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Deepnudes und ChatGPT: Wie künstliche Intelligenz Frauen bedroht


Deepnudes
Wie diese Technologie Frauen bedroht

Von Niclas Staritz

Aktualisiert am 04.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Nicht alle Bilder machen glücklich: Deepnudes landen oft unkontrolliert im Netz. (Quelle: grinvalds)

Programme wie ChatGPT erleben aktuell einen regelrechten Hype. Doch mit ihnen erhalten auch die Schattenseiten Künstlicher Intelligenz Einzug in unser Leben. Einige Frauen berichten, wie sie Opfer der KI wurden.

Den Tränen nahe präsentiert sich TikTok-Nutzerin rache.lzh5 ihren knapp 50.000 Followern. Sie wisse nicht, wie sie beschreiben soll, was ihr in den vergangenen 48 Stunden passiert sei, erzählt sie. Vor zwei Tagen habe ihr ein anonymer Account Bilder übersendet, auf denen sie nackt ist. Das Skurrile: Die Bilder hat sie selbst aufgenommen – voll bekleidet.

Mittlerweile hat das Video mehr als eine Million Aufrufe. In den Kommentaren finden sich neben Solidaritätsbekundungen auch Frauen, die von ähnlichen Erfahrungen berichten. Viele wurden Opfer von Deepnudes, einer besonders perfiden Art der Deepfakes.

Was sind Deepfakes?

Von bekannten Persönlichkeiten wie Will Smith, Olaf Scholz, Donald Trump oder auch dem Papst wurden bereits Deepfakes angefertigt – also Aufnahmen, die durch Künstliche Intelligenz verfremdet wurden. Seit einigen Jahren werden diese regelmäßig im Internet verbreitet. Viele lassen sich schnell als Fake entlarven. Einige sind sogar recht amüsant. Doch so mancher Fake ist täuschend echt und kann ernste Konsequenzen haben.

Im März 2022 kursierte beispielsweise ein Video eines vermeintlichen Kapitulationsaufrufs des ukrainischen Präsidenten Selenskyj auf Facebook. Ein Fake, wie das Unternehmen später mitteilte. Auch in anderen Bereichen können solche Fälschungen großen Schaden anrichten. In der Vergangenheit warnte daher unter anderem Europol vor der Deepfake-Nutzung durch Kriminelle. Dabei benannte man vor allem Erpressungs- und Betrugsdelikte oder Dokumentenfälschungen. Aber auch vor Deepnudes wurde in diesem Zusammenhang gewarnt.

Nacktbilder wider Willen

Denn die Deepnude-Technologie, der auch die TikTok-Nutzerin zum Opfer fiel, ist bei Weitem nichts Neues. Im Jahr 2019 veröffentlichte ein Entwickler namens "Alberto" ein Tool namens Deepnude. Die Anwendung versprach Nutzern, aus Bildern von bekleideten Frauen Nacktbilder zu generieren.

Im Netz sorgte die Anwendung für einen heftigen Shitstorm. Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung nahm "Alberto" die Software daher wieder offline. Es sei ihm klargeworden, dass die Möglichkeiten zum Missbrauch zu hoch seien, ließ er damals bei Twitter verlauten. Die Einsicht kam allerdings zu spät: Die Technologie verbreitete sich im Netz und schnell machten ähnliche Programme die Runde. Vor allem in Telegram-Gruppen werden seither fleißig Deepnude-Kreationen ausgetauscht.

Falsche Fotos – echte Probleme

Mit dem neuerlichen Aufschwung von KI-Programmen erfreut sich nun die Deepnude-Technologie auch außerhalb von Telegram wieder größerer Beliebtheit. Zwar ergaben Stichproben der BBC, dass die Ergebnisse der Software nicht besonders realistisch sind, allerdings ist dies für Betroffene wohl kein großer Trost. Denn, dass es sich bei den Bildern um einen Fake handelt, wissen lediglich der Ersteller und die abgebildete Person, nicht aber mögliche Dritte.

Kursiert ein Foto dann erst einmal im Netz, ist es fast unmöglich, dieses wieder zu entfernen. Somit kann das Programm Frauen weltweit schaden. Betroffene könnten durch die Fotos ihre Arbeit und somit ihren Lebensunterhalt verlieren. "Im Grunde genommen werden diese Deepfakes entweder dazu benutzt, um eine kranke Fantasie eines verschmähten Liebhabers, Freundes oder eines Perversen zu erfüllen", sagte die politische Analystin Nina Jankowicz zu "BuzzFeed News", "oder sie werden als potenzielles Erpressungsmaterial benutzt".

Auch strafrechtlich könnte die Verbreitung von Deepnudes relevant werden. Laut § 63 des Datenschutzgesetzes kann das Verbreiten schützungswürdiger Daten mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bestraft werden. Ob dies auch für Daten gilt, die durch Künstliche Intelligenz abgeändert wurden, ist allerdings unklar.

Verwendete Quellen
  • tiktok.com: Profil von rache.lhz5
  • buzzfeednews.com: "Thousands Of Women Have No Idea A Telegram Network Is Sharing Fake Nude Images Of Them", (englisch, Stand: 02.05.2023)
  • derstandard.at: "Deepnude: Aufregung um App, die Frauen "auszieht"", (Stand: 02.05.2023)
  • bbc.com: "Fake naked photos of thousands of women shared online", (englisch, Stand: 02.05.2023)
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