Auto-Legende geht in Rente
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Deutlich kΓΌrzer als vier Meter und ein Kampfgewicht von unter einer Tonne: Die Elise von Lotus ist ein Sportwagen, wie es ihn heute kaum mehr gibt. Nach einer "Final Edition" ist auch fΓΌr sie nun Schluss.
Kleines Auto, groΓer Name: Die Lotus Elise ist ein Sportwagen fΓΌr Kenner und Wagemutige. 3,82 Meter kurz, mit 1,12 Metern gerade hΓΌfthoch und ausgestattet nur mit dem NΓΆtigsten, ist sie die Essenz des britischen Sportwagen-Baus. Und das schon seit 25 Jahren.
Denn seit ihrem ersten Auftritt auf der Automesse IAA im Jahr 1995 (die MarkteinfΓΌhrung folgte ein Jahr spΓ€ter) wurde die Elise zwar bestΓ€ndig weiterentwickelt. Ihr Konzept aber blieb unverΓ€ndert β ganz im Sinne der Lotus-Fans, die es eben besonders puristisch mΓΆgen. FΓΌr sie gibt es nun ein Sondermodell der Elise. Und dessen Name "Final Edition" (ab 55.600 Euro) stellt klar: Danach ist Feierabend fΓΌr den beengten Zweisitzer.
Denn nachdem Lotus von Hand zu Hand ging wie Kleingeld, ist die britische Marke inzwischen unter dem Dach des chinesischen Geely-Konzerns untergekommen. Und dort lautet der Plan: Lotus soll elektrisch werden. Damit ist das Aus fΓΌr die Elise, aber auch fΓΌr die Modelle Exige und Evora besiegelt β oder zumindest fΓΌr ihren bisherigen Antrieb.
Die kleine Elise kann mit den GroΓen mithalten
Im Falle der Elise ist es ein Vierzylinder-Benziner mit 1,8 Liter Hubraum und 243 PS, den Toyota beisteuert. Erstmal nicht sehr glamourΓΆs. Allerdings: Durch Alurahmen, Kunststoffkarosse und Verzicht auf alles UnnΓΆtige wiegt die Elise gerade einmal 922 Kilogramm. Der schnΓΆde Toyota-Motor hat also ein leichtes Spiel. Von null auf 100 km/h etwa geht es in nur 4,5 Sekunden. Zum Vergleich: Selbst ein Porsche 911 Carrera (ab rund 108.000 Euro) ist nicht wirklich schneller (4,2 Sekunden). Und das Spitzentempo von 237 km/h muss man sich erstmal trauen. Aber ohnehin lΓ€sst sich der SpaΓ an der Elise viel eher in Kurven erleben.
βMach es einfach, mach es leicht!β
Lotus wurde 1952 vom Leichtbau-Fanatiker Colin Chapman (1928β1982) in Ethel an der OstkΓΌste Englands gegrΓΌndet. Der Konstrukteur hatte seine ganz eigene Philosophie: Seine Autos wurden nicht immer stΓ€rker β sondern immer leichter. So erzielte er konkurrenzlose Leistungsgewichte. Im Motorsport erlebte Lotus dadurch manchen Erfolg, aber auch Kritik an der Sicherheit seiner Autos und schwere UnfΓ€lle. Im Jahr 1986 ΓΌbernahm General Motors den Hersteller. 1993 ging er an die ACBN Holdings S.A. eines italienischen Unternehmers ΓΌber, der auch den Namen Bugatti wiederbelebte. Seit 1996 gehΓΆrte die Mehrheit von Lotus dem malayischen Autohersteller Proton, 2003 erfolgte die komplette Γbernahme. Inzwischen ΓΌbernahm Geely (China) das britische Unternehmen.
Ein SpaΓ, der auch vom Verzicht lebt β das Auto ist eng und puristisch β und dennoch viele Fans gefunden hat: Nach dem Vorbild der Elise entstanden Modelle wie der Exige und der Evora. Mehr als 50.000 StΓΌck wurden von ihnen zusammen gebaut. FΓΌr die kleine Marke ein beachtlicher Erfolg. Letztlich verdankte Lotus der Elise immer wieder sein Γberleben.
Vorbild fΓΌr die Konkurrenz
Und auch andere Autobauer erkannten die StΓ€rken des Konzepts. Der Opel Speedster (2001 bis 2005) beispielsweise basiert auf der Elise und wurde im Lotus-Werk in Hethel gefertigt. Auch der Tesla Roadster (2008 bis 2012) β Basis des heutigen Erfolgs der Kalifornier β wurde von Lotus mitentwickelt und gebaut.
Nun sollen bald wieder E-Autos in Hethel entstehen. Dann werden sie aber das Lotus-Logo tragen.