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Armin Rohde: "Ich habe keine politische Heimat"


Armin Rohde
"Frage mich als denkender Staatsbürger: Wer wird verarscht?"

InterviewVon Janna Halbroth

Aktualisiert am 29.04.2021Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Armin Rohde: Im t-online-Interview spricht der Schauspieler über die Corona-Lage und die Bundestagswahl im September.Vergrößern des Bildes
Armin Rohde: Im t-online-Interview spricht der Schauspieler über die Corona-Lage und die Bundestagswahl im September. (Quelle: imago-images-bilder)

Armin Rohde ist einer der bekanntesten deutschen Schauspieler. Ihn treibt nicht nur sein Job, sondern auch die Politik um. Im Interview erklärt der 66-Jährige, was ihn an den Corona-Maßnahmen stört.

Eigentlich soll es im t-online-Interview mit Armin Rohde um seine neue Serie "Tonis Welt" gehen. Doch wir schweifen schnell ab. In dem Leinwandstar brodelt es. Der Grund: die Politik in der Corona-Krise. Oder, wie er es sieht: das politische Versagen. Schnellschüsse, schlechte Kommunikation, Verunsicherung – das ist nur ein Teil seiner Kritik.

Ach ja: Über "Tonis Welt" haben wir natürlich auch noch gesprochen. Das können Sie hier lesen.

Vorab: Das Interview haben wir vor der Aktion "Alles dichtmachen" geführt. Über 50 von Rohdes Schauspielerkollegen und -kolleginnen haben sich mit kurzen Clips über die Corona-Maßnahmen lustig gemacht. Auf Nachfrage wollte sich Rohde zu dem Thema nicht äußern. Er wolle kein Wasser auf diese Mühlen kippen. Auf Twitter veröffentlichte er kurz nach der Aktion allerdings folgenden Beitrag:

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Wen Rohde bei der Bundestagswahl überhaupt noch wählen will, welche Perspektive er für Deutschland aktuell sieht und warum er Nachrichtenkonsum als Schulfach fordert, darüber spricht er im t-online-Interview allerdings ausführlich.

t-online: Herr Rohde, Frank-Walter Steinmeier ist genauso alt wie Sie und hat sich kürzlich mit Astrazeneca impfen lassen. Würde das für Sie auch infrage kommen?

Ich glaube, ja. Ich würde meine Ärzte fragen, ob da ein Risiko für mich dabei ist und wenn die das verneinen, würde ich es auf jeden Fall machen. Ich finde aber, dass jeder verantwortungsbewusste Mensch für sich selbst entscheiden sollte. Im Augenblick verunsichern vor allem Kommunikationsfehler die Gesellschaft.

Sie meinen im Zusammenhang mit Astrazeneca?

Im Umgang mit Astrazeneca ist einiges schiefgelaufen. Es wurden und werden Schreckensnachrichten verbreitet, die aus dem Zusammenhang gerissen sind. Ich sehe es als verhängnisvoll an, dass Informationen zu schnell ungeprüft geglaubt und weitergetragen werden. Eigentlich sollte es ein Schulfach sein, Nachrichten zu konsumieren. Eine Gesellschaft, die Schüler als Staatsbürger ernst nimmt, sollte ihnen insbesondere beibringen, wie man Fake News erkennt.

Die Verunsicherung in Deutschland ist sehr groß. Können Sie das verstehen?

Ja, ich kann das total verstehen. Es gibt zur Zeit keine überzeugende Ermutigung, keinen Zuspruch oder auch mal Trost. Und keine glaubwürdige Perspektive. Es ist etwas armselig, wenn das einzige Ziel scheinbar ist, die Intensivstationen nicht zu überlasten. Natürlich ist das absolut wichtig, das sage ich mit dem höchsten Respekt vor all jenen, die dort arbeiten.

Aber?

Es darf aber nicht das einzige Ziel und die einzige Perspektive einer Gesellschaft sein. Dass Politiker zunehmend Geschmack an Entscheidungen am Parlament vorbei finden, schafft weiteres Misstrauen. Wir haben seit über einem Jahr diesen merkwürdigen Ausnahmezustand.

Was hätte man besser machen können?

Statt immer neue halbherzige Lockdowns zu machen, hätte viel mehr getan werden müssen in dieser Zeit. Man hätte zum Beispiel das Gesundheitssystem stärken müssen. Es gibt Glaubwürdigkeits- und Kommunikationsprobleme in der Politik, die ich gerne aufgearbeitet haben möchte.

Wo herrscht noch Klärungsbedarf?

Wir leben in einer parlamentarischen Demokratie. Doch bei vielen Entscheidungen beruft man sich momentan auf eine extreme Ausnahmesituation. Damit bin ich auch teilweise einverstanden. Ich habe kein Problem damit, eine Maske zu tragen oder mir die Hände zu desinfizieren. Ich frage mich aber dennoch bei einigen Maßnahmen, ob das genau so in diesem Umfang passieren muss.

Zum Beispiel?

Zum Beispiel gilt in Berlin an vielen Orten die Pflicht, eine FFP2-Maske zu tragen. Ich halte es für absolut richtig, sich auf die Wissenschaft zu verlassen, frage mich aber, warum dabei die Erkenntnisse der Aerosolforscher außen vor gelassen werden, die besagen, dass das Ansteckungsrisiko im Freien gegen Null tendiert, solange die Abstände eingehalten werden. Wenn ich wahrnehme, dass Fahrgäste in öffentlichen Verkehrsmitteln die Masken tragen müssen, das Personal aber nicht, frage ich mich als denkender Staatsbürger doch: Wer wird verarscht, das Personal oder die Fahrgäste?


Wozu führt das Ihrer Meinung nach?

Meines Erachtens führt das nur dazu, den wirklich sinnvollen Maßnahmen zu misstrauen. Da wird dann eine Atmosphäre der Verunsicherung erzeugt. Es gibt viele Schnellschüsse und Entscheidungen von Politikern, die ihre Wähler und ihren Beliebtheitsstatus nicht verlieren wollen. Ich hoffe, dass wir im Spätsommer durch Impfung oder entsprechende Medikamente die Krankheit in den Griff bekommen haben und sich somit kein Politiker mehr mit der Pandemie rausreden kann. Was im Moment passiert, bereitet auch den Boden für Parteien, die eine sehr undemokratische Gesinnung haben.

Die AfD zum Beispiel?

Ja, die versuchen, die Verunsicherung in der Bevölkerung auszunutzen. Ich sehe Gefahren für die Demokratie und zwar nicht im Sinne von Polonaise tanzenden Aluhutträgern. Wer bei einer Krankheit von Glauben spricht, ist für mich sowieso ein Spinner. Wie kann man an eine Krankheit glauben? Die ist da oder eben nicht. Über die Schwerkraft lässt sich auch nicht diskutieren.

Haben Sie Angst, dass die AfD durch die Corona-Krise erneut Aufschwung gewinnt?

Nicht wirklich. Zum Glück hat die AfD keine attraktiven Köpfe. Wenn aber jemand auftaucht, der gut reden kann und ein gewisses Charisma hat, würde ich die Angelegenheit überdenken. Man muss halt wachsam sein und auch vorsichtig.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die Bundestagswahl im September? Glauben Sie, es könnte eine böse Überraschung geben?

Die AfD hat wirklich gar nichts anzubieten, außer angeblich ihren rechten Flügel aufzulösen. Und wenn der sich auflöst, dann wie ein Esslöffel Salz in Wasser und genau das ist schon passiert mit der AfD. Die können sich noch so viel Mühe geben als demokratische Partei aufzutreten, das sind sie einfach nicht. Ich denke mal, es wird bei der Wahl so sein, dass die Leute für die traditionellen Parteien stimmen werden, weil sie denken: Da weiß man wenigstens, was man hat. Kann aber auch anders sein!

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Und wo setzen Sie ihr Kreuzchen im September?

Ich habe im Moment keine politische Heimat. Es gibt für mich gerade keine Partei, von der ich sage: Da gibt es eine Glaubwürdigkeit, da fühle ich mich aufgehoben. Wirklich überzeugend finde ich im Moment niemanden.

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Wie sehen Sie unsere Gesellschaft nach der Pandemie? Geben Sie uns doch einmal einen Ausblick.

Im Moment hat wohl niemand eine klare Perspektive. Alle glauben, wir könnten in unser altes Leben zurück. Unser altes Leben gibt es aber so nicht mehr. Ganz viele Geschäfte wird es nicht mehr geben. Auch in der Kultur, die eine milliardenschwere Industrie ist, aber längst nicht so subventioniert wird wie andere Industrien, ist vieles unwiderruflich kaputt.

Die Gesellschaft, wie wir sie kannten, werden wir nicht wiedersehen, fürchte ich. Ich hoffe einfach, dass wir mit der Impfung und Medikamenten diese Krankheit ausrotten und sie uns nie wieder begegnet. So wie es bei Typhus, Diphtherie und Kinderlähmung war. Und dann werden wir sehen. Das Leben will nicht nur geschützt, es will auch gefeiert werden.

Gefeiert wird derzeit auch die neue Serie mit Armin Rohde. Seit dem 14. April 2021 ist er in dem "Club der roten Bänder"-Spin-off "Tonis Welt", immer dienstags ab 20.15 Uhr auf Vox, zu sehen.

Verwendete Quellen
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