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Senioren am Steuer: So gefährlich sind ältere Autofahrer wirklich laut ADAC


Fahrsicherheit
Sind ältere Autofahrer eine Gefahr im Straßenverkehr?

Von t-online, ccn

Aktualisiert am 21.12.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 163451641Vergrößern des BildesÄltere Dame im Auto: Die EU plant weitreichende Veränderungen für Senioren am Steuer. (Quelle: IMAGO/Ok Shu)
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Geht es nach der EU, sollen Autofahrer bald regelmäßig ihre Fahrtauglichkeit prüfen lassen. Welche Rolle ältere Menschen hinterm Steuer spielen.

Die Diskussion um verpflichtende Gesundheitschecks für ältere Autofahrer hat 2023 große Wellen geschlagen. Nach dem aktuellen, jetzt vorgelegten Entwurf der EU werden generelle Gesundheitschecks für alle Führerscheinbesitzer empfohlen. Ursprünglich betrafen die Planungen nur ältere Autofahrer ab 70 Jahren. Doch das Verfahren ist nicht beendet; der EU-Ministerrat hat sich mittlerweile gegen verpflichtende Gesundheitstests ausgesprochen. Die Länder sollen weiterhin selbst entscheiden können.

Doch die Frage bleibt: Welche Rolle spielen Senioren bei Unfällen im Straßenverkehr?

Wie sicher oder unsicher fahren ältere Menschen?

Mehrere Faktoren beeinflussen das Gesamtbild: Gemessen am Anteil von Menschen über 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung (22,1 Prozent) ist deren Schuld an Unfällen mit Personenschaden gering – nämlich 17,4 Prozent, heißt es vom ADAC. "Ältere Menschen haben damit im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil eine unterproportionale Unfallbeteiligung. Generell kann man sogar feststellen, dass ältere Menschen im Straßenverkehr eher gefährdet sind, als dass sie eine Gefahr darstellen", heißt es vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat.

Mehr als 45.000 Menschen über 65 verunglückten 2021 im Straßenverkehr. Das hängt auch mit der Art der Fortbewegung zusammen: Senioren sind häufiger zu Fuß oder per Rad unterwegs. Dabei sind sie größeren Risiken ausgesetzt als Auto-, Motorrad- und Lastwagenfahrer.

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Was für ältere Menschen am Steuer spricht: Zwar lassen einerseits mit fortschreitendem Alter Seh- und Hörfähigkeit nach, auch Konzentrationsfähigkeit, Beweglichkeit und Kraft nehmen ab. Doch das gleichen Senioren andererseits dadurch aus, dass sie erstens seltener, zweitens aber auch besonnener und drittens mit viel Erfahrung im Auto unterwegs sind. Außerdem: Je höher das statistische Alter, desto weniger Menschen besitzen zudem überhaupt ein Auto.

Hier zeigen ältere Menschen Schwächen

Laut Statistischem Bundesamt missachten ältere Autofahrer häufiger die Vorfahrt (21,1 Prozent, verglichen mit 16,6 Prozent im Gesamtdurchschnitt). Auch beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren (22,3 Prozent) treffen sie öfter die falsche Entscheidung als der Gesamtschnitt (19,2 Prozent).

Fahrleistungsbezogen ist das Unfallrisiko höher

Das ist die eine Seite der Medaille. Doch die Statistiken zeigen auch: Wenn Menschen über 65 an einem Unfall beteiligt sind, tragen sie in 68,2 Prozent, also in mehr als zwei Dritteln der Fälle die Hauptschuld. Bei den über 75-Jährigen sind es sogar 75,9 Prozent, schreibt "Auto Motor und Sport". Fahrleistungsbezogen sei das Unfallrisiko laut Deutscher Verkehrswacht darum sogar höher als bei den Jungen. Außerdem seien die Unfallfolgen für ältere Menschen schlimmer, da die körperliche Widerstandskraft nachlasse.

Fahrtauglichkeitsüberprüfungen in Deutschland – was ist die aktuelle Lage?

Seit dem 19. Januar 2013 gibt es in Deutschland eine neue Führerscheinrichtlinie. Danach sind alle Führerscheine, die nach dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurden, nur noch 15 Jahre gültig. Nach Ablauf dieser Frist müssen sie erneuert werden. Doch mit der Erneuerung ist keine ärztliche Untersuchung verbunden. Die Fahrerlaubnis gilt so gesehen auf Lebenszeit.

Eine Ausnahme gibt es: Kommt es zu schweren Unfällen oder Auffälligkeiten im Straßenverkehr, kann ein Gericht einen Gutachter bestellen, der die Tauglichkeit untersucht. In solchen Fällen können die Behörden auch den Führerschein entziehen.

"Senioren-TÜV" – gibt es das schon in anderen Ländern?

Ja, bereits in einigen EU-Ländern ist das die Regel: so etwa in Dänemark (ärztliches Attest ab 75 zur Verlängerung der Fahrerlaubnis, ab 80 jährliche Neubeantragung), Spanien (alle fünf Jahre eine medizinische Untersuchung ab 65) und Italien (ab 50 Jahren Verlängerung des Führerscheins alle fünf Jahre, über 70 alle drei Jahre und ab 80 alle zwei Jahre, inklusive Gesundheitscheck).

Aber auch in Großbritannien (alle drei Jahre Verlängerung der Fahrerlaubnis mit Auflistung aller medizinischen Probleme) und in der Schweiz (Kontrolluntersuchung für Fahrer ab 70) wollen die Behörden genau wissen, wie es um die älteren Autofahrer steht.

Wie erkennt man, dass man nicht mehr fahrtauglich ist?

Gewissheit kann Ihnen eine sogenannte Rückmeldefahrt geben, die Verkehrsclubs und Fahrschulen anbieten. Hier analysiert ein Experte ganz genau, wo es Defizite gibt. Ein negatives Ergebnis führt nicht dazu, dass der Führerschein entzogen wird.

Noch einfacher und obendrein kostenfrei ist der Schnell-Check, den die Alzheimer Forschung Initiative e.V. entwickelt hat. Damit können sich Ältere selbst auf Warnsignale kontrollieren. Dazu müssen Sie nur zehn Fragen beantworten. Seien Sie dabei aber ehrlich zu sich selbst.

  1. Verlieren Sie beim Fahren manchmal die Orientierung?
  2. Haben Sie Schwierigkeiten, andere Verkehrsteilnehmer, Ampeln oder Verkehrszeichen zu erkennen und rechtzeitig darauf zu reagieren?
  3. Haben Sie Probleme, das Gas-, Kupplungs- oder Bremspedal zu betätigen?
  4. Hören Sie Motorengeräusche, Schaltung oder Signale anderer Verkehrsteilnehmer (manchmal) spät oder schlecht?
  5. Finden Sie es schwierig, den Kopf zu drehen und über Ihre Schulter zu blicken?
  6. Werden Sie im dichten Verkehr oder auf unbekannten Straßen nervös?
  7. Hupen andere Autofahrer häufig wegen Ihres Fahrverhaltens?
  8. Verursachen Sie in letzter Zeit häufiger kleinere oder "Beinahe"-Unfälle?
  9. Fühlen Sie sich beim Fahren unsicher?
  10. Werden Sie schläfrig oder wird Ihnen schwindelig, nachdem Sie Ihre Medikamente eingenommen haben?

Wenn Sie mindestens eine der Fragen mit "Ja" beantwortet haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Er kann prüfen, ob Ihre Schwierigkeit am Steuer mit Ihrem Befinden zusammenhängt, und Sie bei weiteren Schritten beraten.

Wenn Sie sich selbst beim Fahren nicht mehr sicher fühlen, können Sie den Führerschein auch freiwillig abgeben.

Verwendete Quellen
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