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Lisa Maria Potthoff: "Das ist für viele Frauen ein furchtbares Gefühl"


"Sarah Kohr"-Star Lisa Maria Potthoff
"Das ist für viele Frauen ein furchtbares Gefühl"

InterviewVon Maria Bode

14.03.2022Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Lisa Maria Potthoff: Die Schauspielerin lernt für ihre Rolle in "Sarah Kohr" Kampfsportarten.Vergrößern des Bildes
Lisa Maria Potthoff: Die Schauspielerin lernt für ihre Rolle in "Sarah Kohr" Kampfsportarten. (Quelle: Lennart Preiss/Getty Images for Constantin)

Sie trainiert verschiedene Kampfsportarten, in vollkommener Sicherheit wiegt sie sich dadurch aber nicht. Mit t-online spricht Schauspielerin Lisa Maria Potthoff über Bedrohungssituationen und ihr tägliches Scheitern.

Als Titelfigur in der ZDF-Filmreihe "Sarah Kohr" ermittelt Lisa Maria Potthoff in Hamburg. In der neuesten Folge "Geister der Vergangenheit" (Montag, 14. März 2022, 20.15 Uhr im ZDF) macht sie direkt zu Beginn zwei Angreifern den Garaus. Eine Stuntfrau kommt dabei nicht zum Einsatz, die 43-jährige Potthoff lässt sich für die actionreichen Filme selbst in der Kunst des Kampfsportes unterweisen.

Im Interview mit t-online berichtet sie, warum sie sich dennoch kaum mutiger fühlt und erinnert sich an eine Erfahrung in ihrer Jugend, die sie "lange sehr beschäftigt" hat. Außerdem erklärt Lisa Maria Potthoff, warum sie lieber über ihr alltägliches Scheitern als über hervorzuhebende Charakterzüge oder Errungenschaften spricht.

t-online: Für die "Sarah Kohr"-Filme haben sie verschiedene Kampfsportarten erlernt. Vermittelt Ihnen das Sicherheit?

Lisa Maria Potthoff: Klar, aber man sollte sich auf dieser Sicherheit nicht ausruhen. Als Frau würde ich trotzdem nicht mitten in der Nacht über den Alexanderplatz in Berlin laufen und rufen: "Hey, hat jemand Lust, sich mit mir anzulegen?" Man sollte Gefahren dennoch meiden, beziehungsweise mit Situationen rechnen, in denen es brenzlig werden könnte.

Weshalb?

Ich kann mich zwar anders verteidigen, aber das Problem der körperlichen Unterlegenheit gegenüber einem Mann habe ich weiterhin. Dennoch denke ich, dass ich nicht mehr in eine Schockstarre verfallen würde – das ist ja oft das Problem von Frauen in Gefahrensituationen. Ich könnte schneller meine Kräfte mobilisieren und vielleicht die eine oder andere Technik anwenden, die mir helfen würde.

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Wie es in einer tatsächlichen Bedrohungssituation aussieht, ist aber schwierig zu sagen, oder?

Absolut. Ich glaube, das größte Problem von Frauen in Bedrohungssituationen ist, dass sie – im wahrsten Sinne des Wortes – den Mund nicht aufkriegen, nicht schreien, dass sie nicht das Überraschungsmoment der Verteidigung für sich nutzen. Bei der Selbstverteidigungstechnik des Krav Maga lernt man als Frau als Erstes schnell Aggressionen aufzubauen, um sich zu verteidigen.

Waren Sie mal in einer Situation, in der Sie im Nachhinein dachten, hätte ich doch meinen Mund aufgemacht oder mich verteidigt?

Als Teenager war ich mal allein in einem S-Bahn-Abteil, als sich ein Mann auf die Bank gegenüber setzte. Er hat mich gemustert und eindeutig die Provokation gesucht und überlegt, mich anzufassen. Er ist mich körperlich aber nicht angegangen, sondern hat durch Blicke und Worte eine bedrohliche Situation geschaffen.

Wie haben Sie denn reagiert?

Ich habe einfach die nächste Möglichkeit gesucht, um aus der Situation rauszugehen, indem ich ausgestiegen bin. Es war nicht notwendig, mich körperlich zu verteidigen und es wäre wahrscheinlich der falsche Weg gewesen.

Was hat diese Erfahrung mit Ihnen gemacht?

Die Geschichte hat mich lange sehr beschäftigt. Dieses Ausgeliefertsein als Frau – zu wissen, man kann einem Mann körperlich nichts entgegensetzen, ist für viele Frauen ein furchtbares Gefühl, weil sie es erlebt haben oder Angst davor haben.

Zurück zu Sarah Kohr. Sie wirkt taff, furchtlos und abgebrüht. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und ihr?

Auch ich habe meist keine Angst davor, ob das, was ich tue, richtig ankommt, wenn ich von etwas überzeugt bin. Das ist bei Sarah ähnlich, sie ist ziemlich krass, prescht immer stark nach vorne – teilweise an der Grenze der Legalität, was bei mir nicht der Fall ist. Von der Denkweise her kann ich mich jedoch in ihr wiederfinden. Aber ich bin sicherlich viel kommunikationsfreudiger und geselliger.

Sie machen sich im Vorhinein nicht zu viele Gedanken über die Reaktionen Ihres Gegenübers?

Wenn ich für etwas kämpfe und der Meinung bin, das ist der richtige Weg, habe ich keine Scheu, mich in einer Diskussion angreifbar zu machen und dafür einzustehen. Wenn ich persönlich vor einem Problem stehe und meine, die Lösung zu haben, bin ich schwer davon abzubringen.

Haben Sie da ein Beispiel?

Da geht es bei mir weniger um Leben und Tod wie bei Sarah. Aber etwas Konkretes fällt mir gerade nicht ein.

Was können sich Menschen von Ihnen abschauen?

Darauf kann ich nicht antworten. Das wäre eitel zu sagen, schaut mal her, wie ich das mache – ihr tätet gut daran, es auch so zu machen. Ich selbst lasse mich auch manchmal durch Instagram beeindrucken und denke mir dann: Oh, wow, so müsste man es machen. Wie hat man als Mutter zu sein, wie als berufstätige Frau, wie dick, dünn, straff, gepflegt?

Was würden Sie lieber auf Instagram sehen?

Nicht bloß Perfektion. Mehr Realität: Du bist eine erschöpfte Mutter – aha, ich auch. Ich weiß oft auch nicht, wie ich das alles hinkriegen soll. Ich gucke manchmal in den Spiegel und denke, wäre schön, wenn es anders wäre, aber so ist es und das akzeptiere ich. Ich persönlich rede lieber authentisch und echt über mein alltägliches Scheitern.

Woran sind Sie denn zuletzt gescheitert?

Da gibt es einen großen Topf des Scheiterns: Als Kampfkunstschülerin bin ich neulich an einem Tornadokick, einem relativ anspruchsvollen Kick, gescheitert. Als Mutter bin ich zuletzt gescheitert, meinen Kindern klarzumachen, dass es völlig in Ordnung ist, etwas zu essen, was einem nicht so gut schmeckt, dass man deswegen nicht stirbt. Das hat nicht funktioniert.

Was war das für ein spezielles Gericht?

Nichts Konkretes, das haben wir alle zwei Tage. Schon wenn der Gouda nicht alt ist, sondern mittelalt, kann das hochproblematisch werden. Dann führe ich Diskussionen und abends denke ich: "Diese junge Generation" (lacht). Ja, da bin ich gescheitert.

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Wie gehen Sie mit Momenten des Scheiterns um?

Ich kann durchaus an Dingen verzweifeln. Aber da hilft das Älterwerden. Der Vorteil daran ist, dass man besonnener und nachgiebiger mit sich wird, dass nicht jede Angelegenheit ein Riesendrama ist. Ich merke das bei meiner Zwölfjährigen: Da sind kleine Alltagsdinge gigantisch wichtig. Wenn der gewünschte Pullover in der Wäsche ist, kann das zu einem Nervenzusammenbruch führen.

Auch im Beruf?

Ja, wenn ich eine Rolle nicht bekomme, hilft mir natürlich die Erfahrung, dass es im Leben immer irgendwie weitergeht. Ich kann mit Lebensweisheiten eigentlich nichts anfangen, aber die Floskel Scheitern als Chance zu sehen und dass man sich eher durch Misserfolge weiterentwickelt, das stimmt schon. Das muss ich mir selbst oft noch sagen. Aber ich verfalle nicht mehr in eine wochenlange Krise.

Inwiefern nutzen sie Misserfolge als Chance?

Wenn alles nur gut läuft, arbeitet man nicht an sich, man wird bequem. Mein Beruf ist wahnsinnig anstrengend, weil immer neue Alltagssituationen, neue Rollen, neue Herausforderungen aufkommen. Aber das Gute an der Schauspielerei ist, dass sie sehr jung hält – sowohl im Kopf als auch körperlich.

Verwendete Quellen
  • "Sarah Kohr" vom 14. März 2022 (Vorabsichtung)
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