Tatort

Nach dem Fund einer Mädchenleiche in einer Müllverbrennungsanlage wird kurz darauf ein zweites Mädchen aufgegriffen, das sich gerade noch rechtzeitig aus der Anlage retten konnte. Durch Larissa (Emilia Schüle, Foto) erfährt Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler), dass sie und weitere Mädels bei einem Herrenabend einflussreicher Gesellschaftsgrößen aufs Schlimmste misshandelt wurden und anschließend "entsorgt" werden sollten.

Allein die Szenen, in der Larissa völlig benommen und hilflos durch die Stadt wankt, brannten sich förmlich in die Köpfe der Zuschauer ein. Nicht zuletzt durch ihre phänomenale Schauspielleistung schaffte es der Krimi, das Schicksal von Zwangsprostituierten so beklemmend und wirklichkeitsgetreu wie nur irgend möglich vor Augen zu führen.

Um ihren Job ist Kommissarin Lindholm in dem Krimi nicht zu beneiden. Während sie versucht, den Menschenhändlern und den Peinigern der Mädchen auf die Spur zu kommen, tun die an den Misshandlungen beteiligten Hannoveraner Gesellschafts-Eliten alles, um die Ermittlungen zu torpedieren.

Lindholm begutachtet die Leiche des in einer Müllverbrennungsanlage aufgefundenen Mordopfers Gretchen: Als der Pathologe der Kommissarin beschreibt, wie schlimm das Mädchen misshandelt wurde, dürfte auch die meisten Zuschauer das pure Entsetzen gepackt haben.

Die Beziehung der "Gefühlspanzer"-Kommissarin mit dem Journalisten Liebermann (Benjamin Sadler) verlief in dieser "Tatort"-Folge eher stockend. Ohnehin aber war die Liebelei angesichts der Schwere des Krimi-Themas eher zähes Beiwerk.

Weil Lindholm im ersten Teil des "Doppel-"Tatorts" nur den Mörder von einem der Mädchen dingfest machen konnte, rollt die Kommissarin den Fall in Folge zwei ("Das goldene Band") neu auf. Dabei wird ihr die Kollegin Carla Prinz (Alessija Lause, li.) zur Seite gestellt. Dank der frechen und spritzigen Art von Prinz eine echte Bereicherung für den Krimi. Schade nur, dass sie ihr Auftritt dem NDR zufolge einmaliger Natur war.

Nachdem Lindholm herausgefunden hat, dass der Herrenabend, bei dem die Mädchen misshandelt wurden, in einem Schlösschen von Immobilien-Mogul Kaiser stattgefunden hat, verbreiten Lindholm und Prinz Unruhe im Kreis der Verdächtigen, um an weitere Infos zu gelangen.

Lindholms Freund Liebermann, der um Kaisers Machenschaften recherchiert, war bei dem Herrenabend zwar kurzzeitig dabei und hatte das später tot in einer Müllabladestelle aufgefundene Mädchen dort sogar gesehen. Aber erst als Lindholm Kaiser in seiner Gegenwart mit den Verbrechen konfrontiert, dämmert dem Journalisten allmählich ein Zusammenhang.

Noch wiegen sich die Vergewaltiger der Mädchen, darunter auch der Landespolitiker Rühmkopf (Peter Meinhardt, li.), in Sicherheit.

Doch schon bald ziehen Lindholm und Prinz die Schlinge um den Kreis der Verdächtigen zu. Und nachdem Lindholm den Sohn der Zwangsprostituierten Larissa aus Weißrussland in die sichere Obhut seiner Mutter nach Deutschland gebracht hat, ist diese auch bereit, die Vergewaltiger zu identifizieren und gegen sie auszusagen.

Der Rocker- und Rotlicht-Boss (Robert Gallinowski) ist als Schieber tief in den Menschenhandel verstrickt. Auch ihn kann Lindholm dingfest machen, nachdem ihr Freund Liebermann in Weißrussland Daten zum Handel mit den Mädchen entwendet hat. Allerdings: Neun von zehn Mädchen, die zum Zwecke der Zwangsprostitution nach Deutschland gelockt wurden, kamen auf brutale Weise um. Eine traurige Bilanz für Lindholm.