Betrug: Wie eine extrem perfide Masche in Indien Tote fordert

Eine besonders perfide Abzockmasche geht derzeit in Indien um. Die Methoden sind so extrem, dass sich Menschen bereits das Leben genommen haben.

Wer schon einmal Opfer einer Betrugsmasche war, der weiß, dass so etwas Hilflosigkeit, Wut oder auch Scham auslösen kann. Und Kriminelle entwickeln immer perfidere Methoden, um an Geld zu kommen.

In Indien kursiert derzeit eine Masche, die so extrem ist, dass sich ihretwegen bereits mindestens 60 Menschen das Leben genommen haben sollen. Das deckte eine Recherche der BBC auf, die die Journalisten in der Dokumentation "The Trap" zusammengetragen haben.

Im Fokus dieser Abzocke stehen Kredit-Apps, die in Indien und anderen Staaten in Asien, Afrika und Lateinamerika angeboten werden. Die Masche gestaltet sich folgendermaßen:

• Die vermeintlichen Opfer erhalten eine Nachricht auf ihrem Handy, dass ein Kredit für sie bewilligt worden sei – auch wenn sie keinen beantragt haben.
• Über einen Link in der Nachricht muss eine App heruntergeladen werden, um das Geld zu erhalten.
• Ist die App heruntergeladen, muss man den Bedingungen der Anwendung zustimmen.
• Nach der Zustimmung wird das Geld ausgezahlt.

Opfer gewähren Kriminellen Zugriff auf ihre Daten

Was die Opfer nicht wissen: Wenn sie den Bedingungen der App zustimmen, erhalten die Betrüger Zugriff auf ihr Smartphone – also auch auf Bilder, Kontakte und andere Inhalte. Und damit haben die Kriminellen ihre Opfer in der Hand. Denn wenn sie den Kredit nicht rechtzeitig zurückzahlen – oder in manchen Fällen sogar, selbst wenn sie es tun – werden sie von den Kriminellen belästigt und erpresst.

Das Problem bei diesen Krediten ist, dass die Konditionen meistens sehr streng sind. Die Gebühren und Zinsen sind sehr hoch, die Rückzahlungen sehr schnell fällig. Verpasst man eine Zahlung, wächst der Schuldenberg rasch. Das gehört ebenfalls zur Masche der Abzocker.

Betrüger erpressen ihre Opfer mit gefälschten Nacktfotos

Und den Betrügern ist offenbar jedes Mittel recht, ihr Geld zurückzubekommen. Weil sie beispielsweise Zugriff auf Fotos haben, manipulieren sie Bilder ihrer Opfer – und schicken etwa gefälschte Nacktbilder an deren Kontakte. In der BBC-Dokumentation wird der Fall einer angesehenen Anwältin gezeigt, der genau das passiert ist.

• Deepnudes: Nacktbilder wider Willen

Die Erpressungen und Belästigungen der zumeist in China sitzenden Betrüger sind dabei offenbar so extrem, dass Menschen keinen Ausweg mehr sehen – und sich das Leben nehmen. Etwa 60 Fälle seien in Indien bekannt. Für viele Menschen seien die Schulden und der Druck zu hoch, ebenso wie die Scham.

Das trifft besonders dann zu, wenn etwa fingierte Nacktfotos an die Kontakte der Opfer geschickt werden. Oft bleibt den Betroffenen nichts anderes übrig, als ihre Telefonnummer zu wechseln und ihre Kontakte zu bitten, die Nachrichten der Betrüger zu ignorieren.

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.