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VW Doka: Dieser VW Bus fuhr in 54 Jahren nur 348 Kilometer


Dieser VW-Bus fuhr in 54 Jahren nur 348 Kilometer

Auto-Medien-Portal, Gerhard Prien

26.12.2014Lesedauer: 4 Min.
VW-Bus Doka "Sir Adam"Vergrâßern des BildesVW-Bus Doka "Sir Adam" (Quelle: Gerhard Prien/automedienportal-bilder)
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Da steht er nun. Mit einem Motor, der in mehr als einem halben Jahrhundert wohl nur eine Handvoll mal angelassen wurde. Mit einer ausgesprochen niedrigen Laufleistung von kaum glaubhaften 348 Kilometern. Das klingt nach einem nicht mal richtig eingefahrenen Neuwagen. Irgendwie ist er das ja auch, der "Sir Adam" von Manfred Klee aus Waldesch bei Koblenz. Aber: "Sir Adam" ist ein VW Bus Doka. Und der rollte bereits im Jahre 1960 - also vor 54 Jahren - vom Band.

Doka (heute schreibt man neudeutsch DoKa), das stand und steht bei Volkswagen fΓΌr eine Doppel-Kabine, also einen Transporter mit Pritsche oder Aufbau hinter einem Fahrerhaus mit bis zu sechs SitzplΓ€tzen. Und das ist schon seit Jahrzehnten so.

VW-Bus-Geschichte beginnt 1960

Die Doka von Manfred Klee hat eine seltsame - und eine recht traurige - Geschichte hinter sich. Ausgeliefert wurde sie am 8. April 1960 vom Volkswagen-HΓ€ndler Jack Adams in Wuppertal-Barmen. Diesem HΓ€ndler - und Klees Kumpel Adam Balkanli, der ihm seinerzeit viel geholfen hat - verdankt der Bus ΓΌbrigens auch seinen adligen Kosenamen.

Bei Kilometerstand 003 machte Jack Adams am 8. April 1960, so ist es dokumentiert, die Übergabeinspektion. Der KÀufer des lichtgrauen VW-Bus-Doppelkabiners war ein Werkzeugmacher aus Remscheid. Der Handwerker ahnte offenbar, dass seine Gattin mit seinem Kauf nicht ganz einverstanden war, denn er ließ seinen neuen Transporter hinter einer Wand in seiner Garage verschwinden, gut versteckt vor den wachsamen Augen seiner Frau.

Am 14. Mai 1962, also erst gut zwei Jahre spΓ€ter, kam der Bus erneut in die Werkstatt von VW-HΓ€ndler Jack Adams. Bei einem Kilometerstand von 118 Kilometern wurde in Wuppertal eine erste Durchsicht durchgefΓΌhrt, wie das Kundendienst-Heft belegt. Nach ihrer RΓΌckkehr nach Remscheid dΓΌrfte die Doppelkabine nicht mehr viel bewegt worden sein. Auch die Pritsche hinter dem sechssitzigen Fahrerhaus, die immerhin 2,8 Quadratmeter LadeflΓ€che bietet, schaut so aus, als hΓ€tte sie nie Werkzeug oder Material befΓΆrdert.

"Sir Adam" im DornrΓΆschenschlaf

Der Besitzer verstarb schon bald nach dem ersten Werkstatt-Aufenthalt seines Transporter-SchΓ€tzchens. Seine Frau hatte nach wie vor keine Kenntnis von seinem einstigen heimlichen Kauf. Der unauffΓ€llig lichtgrau lackierte Bus fiel - bei Kilometerstand 342 - in einen ruhigen und lange andauernden DornrΓΆschen-Schlaf hinter seiner Sichtschutzwand.

Erst eine Katastrophe brachte den Wagen wieder ans Licht. Am 8. Dezember 1988 stürzte in Remscheid um 13.26 Uhr eine US-amerikanische MilitÀrmaschine vom Typ A-10 Thunderbolt II ab. Der Kampf-Jet fiel in ein Wohngebiet, krachte brennend in mehrere WohnhÀuser. Sechs Menschen, darunter der Pilot, starben. 50 Personen werden teilweise schwer verletzt. WÀhrend ganze Straßenzüge in Schutt und Asche lagen, blieb der VW unversehrt und wurde schließlich von der überraschten Witwe des verstorbenen Werkzeugmachers entdeckt.

Ein paar HΓ€user weiter erfuhr Manfred Klee, VW-Bus-Freak der ersten Stunde, Initiator und Organisator diverser VW-Bus-Deutschland-Treffen und schon fast Dauer-PrΓ€sident des Koblenzer VW-Bus-Clubs, von dem seltenen FundstΓΌck und seiner traurigen Historie. Klee ΓΌberlegte nicht lange. Er kaufte den "Scheunenfund" und blΓ€tterte einen fΓΌnfstelligen Betrag fΓΌr die die automobile Kostbarkeit hin.

"Ein Mehrfaches des damaligen Neupreises", wie der Architekt sagt. "Der Doppelkabiner war praktisch neuwertig, von ein bisschen Flugrost mal abgesehen. Ich war vermutlich der erste, der die hintere TΓΌr des Doppelkabiners geΓΆffnet haben dΓΌrfte", erinnert er sich.

Bestens in Schuss

Bis heute ist der Transporter, der im Fahrerhaus bis zu sechs Personen auf zwei durchgehenden Dreier-SitzbΓ€nken Platz bietet, bestens in Schuss. Kein Wunder, denn er wird nicht gefahren und kommt lediglich bei Sonnenschein aus Klees gerΓ€umiger Garage. Wahrscheinlich hat der in Hannover gebaute "Sir Adam" noch nie Regen gesehen.

Der niedrige Kilometerstand soll - absolute Ehrensache fΓΌr Manfred Klee - erhalten und auch kΓΌnftig mΓΆglichst gering bleiben. Wenn es nicht anders mΓΆglich ist und der Wagen auf eigener Achse rollen soll, wird er geschoben - natΓΌrlich rΓΌckwΓ€rts. Allerdings klappt das nicht immer so hundertprozentig.

1994 etwa stand der Handwerker-Transporter als Exponat auf der Nutzfahrzeug-IAA – und legte immerhin satte sechs Kilometer in den Messehallen zurΓΌck.

Manfred Klee ließ es sich nicht nehmen, den damaligen Werbeslogan von VW "Versprochen ist versprochen" auf die Probe zu stellen. Die bei 500 Kilometern fΓ€llige Inspektion, so versprachen einst die Wolfsburger VΓ€ter der Doka, werde umsonst erledigt. Zu zahlen, so hieß es, habe der Kunde lediglich fΓΌrs Γ–l. Damals, im Jahre 1960, lag der Preis fΓΌr den notwendigen Motor-Schmierstoff bei gerade einmal zwei Mark.

Motoreinbau fΓΌr 7,50 D-Mark

Die Probe aufs Exempel gelang. Die entsprechenden Arbeiten fΓΌhrte im September 1990 ein nahegelegener VW-HΓ€ndler durch. Auch andere Preise waren damals, zu Produktionszeiten von "Sir Adam", durchaus noch volkstΓΌmlich. Der Aus- und Einbau des Motors steht mit 7,50 DM in der Preisliste. Einmal Motor zerlegen, Teile prΓΌfen, reinigen und zusammenbauen kostete damals 61,80 DM.

FΓΌr den Gegenwert in Euro wΓΌrde ein Mechaniker heute wohl nicht einmal den Diagnose-Computer in die Hand nehmen.

Zugegeben, wirklich viel ist ja auch nicht dran und drin. Außen gibt es bei dem Vertreter der ersten Baureihe des Typ 2 T1 (gebaut bis 1967) genannten Bus ein paar zierende Chromteile und rund um die vorwitzig in die Welt schauenden Frontscheinwerfer. Innen informiert lediglich ein einziges, etwas einsames Rundinstrument unter dem spindeldürren Lenkrad über die BetriebszustÀnde des Fahrzeugs. Ein paar Schalter reichen dem Doppelkabiner vâllig aus, alles ist sehr übersichtlich gestaltet.

"Klar, die Dichtungen an den TΓΌren sind mittlerweile porΓΆs"

Manfred Klee weiß ganz genau, welches SchΓ€tzchen auf RΓ€dern er da hΓΌten darf. "Klar, die Dichtungen an den TΓΌren sind mittlerweile porΓΆs. Ich hab’ schon mehrfach ΓΌberlegt, sie auszutauschen. Aber dann wΓ€re die DoKa ja nicht mehr so hundertprozentig original." Und das wΓ€re schade. Also bleibt alles so, wie es war, beim Auslieferungszustand. Und die DoKa wird nach wie vor so oft es irgend geht rΓΌckwΓ€rts geschoben.

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