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Gendern im Rundfunk? Die Sender sollten sich hüten


Pro & Kontra zu sensibler Sprache
Gendern im Rundfunk? Die Sender sollten sich hüten!

  • Meike Kreil
MeinungVon Meike Kreil, Mario Thieme

Aktualisiert am 23.08.2022Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
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Andrea Kiewel moderiert den ZDF-"Fernsehgarten": Eine flapsige Aussage sorgte bundesweit für Aufsehen. (Quelle: IMAGO/STAR-MEDIA)

Gottschalk und Krüger sind keine Fans vom Gendern, wie sich in ihrer Samstagabendshow zeigte. Andrea Kiewel hingegen sehr wohl – eigentlich. Sollte im TV gegendert werden?

"Nicht das Gesicht verziehen. Ich muss", sagte Moderatorin Andrea Kiewel, nachdem sie bei einer Anmoderation im ZDF-"Fernsehgarten" gegendert hatte. Von Singer- und SongwriterINNEN hatte sie gesprochen. Es folgte große Aufregung: Zwingen die Öffentlich-Rechtlichen ihre Moderatoren etwa zum Gendern? Wenig später stellte Kiewel klar, dass es natürlich keine Pflicht gebe. Mehr dazu und ihre gesamte Erklärung lesen Sie hier.

Auch in Thomas Gottschalks und Mike Krügers Jubiläumsshow "Supernasen" war die gendersensible Sprache wieder Thema. Bereits vorab erklärte Mike Krüger in einem Statement, welches auch t-online vorliegt: "Wir feiern (...) 40 Jahre Feinsinn, Kunstgenuss und die wilde Freiheit der Achtziger. Eine Zeit ohne Gendern, Tindern oder Influencern – stattdessen mit Blendern, Spinnern und Influenza."

Es stellt sich die Frage: Sollte im Rundfunk gegendert werden? Ein Pro & Kontra.

Ja, weil ein sensibler Umgang mit Sprache wichtiger denn je ist

Das Pro von Meike Kreil

Haben wir denn keine wichtigeren Probleme, werden viele genervt aufstöhnen, wenn sie diesen Artikel sehen. Ja, sicher. Aber: Ist es nicht gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je, für mehr Rücksicht und Zusammenhalt einzustehen? Der Genderstreit erhitzt die Gemüter. Dabei stellt sich für mich eine einzige Frage: Wo ist das Problem?

Wo ist das Problem, wenn Sprache nicht weiter ausgrenzen soll? Das tut sie de facto, indem sie die Hälfte der Gesellschaft ausschließt – nämlich Frauenzimmer. Wo ist das Problem, wenn sich Sprache weiterentwickelt? Das hat sie immer schon getan. Oder haben Sie etwa nicht gerade beim Begriff Frauenzimmer gestutzt? Früher ein gebräuchlicher (oft negativ konnotierter) Begriff, heute ausgestorben.

Wünschenswert, dass es in Zukunft noch normaler wird, Sie als Leserinnen und Leser anzusprechen. Oder als Leser*innen, Leser_innen oder LeserInnen. Die Schreibweise ist zweitrangig, die Intention zählt. Wir sind auf dem besten Weg hin zu einer dauerhaft inklusiveren Sprache. Das kann niemand ernsthaft ablehnen, der in dieser aufgeheizten Debatte innehält und versucht, die Motivation dahinter zu verstehen. Dann nämlich verliert das Gendern seinen Schrecken.

Wo also ist das Problem, wenn die Moderierenden künftig von Zuschauerinnen und Zuschauern sprechen? Von erfahrenen Fernsehgrößen mit Millionenpublikum darf man Flexibilität und Sensibilität erwarten. Und dass sie nicht für den schnellen Applaus den erwartbaren Gassenhauern verfallen.

Gerade die Öffentlich-Rechtlichen haben eine Vorbildfunktion. Es sind schwere Zeiten für den Rundfunk – umso wichtiger ist es jetzt, dass er seinem Bildungsauftrag gerecht wird. Wer bitte, wenn nicht ARD oder ZDF, könnte besser vermitteln, wie wichtig der bewusste Umgang mit Worten ist? Der Sender betont, dass es keine Anweisung zum Gendern im "Fernsehgarten" gebe. Nun, vielleicht ist das überfällig.

Nein, das Gendern ist undemokratisch

Das Kontra von Mario Thieme

Das Vorhaben, alle Menschen sprachlich einzubeziehen, ist nachvollziehbar und ehrenwert. Wie gut, dass es das generische Maskulinum gibt. Denn sprachwissenschaftlich gesehen spricht dieses bereits alle an. Frauen und nicht-binärgeschlechtliche Personen werden dabei ebenso gemeint wie Männer und keineswegs nur mitgemeint, wie manche behaupten. Das grammatische Geschlecht unterscheidet nicht zwischen Mann oder Frau, trans oder inter.

Dass manche sich nicht vom generischen Maskulinum angesprochen fühlen, ist bedauerlich. Aber die Gefühle Einzelner rechtfertigen noch keine Verkomplizierung der Sprache auf unwissenschaftlicher Basis. Es wäre schlichtweg undemokratisch, müsste sich die Allgemeinheit nach einigen wenigen richten, die geltende Sprachnormen nicht anerkennen können und wollen. Vielmehr sollten die vermeintlich nicht Angesprochenen lernen, mit den bestehenden Grammatikregeln zurechtzukommen und nicht darauf pochen, die Sprache verändere sich doch (nach ihren Wünschen wohlgemerkt).

Ja, das tut sie. Doch sie tut es nicht zwanghaft, von elitären Gruppen "verordnet" und entgegen der Allgemeinheit, die dem Gendern vielen Umfragen zufolge nichts abgewinnen kann. Der Rundfunk – privater, geschweige denn öffentlich-rechtlicher Natur – sollte sich deshalb hüten, seine Zuschauerschaft durch von Ideologie geleitete Sprachexperimente zu vergraulen.

Verwendete Quellen
  • ZDF: "Fernsehgarten" vom 14.8.22
  • RTL: "Die Supernasen"
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