Integrationskanal: ARD und ZDF planen TV-Angebot für Flüchtlinge

TV-Sendungen über die aktuelle Flüchtlingskrise gibt es im deutschen Fernsehen momentan in großer Bandbreite. Jetzt hat die Diskussion um einen Integrationskanal der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF erreicht und wird deren Programmplanung beeinflussen.

Spezielle Angebote für Flüchtlinge - kein Integrationskanal

Einen reinen Integrationskanal sehen die Planungen nicht vor. Jedoch sei "die Integration von Flüchtlingen eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, der sich das ZDF stellt", teilt der Mainzer Sender mit. Über die breite Berichterstattung in den aktuellen Sendungen hinaus plane das ZDF daher gezielte Angebote für Flüchtlinge.

Die "Sendung mit der Maus" auf Arabisch

ZDF-Intendant Thomas Bellut und der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor haben im Hinblick auf die Angebote für Flüchtlinge eine enge Abstimmung vereinbart.Und so wird das aussehen: Die ARD fasst sämtliche Angebote ihrer Sender sowie der Deutschen Welle unter refugees.ard.de zusammen. Dort finden sich beispielsweise Antworten auf grundsätzliche Fragen, Erklärfilme auf Englisch, die "Sendung mit der Maus" auf Arabisch oder Dari und Videosprachkurse. Schon seit längerem gibt es zudem unter dem Titel "Refugee Radio" täglich Hörfunk-Nachrichten für Flüchtlinge. Zusätzlich soll die "Tagesschau in 100 Sekunden" auf Englisch und Arabisch gezeigt werden.

Internet wichtiger als aktuelles Programm

Der Bildungskanal ARD-alpha sei zudem in Gesprächen mit Frank-Jürgen Weise, dem Leiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge sowie dem Goethe-Institut mit dem Ziel, Flüchtlingen Deutsch- und Integrationskurse als Smartphone-Apps zur Verfügung zu stellen. Lutz Marmor, ARD-Vorsitzender und NDR-Intendant: "Es ist jetzt schnelle Hilfe gefragt. Die meisten Flüchtlinge lassen sich am besten über das Internet, beziehungsweise ihr Smartphone erreichen. Deshalb haben wir uns hauptsächlich auf Angebote im Netz konzentriert. Sehr hilfreich ist dabei die Kooperation mit der Deutschen Welle."

In der ZDF-Mediathek werden künftig alle wichtigen Sendungen zum Thema gebündelt angeboten, zum Beispiel ZDFzeit, Reportage, 37 Grad. Außerdem wird daran gearbeitet, die täglichen Logo-Nachrichten in der Mediathek auch mit arabischen Untertiteln anzubieten. Sie bieten kompakte und leichtverständliche Informationen.

Kein eigenständiger Sender geplant

Ein zusätzliches TV-Programm könnten und dürften die Rundfunkanstalten nicht aus eigener Entscheidung veranstalten, erklärt ZDF-Fernsehratsvorsitzende Ruprecht Polenz. Dafür wäre eine gesetzliche Beauftragung durch die Länder erforderlich.

Mega-Aufgabe und gesellschaftlicher Wandel

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer rief ARD und ZDF auf, ein "deutsches Integrationsfernsehen" ins Leben zu rufen. Er hatte sich zuvor ein weitreichendes TV-Angebot mit Sprachkursen, Grundgesetz-Unterricht, Informationen für das Leben in Deutschland, Dokumentationen über gelungene Integrationsprojekte und die Vermittlung deutscher Werte und Leitkultur gewünscht.

Das passt zum allgemeinen Trend. Laut der Umfrage "Deutschlandtrend" des ARD-Morgenmagazins sind sich drei Viertel der Bundesbürger sicher, dass die Zuwanderung von Flüchtlingen die deutsche Gesellschaft stark bis sehr stark verändern wird.