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Thore Schölermann über den Wald: "Es läuft etwas ganz und gar nicht richtig"


Wald verändert sich stark
Thore Schölermann: "Es läuft etwas ganz und gar nicht richtig"

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 20.09.2020Lesedauer: 7 Min.
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Thore Schölermann: Der Moderator erklärt, dass er schon von klein auf ein "Waldschrat" ist.Vergrößern des Bildes
Thore Schölermann: Der Moderator erklärt, dass er schon von klein auf ein "Waldschrat" ist. (Quelle: ProSieben/Julia Feldhagen)

Weltweit brennen Wälder. An der Westküste der USA lodern Feuer, in Südamerikas Regenwaldgebiet werden sekündlich riesige Flächen vernichtet. Auch in Deutschland brennen immer wieder Wälder. Ein Stück Natur, das Moderator Thore Schölermann besonders am Herzen liegt.

Thore Schölermann besitzt ein Stück Wald, verbringt dort viel Zeit in einem selbst zurechtgemachten Häuschen. Von klein auf war er viel in den Wäldern um seinen Heimatort unterwegs, hat darin auch sein erstes Geld verdient. Er bekommt hautnah mit, wie sich der Wald verändert. Sei es durch Feuer, sei es durch starken Befall von Borkenkäfern. Für den "Green Seven Report" sucht Schölermann nach Möglichkeiten, den Wald zu retten. Dafür spricht er mit Förstern, Feuerwehrleuten und Wissenschaftlern.

Im Interview mit t-online erzählt Forstexperte Thore Schölermann, der unter anderem "The Voice of Germany" moderiert, von seiner besonderen Verbindung zum Wald und erläutert, wie erschreckend die auffälligen Veränderungen dieses Ökosystems sind.

t-online: Herr Schölermann, Sie haben ein kleines Haus im Wald und treiben sich viel in der Natur rum. Woher kommt diese Verbindung?

Thore Schölermann: Ich bin im Wald groß geworden. Schon als kleines Kind wollte ich Förster werden, bin durch die Wälder gezogen und habe die unsicher gemacht. Ich bin eigentlich schon immer ein Waldschrat gewesen, habe mir im Wald Buden gebaut. Meine Familie hat auch immer Forstwirtschaft gemacht und ich habe mein erstes Geld im Wald verdient. Ich habe für 7,50 Mark von morgens um fünf bis mittags um eins Bäume gefällt und Brennholz produziert, dieses dann verkauft. Zeit im Wald zu verbringen, ist für mich schon immer selbstverständlich gewesen.

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Durch das Leben in der Stadt habe ich dann gemerkt, wie sehr mir das fehlt. Deshalb haben wir uns dieses kleine alte Holzhaus im Wald gekauft und selbst daran gebaut. Damit haben wir uns diesen Rückzugsort wieder zurückgeholt. Wenn ich dort bin, arbeite ich auch im Wald. Wir heizen in der Hütte mit Holz, ich gehe in den Wald, gehe zur Jagd, wir essen die Dinge aus dem Wald. Ich habe einen sehr intensiven, aber auch realistischen Bezug zur Natur. Ich lebe mit und von der Natur.

Was bedeutet es für Sie, Zeit im Wald zu verbringen?

Mich holt der Wald immer sehr zurück auf den Boden der Tatsachen. Durch die Arbeit in der Natur, die ein ehrliches Produkt ist. Dazu die Ruhe, die ich im Wald habe. Mich holt das immer vollkommen runter. Das ist etwas, das der Wald einem gibt. Gerade in Corona-Zeiten ist er für viele ein Rückzugsort. Viele haben gemerkt, dass sie gar nicht in den Urlaub fliegen müssen, sondern sich auch bei uns in den Wäldern entspannen und Energie zurückholen können. Für mich ist das sogar vielleicht eine bessere Energie, als wenn ich irgendwo in der Ferne am Strand sitze.

Es scheint tatsächlich so zu sein, dass durch Corona eine intensivere Verbindung zur Natur entstanden ist – besonders zur heimischen Natur.

Genau und ich finde das toll und hoffe, dass das auch nicht nur ein Instagram-Trend ist, sondern dass die Leute sich einfach bewusster werden: Auch wenn sie in der Stadt leben, dass der Wald, der drumherum ist, immer noch unsere Lunge ist, aus der wir sehr viel ziehen. Auch wenn wir in Steinhäusern leben, brauchen wir den Wald, um diese Häuser zu bauen. Wir brauchen den Wald für Sauerstoff, wir brauchen den Wald für so vieles. Das haben viel zu viele Menschen vergessen, viel zu viele Menschen sehen diesen Wald vor der Tür nur bei Instagram und sind nicht mal einfach hineingegangen und haben gesehen, wie gut es da riecht, wie schön die Ruhe ist. Dieser Bezug zur Natur ist durch Corona echt wieder stärker geworden.

Schon wenn man im Wald ist und Vogelzwitschern hört, entspannt das total.

Das holt einen ein bisschen einfach wieder zurück. Mich entschleunigt es auch total, wenn ich bei uns im Wald bin, das ist für mich nach Hause kommen. Und jeder, der das mal so erlebt hat, der kann das eigentlich nachvollziehen. Man merkt erst, wie laut die Stadt ist, wenn man erstmal wieder im Wald gesessen hat.

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Das ist ein starker Kontrast zwischen dem Stadtleben und dem Wald. Genauso wie die Dinge, die Sie im Wald machen, die Arbeit, der Sie im Wald nachgehen. Das ist ein extremer Kontrast zum Job als Moderator. Ohne eines von beiden ginge es wahrscheinlich nicht?

Ich brauche beides. Ich bin sehr an Menschen interessiert und genau die fehlen manchmal im Wald. Manchmal habe ich aber auch genug von Menschen und bin sehr froh, wenn ich im Wald nur ein Wildschwein treffe. Genau diese Mischung ist für mich perfekt. Durch meinen Job weiß ich den Wald noch mehr zu schätzen und kann meinen Job jetzt sogar nutzen, um das zu schützen, was mir so wichtig ist. Das ist eine schöne Sache. Aber ich nehme auch persönlich Geld in die Hand, um den Wald bei uns ganz aktiv zu schützen. Das fühlt sich gut und richtig und wichtig an.

Denn jetzt bei der Reportage habe ich gemerkt, dass der Wald, in dem ich früher gelebt und gearbeitet habe, gar nicht mehr so ist, wie er mal war. Der ist einfach weg, zerstört durch Borkenkäfer, zerstört durch Feuer. Ich kam dorthin und habe ihn nicht wiedererkannt. Eigentlich hatte ich mal vor, ihn irgendwann meinen Kindern zu zeigen. Das bedeutet aber jetzt für mich, dass wir unsere Wälder, unsere Natur einfach mehr schützen müssen, dass auch die kommenden Generationen noch etwas davon haben.

Da kann man schon einen echten Schrecken bekommen, wenn man etwas aufsucht, was man in so schöner Erinnerung hatte und das dann einfach nicht mehr da ist.

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Ja, wir waren bei uns in der Gegend auch sehr stark vom Sturm Kyrill betroffen. Das gibt es immer mal. Auch Borkenkäfer gab es schon immer, Waldbrand gab es schon immer, Stürme gab es schon immer. Aber im Moment: Ich brauche kein Biologe und kein Klimaforscher zu sein, um zu sehen, dass gerade etwas ganz und gar nicht richtig läuft und die Veränderung wirklich so geballt daherkommt.

Was muss Ihrer Meinung nach getan werden, um die Zerstörung aufzuhalten?

Wir können aktuell nur Feuer löschen, es wird weiter brennen in jeder Hinsicht und der Wald ist in diesem Zustand, weil er ein Ökosystem ist, bei dem über 50 Jahre vieles falsch gemacht wurde. Damit müssen wir jetzt erstmal leben und ich glaube und hoffe, dass uns das die Augen öffnet. Die Frage ist nur, wie wir in Zukunft dafür sorgen, dass die nächsten Generationen nicht mehr so damit zu kämpfen haben, sondern davon profitieren, dass wir Sachen auf den Weg gebracht haben, die Wirkung zeigen. Ich glaube wirklich, wir müssen uns jetzt einmal die Finger verbrennen wie ein kleines Kind, um aufzuwachen.

Was muss die Politik nun tun, um die Natur mehr zu schützen, um die Klimakrise zu stoppen?

Ich finde es immer sehr leicht, in dieser Angelegenheit die Politik verantwortlich zu machen. Wer nicht darauf warten will, dass irgendwelche Gesetze verändert werden und wer sich darüber aufregt, dass Politiker zu lange über Sachen diskutieren, kann von jetzt auf gleich in seinem Alltag vieles ändern, was einen großen Impact auf die Natur hat. Wenn wir das machen würden und nicht nur die Zeit damit verschwenden würden, die Politik dafür verantwortlich zu machen, wäre der Natur schon sehr viel geholfen.

Was machen Sie persönlich?

Wenn ich Energie verbrauche, konsumiere, mich fortbewege – all diese Dinge, wofür wir Ressourcen aus der Natur brauchen, mache ich bewusst. Dieses Bewusstsein ist wichtig. Ich bin nicht perfekt und schon durch meinen Job bin ich nicht die Person, die auf alles verzichtet. Darum geht es auch gar nicht. Ich finde es geht darum, dass jeder für sich in seinem Alltag gucken sollte, wie er etwas optimieren kann und dadurch weniger Energie verbraucht.

Da geht es jetzt nicht nur darum, weniger Auto zu fahren, sondern einfach darüber nachzudenken, ob es wirklich sein muss, dass ich Dinge esse, die einmal um die ganze Welt gereist sind, wie sie verpackt sind. Jeder kann im Alltag beim Konsum darauf achten, mit den Ressourcen besser umzugehen. Der brennende Wald ist, finde ich, ein Sinnbild dafür, was mit unserer Welt passiert und sollte uns zu denken geben.

Was nehmen Sie aus der Corona-Zeit mit, von der Sie ja auch viel Zeit im Wald verbracht haben?

Dass es eigentlich erschreckend ist, wie schnell wir durch so ein kleines Virus aus unserem sortierten Alltag herausgeschossen werden können. Das ist für mich ein Sinnbild dafür, dass wir als Menschen nicht die Herrscher über allem sind, sondern dass schon ein kleines Virus unser luxuriöses Leben zerstören kann. Es hat mir einfach gezeigt, einfach noch bewusster mit allen Sachen zu sein, in was für einem Luxus wir leben, unbeschwert um die Welt reisen oder riesengroße Partys feiern zu können. Einfach das machen zu können, was wir wollen, jeden Tag. Welche Freiheit wir haben. Es hat mir einmal mehr bewusst gemacht, in was für einer tollen Welt wir eigentlich leben. Es ist einfach eine große Dankbarkeit, die ich mitnehme.

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Am Montag, den 21. September um 20.15 Uhr läuft der "Green Seven Report: Unser Wald brennt!" bei ProSieben. Dabei soll im Großen der Frage nachgegangen werden, wie die grüne Lunge unserer Erde gerettet werden kann. Die Reportage bildet den Mittelpunkt der "Green Seven Week", die vom 21. bis zum 27. September bereits zum zwölften Mal stattfindet.

Verwendete Quellen
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