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RTL will Sky kaufen: Vorstandschef nimmt Netflix und Amazon ins Visier


Sky-Übernahme durch RTL
Ein Angebot für jeden Geldbeutel

  • Philipp Michaelis
InterviewVon Philipp Michaelis

Aktualisiert am 27.06.2025 - 18:31 UhrLesedauer: 6 Min.
RTL-Chef Stephan Schmitter: Die Übernahme von Sky Deutschland sortiert die deutsche TV- und Streamingwelt neu.Vergrößern des Bildes
RTL-Chef Stephan Schmitter: Die Übernahme von Sky Deutschland sortiert die deutsche TV- und Streamingwelt neu. (Quelle: Horst Galuschka /imago-images-bilder)
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RTL will es wissen. Mit der Übernahme von Sky Deutschland wuchtet sich die Bertelsmann-Tochter fast auf das Level der Mediengiganten Netflix und lässt die deutsche Konkurrenz hinter sich. "Im besten Sinne für die Nutzerinnen und Nutzer", sagt der Chef.

Rund 150 Millionen Euro kostet Sky Deutschland den Kölner Fernsehriesen. Je nach Entwicklung des RTL-Aktienkurses wird möglicherweise noch ein finanzieller Nachschlag fällig. Der US-Medienkonzern Comcast bekommt möglicherweise bis zu 377 Millionen Euro nachgezahlt. Dem Deal müssen noch Wettbewerbshüter zustimmen.

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Mit dem Deal ist RTL in der neuen Konstellation mit 11,5 Millionen Abonnenten der drittstärkste Anbieter auf dem deutschen Streaming-Markt. Nur Netflix und Amazon sind stärker. Das ist auch genau die Konkurrenz, mit der sich CEO Stephan Schmitter messen will. Er möchte die Medienriesen aus den USA angreifen, sagt er im Interview mit t-online.

t-online: Herr Schmitter, als die Einigung stand, wen haben Sie als Erstes angerufen?

Stephan Schmitter: (lacht) Meine Frau. Nein, also fairerweise erst einmal den Gesellschafter, der das massiv unterstützt hat. Um ihm zu sagen: "Wir haben jetzt eine Unterschrift." Und danach meine Familie. Die musste nämlich in den vergangenen sechs Monaten sehr oft auf mich verzichten, weil wir sehr intensiv an dem Deal gearbeitet haben.

Bei den Summen wird normalen Menschen ja schwindelig, und trotzdem klingen 150 Millionen Euro für eine Marke wie Sky Deutschland fast schon moderat. Was macht die Summe mit Ihnen?

Die Summe müssen Sie beurteilen. Ich bin zuerst einmal wirklich froh, dass wir dieses Geschäft erwerben können. Das ist ein Super-Geschäft und das sind tolle Marken, die wir nutzen dürfen, beziehungsweise mit dem Kauf tatsächlich erwerben. Und vor allem gibt es große Kompetenzen im Bereich der Sportproduktion, im Bereich B2C und Marketing. Also: Es gibt ganz viele Vorteile und ganz viele tolle Faktoren abseits des Kaufpreises. Und wie der Kaufpreis am Ende zu bewerten ist, das würde ich anderen überlassen.

Für eineinhalb Stefan Raabs?

Die Summe liegt nur etwa 50 Prozent höher als das, was für Stefan Raab ausgegeben worden sein soll ...

(lacht) Wenn die Zahl so stimmt. Die Zahl, die wir heute in Bezug auf den Sky-Deal kommuniziert haben, die stimmt. Bei Herrn Raab aber ist es ja so, dass wir uns nie dazu geäußert haben, und auch Sie werden es heute nicht aus mir herausbekommen.

War einen Versuch wert. Wenn zwei Unternehmen zusammengehen, dann verschmelzen ihre Belegschaften und ihre Arbeitsprozesse – vieles kann dann eingespart werden. Sie haben dieses "Synergie-Potenzial" auf weit über 200 Millionen Euro beziffert. Das macht etwas mit Unternehmen und mit der Belegschaft. Was bedeutet das für RTL und für Sky?

Es wird spannend sein, das herauszufinden. Aber erst einmal brauchen wir ohnehin noch die Zustimmung der Kartellbehörden für diesen Deal. Wir rechnen 2026 mit ihr. Bis dahin bleiben RTL und Sky Deutschland Wettbewerber und Konkurrenten. Danach werden wir uns Gedanken machen. Wir wollen die Synergien innerhalb von drei Jahren heben, also Stück für Stück, im besten Sinne der Geschäfte und im besten Sinne aller Nutzerinnen und Nutzer. Es gibt große Kompetenzen auf beiden Seiten. Die Frage ist, wie bringt man die zusammen? Welche Sportrechte hat man, wie passen sie in den Sportkalender, was braucht man an Studio-Kapazitäten? Wir haben gewisse Ideen, die wir im Detail ausarbeiten können, wenn die Kartellbehörden der Transaktion zugestimmt haben.

Mit Sky Deutschland gewinnen Sie eine große Sportredaktion, und bei RTL haben Sie schon eine. Würden Sie sich gerade Sorgen machen, wenn Sie in einer der beiden Redaktionen arbeiten?

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Stephan Schmitter (Quelle: IMAGO/Malte Ossowski/imago)

Zur Person

Der gebürtige Münchner Stephan Schmitter ist CEO von RTL Deutschland. Schmitter (Jahrgang 1974) begann beim Lokalradio in seiner Heimatstadt und kam 2007 zu RTL. 2021 wurde er Geschäftsführer von RTL News, dann Verantwortlicher für alle Inhalte und schließlich Vorstandsvorsitzender. Schmitter verantwortet das gesamte Programm, alle journalistischen Angebote und den Streamingdienst RTL+.

Nein, würde ich nicht. Beide Redaktionen sind ausgelastet mit dem, was sie tun, und wenn man die Qualität hochhalten will oder gar noch mehr machen möchte, beispielsweise noch mehr Free-TV-Ausstrahlungen mit entsprechender Rundum-Berichterstattung, dann werden wir sowohl diese hervorragenden Teams auf beiden Seiten als auch die Studio-Kapazitäten brauchen. Das schauen wir uns im Detail an, und das müssen wir auch mit allen Lizenzgebern in Ruhe besprechen. Die haben ja auch Wünsche und Anforderungen. Das bewerten wir alles und dann werden wir die entsprechenden Rückschlüsse ziehen.

Eine Fusion ermöglicht es, Inhalte umzuschichten, neu oder anders auszuspielen. Wofür wird RTL künftig stehen und wofür Sky?

Die Marken sind per se erst einmal sehr klar umrissen und haben ihr Publikum und ihre Zielgruppen. Sie sind sehr komplementär. RTL als Sender und RTL+ als Streamingdienst sind eher weiblich und jünger, Sky ist eher männlicher und älter. Das bringen wir jetzt sehr gut zusammen. Und nun verfügen wir über eine extreme inhaltliche Breite im Sport, Entertainment und Information – man vergisst ja leicht, dass es nicht nur um Sport geht, sondern auch um die großen Film- und Serienpakete von Universal. Wir haben den Anspruch, auf all unseren Kanälen vom Free-TV bis zum Premium-Streaming alles aus einer Hand anzubieten. Wir wollen für jede Lebenssituation, für jedes Alter, egal ob Mann oder Frau, egal wie groß oder klein der Geldbeutel ist, ein attraktives Angebot machen. Ich vergleiche das gerne mit den Mischpulten, an denen wir beim Fernsehen oft sitzen: Wir haben ein großes und breites Spektrum an Inhalten, Reality, Fiction, Serien, Filme, Entertainment, Sport, Nachrichten – einfach alles. Und jetzt wird es darum gehen, dass wir das so ausspielen, dass jeder zwischen drei und hundert Jahren in Deutschland das passende Angebot von uns bekommt.

"Wir wollen ernsthaften Wettbewerb mit den Amerikanern"

Die Währungen auf dem Markt, auf dem Sie sich bewegen, sind Reichweite und Abos. Um sie wird hart gerungen. Sie sind in der neuen Konstellation Nummer 3 auf dem deutschen Streaming-Markt hinter Netflix und Amazon und haben Augenhöhe mit den großen US-Playern. Greifen Sie mit der Fusion die Amerikaner an?

Ja, dazu dient unter anderem dieser Move. Sky ist ein Abo-basiertes Geschäft. Ein Großteil der Umsätze kommt aus den Abos. Damit wollen wir in den ernsthaften Wettbewerb auf Augenhöhe eintreten, vor allem mit den amerikanischen Streaming-Plattformen. Das sind Netflix und Amazon, das ist aber auch YouTube, mittlerweile in Amerika die größte Streaming-Plattform. Im lokalen Markt haben wir jetzt eine Stellung, wo auch Kreative, Talente, Experten, Produzenten, Lizenzgeber abwägen können, mit wem sie zusammenarbeiten wollen. Wir bilden damit eine sehr starke Basis, um wirklich im Wettbewerb mit den Amerikanern zu bestehen.

Was fehlt Ihnen noch?

(lacht) Die Zustimmung der Kartellbehörden?

Ich meinte eher als Baustein im Kampf gegen die großen amerikanischen Medienkonzerne.

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Ich glaube, wir haben alles in der Hand. Wir haben die Menschen, wir haben hochattraktiven Content in jedem Bereich. Wir sind zum Teil Marktführer in den einzelnen Bereichen, bei Realities, bei Sport und anderswo. Und wir haben die lokale Kompetenz. Wir wissen seit 40 Jahren, wie das Publikum in Deutschland funktioniert. Wir sind lineare Marktführer mit RTL. Wir wissen genau, wie man Zuschauer hält, auch über Werbeblöcke hinweg, was die Streamer ja inzwischen auch ausprobieren und immer weiter ausbauen. Und deswegen glauben wir, dass wir alles in der Hand haben, um das Mischpult so gut wie möglich zu bedienen. Und dann können wir tatsächlich bestehen.

Abos? Erst einmal bleibt alles, wie es ist

Aus Sicht der Zuschauer, was bedeutet das für ihre Abos?

Bis die Kartellbehördenfrage geklärt ist, bleibt alles, wie es ist. Wir bleiben Wettbewerber. Sky hat gerade eine Preiserhöhung umgesetzt und kommuniziert, die nichts mit der Transaktion zu tun hatte. Wenn die Zustimmung kommt, werden wir bewerten, wie der Markt ausschaut, was die Wettbewerber machen, die zum Teil schon deutlich teurer sind. Ich möchte am Ende, dass die Menschen die Chance haben, unsere Angebote zu nutzen. Deshalb muss alles bezahlbar bleiben.

Das lineare Fernsehen ist tot, heißt es.

Absolut nicht. Sie erreichen nirgends so viele Menschen gleichzeitig wie im linearen Fernsehen. Wir sehen immer wieder, wie jede lineare Ausstrahlung die Abozahlen pusht. Gerade im Sport. Das bringt die Leute zum Sport, befeuert Emotionen. Deshalb hat Live-TV noch einen ganz wichtigen Stellenwert. Unsere lineare Power zu nutzen, ist ein zentraler Teil dieses Deals: um den Content zu "promoten", um das beste Angebot für die Zuschauer zu machen und vielleicht den Sport wieder ein Stück weit ins Live-TV zurückzubekommen. Aber natürlich: Am Ende müssen und werden wir uns mit so einem Deal für die Zukunft aufstellen, und da merken wir den jungen Zielgruppen an, dass es immer mehr Richtung Streaming geht.

Wenn Sie in fünf Jahren auf dieses Geschäft zurückschauen: Was muss passiert sein, damit es erfolgreich war? Und was, damit Sie es bereuen?

Das ist eine lange Zeitspanne. Wenn das, was ich Ihnen heute gesagt habe, dann Gültigkeit hat, wenn wir DER lokale nationale Player sind, der sich sozusagen auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern messen kann, dann wäre ich sehr glücklich. Ich bin guter Dinge, weil wir fantastische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Und auf der anderen Seite: Ich bin jemand, der sehr positiv denkt. Keine Ahnung, was passieren soll, damit wir sagen: Das war's nicht.

Nie schlecht geschlafen?

Man wächst mit seinen Herausforderungen. Wenn man in einem Markt bestehen will, der sich so verändert, wo neue Player auf den Markt kommen, muss man mutig sein. Als Person, aber vor allem auch als gesamtes Team. Und wenn man ein fantastisches Team hat, in dem alle mutig sind, dann sollte man auch ruhig schlafen können.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Stephan Schmitter, CEO RTL Group
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