Buch "Blickwinkel" erwähnt: "Man ist ein Geschichtenerzähler oder ist es nicht. Ich bin es nicht, ich kann nur aus dem Erlebten schöpfen." Aber was ist das Leben ohne neue Herausforderung?

Wie lange haben Sie denn an "Blickwinkel" geschrieben?

Da ich nicht über viele Zeitfenster verfüge und meist nachts um drei Uhr aufstehen musste zum Schreiben, hat es doch ein Jahr gedauert bis alles fertig war. Auch Gestaltung und Titelschutz nehmen ja eine gewisse Zeit in Anspruch.

"Ab und an werde ich als späte Mutter stigmatisiert. Das ist der Preis. Damit kann ich leben", schreiben Sie. Welche negativen Erfahrungen haben Sie gemacht, weil sie so spät Mutter geworden sind?

Ich habe mich anfänglich auf Spielplätzen und in meinem neuen Umfeld ausgegrenzt gefühlt. Allerdings kann es auch daran liegen, dass die Leute mich aus dem Fernsehen kennen – was ich gern vergesse – und eher zu schüchtern waren, mit mir normal umzugehen. Gott sei Dank gehöre ich jetzt dazu.

Sie stellen im Buch die Fragen: "Wer bin ich? Was macht mich eigentlich aus?" – können Sie diese inzwischen beantworten?

Ja, auf alle Fälle macht mich inzwischen mehr aus, als noch vor fünf bis sechs Jahren. Seine Eltern zu verlieren, nimmt einem verwöhnten Kind wie mir eine große Portion Unbedarftheit. Ich bin verantwortungsvoller geworden und erwachsener. Natürlich auch, weil zwei wunderbare Kinder mein Leben stark bestimmen. Ich stehe zu meinen Entscheidungen und muss sie weder abgenickt noch applaudiert bekommen, wenn ich sie für richtig halte.

Möchten Sie gerne wieder in mehr Filmen und Serien zu sehen sein?

Theoretisch schon, nur ist alles eine Frage des richtigen Zeitpunkts

In der Vergangenheit waren Sie definitiv viel im Fernsehen vertreten: Warum hatten Sie zu Beginn so eine Abneigung gegenüber einer Rolle im "Tatort"? Das klingt jedenfalls so ...

Ich hatte keine Abneigung, aber ich war damals so unbedarft in meiner Freude am Theaterspielen, dass ich das Ausmaß des tollen Angebots nicht wahrgenommen hatte. Heute muss ich über mich selber lächeln.

Man bekommt den Eindruck, dass Ihnen die Rolle offenbar auch später nicht so ganz gefiel. Inwiefern hat Sie Ihnen aber doch genützt?

Ich habe immer Spaß an meinen Rollen, so ist es nicht, nur rein vom Spielfutter hatte sie einfach Grenzen. Aber plötzlich war ich in der ersten Liga und es erhöht ungeheuer den Bekanntheitsgrad.

Okay, trotzdem bekommt man einen ganz gegenteiligen Eindruck, wenn man liest, was sie über "Liebling Kreuzberg" schreiben. Es klingt sehr liebevoll, vor allem wenn Sie über Manfred Krug berichten, der 15 Jahre Ihr Fernsehpapa war. Was bedeutet es Ihnen, Teil dieser Serie gewesen zu sein?

Es war herrlich, schon wenn der Postbote damals noch die gedruckten Drehbücher brachte, war es ein Fest, weil Jurek Becker immer so tolle Figuren schrieb. Jeder hatte einen eigenen Duktus. Und mit Manfred habe ich einfach gern gedreht. Ich war immer die Kleine am Set. Und bin super lieb behandelt worden.

Würden Sie dieses als Ihr liebstes TV-Projekt bezeichnen? Oder lässt sich das gar nicht so sagen?

Nun irgendwie verliebe ich mich immer in meine Rollen, die Stups in "Regina auf den Stufen" war mir ebenso wertvoll und ich habe auch meine Rolle in den "Roten Rosen" sehr geliebt, sie hat mich ans Schreiben gebracht.

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Inwiefern hat Sie denn diese Rolle ans Schreiben gebracht?

Bei "Rote Rosen" war ich für maximal 200 Folgen vorgesehen. Es sind dann aber knapp 500 Folgen geworden – unter anderem weil ich auch selber Vorschläge zur Rolle einbringen durfte. Außerdem war es mir seitens der Regie immer wieder freigestellt, an den Texten noch ein bisschen zu feilen, um sie mundgerecht zu machen und dann habe ich in der Zeit intensiv Tagebuch geführt, somit nahm das Schreiben immer mehr Platz ein in meinem Leben.

Viel Platz in Ihrem Leben nehmen – so lassen es einige Kapitel Ihres Buches vermuten – auch Gedanken zur Klimakrise ein. "Ich mache mir Sorgen um eure Zukunft. Sind es wirklich Elektroautos, die uns weiterbringen, solange sie noch Atomstrom und Kohleenergie tanken? […] Ich fühle mich ohnmächtig mit dem Gedanken, in was für eine Welt ihr entlassen werdet. […] Waren die Menschen weniger glücklich als es das noch nicht gab und man seinen Tretroller noch selbst getreten hat? Ist das lebensnotwendig? […] Ich bin verzweifelt und traurig über das, was wir euch hinterlassen …" Inwiefern plagen Sie solche Gedanken häufiger?

Wenn man seine Kinder liebt, stellt man sich doch unweigerlich die Frage, in was für eine Welt entlasse ich euch eines Tages und da sieht es ja nicht wirklich rosig aus, sobald man die Nachrichten schaut.

Wie reagieren Sie selbst darauf?

Ich versuche, nachhaltiger zu leben, um meinen Fußabdruck etwas zu mindern.

Inwiefern achten Sie da auch auf das, was Sie kaufen?

Erstmal versuche ich aus dem, was man hat, noch etwas zu machen. Viel zu reparieren, bevor man neu kauft – sich nicht ständig neu einzukleiden. Meine Kinder lieben Vintage und meine Tochter kreiert ihren sehr eigenen Kleidungsstil. Bis vor drei Jahren habe ich tatsächlich noch mein altes Nokia-Handy, einen Kommunikator, benutzt. Dann ist mir in München die Handtasche gestohlen worden und durch WhatsApp war dann klar, auch für mich ist das Smartphone-Zeitalter eingeläutet. Da aber seltene Erden in einem Handy verbaut werden, nutze ich es, bis es nicht mehr funktioniert und wechsle nicht dauernd.

Wie stehen Sie zum Thema Luxus? Was bedeutet Luxus für Sie?

Das Thema Luxus ist das, was sich am meisten für mich verändert hat. Es ist ein Luxus, Zeit zu haben. Noch größer ist der Luxus, wenn ich diese Zeit mal für mich habe, was sehr sehr selten ist. Und ich empfinde es als Luxus, dass man heute so viel Wissen aus dem Netz ziehen kann. Ich liebe die Podcasts von Flowgrade.de und empfinde es als Luxus, immer wieder gute Tools zu einer besseren Lebensqualität zu bekommen, die weit über Fitness hinausgehen.

Als wie nachhaltig bezeichnen Sie das Leben, das Sie führen?

Ich bemühe mich wirklich, nachhaltig zu sein. Wir haben auch in der Corona-Zeit im Garten ein bisschen Selbstversorger-Idylle ausprobiert, allerdings ist uns die Ernte mangels Erfahrung nicht immer gelungen. Unseren schönen Mais habe ich zum Beispiel zu lange stehen lassen. Nun bekommen ihn die Tiere auf dem Kinderbauernhof.

Apropos, Kinderbauernhof. Inwiefern gelingt ein nachhaltiges Leben mit zwei achtjährigen Kindern?

Das ist extrem schwer, denn sie kommen mit 1.000 Wünschen nach Dingen heim, die kein Mensch braucht. Mein Sohn liebt Schleim und Knete und würde sich am liebsten jeden Tag eine Ninjagozeitschrift kaufen mit Plastikschwertern, die im Kampf mit seiner Schwester kaum eine Woche überleben. Da heißt es gegensteuern.

Was tun Sie persönlich, um die Klimakrise zu stoppen?

Bewusst immer wieder zu verzichten, auf Bus und Bahn zurückgreifen, wenn es umsetzbar ist, und bewusster zu konsumieren, und wirklich nicht nur auf Bio, sondern auf Demeter umzusteigen.

Verwendete Quellen
  • Roswitha Schreiner: "Blickwinkel – die etwas andere Biografie"
  • eigene Recherchen
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