Teure Technik Bund zahlt Versäumnis-Gebühr für Windows XP
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Bundestag zahlt 119.000 Euro an Microsoft für eine Support-Verlängerung für Windows XP. Das geht aus einem Bericht des "Handelsblatts" hervor. Auch Bundeswehr und regionale Behörden verwenden noch das Uralt-System. Dabei hätte die rechtzeitige Umstellung dem Steuerzahler viel Geld gespart.
Wie viele Rechner im Berliner Reichstag derzeit noch mit Windows XP laufen, sagte die Bundestagsverwaltung nicht. Das sogenannte Custom Support Agreement (CSA) gilt für einen nicht genannten Anteil an den 7300 Computern in den Büros von Bundestagsabgeordneten und Verwaltungsmitarbeitern, schreibt das "Handelsblatt". Die Umstellung der letzten PC-Arbeitsplätze soll voraussichtlich Ende Januar abgeschlossen sein.
Diese Ausgabe hätte sich leicht vermeiden lassen: Schon 2007 kündigte Microsoft an, im Frühjahr 2014 die Pflege für XP einzustellen. Es wäre also genug Zeit für die Umstellung auf ein neues Betriebssystem gewesen.
Bundeswehr sitzt auf 50.000 XP-Rechnern
Dabei ist dies nicht der einzige Fall, wo Microsoft seine Versäumnisgebühr eintreiben kann. Mit Windows XP sind auch unzählige Behörden und Ministerien ausgerüstet, sodass sich die Ausgaben auf ein Vielfaches summieren dürften. Allein die Bundeswehr hatte im Mai noch 50.000 Rechner mit dem Uralt-System im Betrieb, schreibt das "Handelsblatt".
Die Landesregierung Niedersachsen meldete im Frühjahr den Verzug von 8000 Computern. Die Berliner Stadtverwaltung meldete 48.000 Windows-XP-Rechner, die auf ein neueres System umgerüstet werden müssten. Auch hier soll die Umstellung der PC-Arbeitsplätze bis Anfang nächsten Jahres abgeschlossen sein.
Ein weiterer Großkunde der Support-Verlängerung ist Großbritannien – die britische Regierung gibt umgerechnet rund 6,5 Millionen Euro für Sicherheitsupdates für die mittlerweile in der Produktpflege eingestellten Programme Windows XP, Office 2003 und die Netzwerk-Software Exchange 2003 aus.
Windows-XP-Verlängerung nur für ein Jahr
Die Support-Verlängerung gilt nur für ein Jahr – schaffen die Abnehmer nicht den Sprung auf ein neueres System, drohen nach Support-Ende wieder Sicherheitslücken oder ein erneuter Vertragsabschluss. Microsoft machte deutlich, dass mit dem Supportvertrag nur der Umstieg unterstützt werden soll. Die Verlängerung werde nicht gewährt, um einfach alle Rechner noch ein Jahr länger mit XP betreiben zu können.
Mit den unmissverständlichen Fristen macht der Windows-Entwickler deutlich, dass auch er mit dieser Situation nicht rundherum glücklich sein dürfte. Es ist anzunehmen, dass damit viel Arbeit verbunden ist. Windows XP ist der heutigen Bedrohungslage mit Schadsoftware nicht mehr gewachsen und ein leichtes Ziel für Hacker.
Den Angaben der Analysefirma "Statista" zufolge lief in Deutschland im September 2014 noch auf knapp 7 Prozent der Rechner Windows XP. Weltweit waren es rund 13 Prozent, wobei der Anteil im Vorjahr noch bei über 20 Prozent lag.