TV Heimatkrimi "Föhnlage": Mord und Abgründe in Bayern-Idylle
Garmisch-Partenkirchen - ein oberbayerisches Musterdorf, so scheint es auf den ersten Blick: Gelbe Butterblumen-Wiesen mit Kühen, rot leuchtende Geranien vor schmucken Bauernhäusern, fesche Menschen in Tracht und mächtige Berge ringsum. Doch die Idylle ist nur vordergründig, wie der neue Heimatkrimi "Föhnlage" des Bayerischen Rundfunks (BR) nach einem Roman des Kabarettisten Jörg Maurer zeigt. Hinter den hübschen Kulissen wird gelogen, betrogen und sogar gemordet. Rainer Kaufmann hat Regie geführt bei dem amüsanten Streifen, den das Bayerische Fernsehen an diesem Samstag um 20.15 Uhr zeigt.
Martin Feifel wird als Kommissar Hubertus Jennerwein nach Garmisch-Partenkirchen versetzt - seine Heimat, die ihm verhasst ist. Gleich zu Beginn muss er in einem Mordfall ermitteln. Im Konzertsaal ist ein Mann vom Dachboden durch die Deckenverkleidung ins Publikum gestürzt. Er stirbt, ebenso wie einer der Konzertbesucher, den er unter sich begraben hat. Jennerwein und seine Kollegen Johann Ostler (Jürgen Tonkel) und Nicole Schwattke (Katharina Maria Schubert) wollen nicht recht daran glauben, dass es ein Unfall war. Zum Unwillen ihres Vorgesetzten fangen sie an, ausgerechnet bei dem mächtigen Baulöwen Xaver Harasser (Helmfried von Lüttichau) und dem korrupten Bestattungsunternehmer Grasegger (Andreas Giebel) zu ermitteln.
Unterhaltsamer Film mit spannendem Hauptdarsteller
Überraschungen und große Spannungsmomente bietet der Film nicht, trotzdem ist er unterhaltsam. Das liegt vor allem an der innerlich zerrissenen Figur des Jennerwein, der trotz vieler Erfolge unbedingt aus München weg wollte. Der Stress als Großstadt-Ermittler war ihm zu viel. Doch auch in Garmisch-Partenkirchen fängt sein altes neurologisches Leiden wieder an: Bei Stress kann er Bewegungen nicht mehr richtig erkennen. Die Welt um ihn herum erstarrt wie in einem Comic. Die Kamera lässt die Zuschauer daran teilhaben mit eigenartig verschwommenen Bildern.
Kontrapunkt zur bayerischen Postkartenidylle
Auch der Humor ist mitunter schön schräg. Mit viel Hingabe zeichnet Regisseur Kaufmann die bayerische Dorfidylle: Fettes Wammerl zum Abendbrot, Hirschgeweihe an der Wand im Wohnzimmer und ein zünftiger Stammtisch im Wirtshaus. Einen Kontrapunkt zur allgegenwärtigen bayerischen Postkartenidylle zu setzen, das ist schon seit Längerem beliebt. Regisseur Hans Steinbichler enttarnte in seinem Spielfilmdebüt "Hierankl" einen Sumpf aus Inzest und Gewalt, während der Schriftsteller Andreas Altmann unlängst seinen Gefühlen Ausdruck verlieh in dem Buch "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend". Der "Föhnlage"-Autor Maurer formulierte es etwas anders: "Heimat ist dort, wo man aus dem Stand einen Kriminalroman schreiben kann."
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