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Schlaftechnologie im Test: Ein Roboter zum Einschlafen – was bringt er?


Technik gegen wache Nächte
Dieser Roboter kann beim Einschlafen helfen

Von Charlotte Janus

Aktualisiert am 07.06.2020Lesedauer: 4 Min.
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Frau mit Roboter im BettVergrößern des Bildes
Eine Frau liegt mit dem Somnox-Schlafroboter im Bett: Der als Schlafgefährte konzipierte Roboter lässt sich per App für individuelle Bedürfnisse konfigurieren. (Quelle: Somnox)

Schlaf ist lebenswichtig. Doch viele Menschen liegen stundenlang wach. Ein Start-up hat nun den ersten Schlafroboter der Welt entwickelt. Kann dieser wirklich helfen, eine erholsame Nacht zu verbringen?

Das Gerät pumpt sich auf und macht leicht pustende Geräusche, ganz gleichmäßig. Es sieht aus wie eine Bohne und ist so groß wie ein Baby. Die Technik ist in einer weichen Schale verpackt: Denn wer es in der Hand hält, soll sich nicht daran stören. Das Gerät heißt Somnox und ist ein Schlafroboter, ein Produkt niederländischer Ingenieure. Somnox soll Menschen helfen, besser zu schlafen.

Tatsächlich zeigen Untersuchungen der Techniker Krankenkasse von 2017, dass ein Drittel der Deutschen unter Schlafproblemen leidet. Entsprechend hat sich ein Markt rund um die Schlaftechnologie etabliert. Es gibt Lifestyleprodukte, wie Schlaftracker und Soundmaschinen. Und eben der Schlafroboter Somnox.

Doch kann der Roboter wirklich beim Einschlafen helfen? Die Entwickler haben ein Paper verfasst, das die drei Prinzipien des Geräts erläutert: Atmung, Sounds und Zuneigung. Sie betonen dabei aber selbst, dass eine Wirksamkeit noch nicht bewiesen sei. Ein Test zeigt: Somnox kann seine Nutzer zwar beruhigen. Doch es gibt auch viele Punkte zu bemängeln.

Synchronisierung der Atmung

Julian Jagtenberg ist einer der Entwickler von Somnox. Inspiriert habe ihn eine persönliche Erfahrung: "Meine Mutter hat sehr schlecht geschlafen. Der Arzt verschrieb ihr Schlaftabletten. Die machten sie abhängig und hatten Nebenwirkungen." Jagtenberg entwickelte damals an der Universität Roboter: "Ich wollte meiner Mutter helfen, indem ich mir angesehen habe, welche Möglichkeiten die Technologie zu bieten hat."

Der Grundgedanke beim Somnox: Das Gerät simuliert die menschliche Atmung. Der Nutzer soll den Roboter beim Einschlafen umschlingen, um dessen Bewegung zu spüren. Zunächst passt sich der Roboter über einen Sensor an die Atemfrequenz des Nutzers an. Dann verlangsamt sich der Rhythmus. Die Atmung des Nutzers soll das Gleiche tun. So will der Somnox ein sanftes Hinübergleiten in den Schlaf ermöglichen.

Wie lange dieser Prozess dauert und welche Frequenz erreicht werden soll, lässt sich über eine App einstellen: Die verfügt über drei Programme: Schlafen, Nickerchen und Entspannung.

Wissenschaftliche Belege fehlen

Schlafforscher Dieter Riemann von der Universitätsklinik Freiburg hat sich das Konzept angeschaut: "Die Logik dahinter ist richtig", sagt Riemann. "Wenn wir müde sind und uns zum Schlafen begeben, wird die Atmung wirklich langsamer. Die Atmung wird zum Teil auch ein bisschen flacher."

Laut Riemann gibt es bislang aber keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass sich Atmung wirklich synchronisieren lässt. "Was wir wissen ist nur: Menschen, die Atemübungen machen, können ihren Atem runterregulieren. Aber das machen die natürlich selbst."

Der Schlafforscher kann sich aber generell vorstellen, dass der Mechanismus des Somnox wirkt. Klinische Tests für den Roboter seien zudem in Planung, sagte Somnox-Gründer Jagtenberg.

Zuneigung und Sounds als zusätzliche Features

Etwa eine Woche dauert es laut Hersteller, sich an den Roboter zu gewöhnen. Nach dieser Zeit waren im Test erste Irritationen durch den Fremdkörper im Bett überwunden. Die Atemsimulation wirkte entspannend. Durch die Konzentration darauf ließen sich die Gedanken schnell vom Alltagsstress ablenken.

Zudem lässt die pulsierende Atmung das Gerät erstaunlich lebendig wirken. Außerdem fragt es als "Somni" den Nutzer per App, wie es dem Nutzer geht und ob er besser schlafen kann. Nach einem mehrwöchigen Test fehlt der Roboter etwas.

Nicht alles ist perfekt

Doch Somnox hat ein Manko: Er ist laut und nicht jeder schläft allein. Somnox-Erfinder Jagtenberg betont zwar, dass gerade in Partnerschaften die Einsamkeit des Nichtschläfers oft groß sei. Ob der Partner das Pumpen und Brummen des Roboters aber wirklich aushält, ist fraglich.

Und auch ein weiteres Feature ist deutlich hörbar: Der Roboter kann Musik spielen. Über die App lassen sich Sounds einstellen. Sphärische Klänge mit Titeln wie "Cosmic Moon" – kosmischer Mond – oder Naturgeräusche sollen den Schlaf einläuten. Auch eigene Musik können Nutzer per SD-Karte im Roboter abspielen. Laut Schlafforscher Riemann sei Musik tatsächlich ein "sehr potentes Mittel, um Gefühle auszulösen". Und: "Sie kann sicherlich auch den Puls und die Atmung herunterregulieren." Dennoch rät der Experte, Musik besser vor dem zu Bett gehen zu konsumieren. Ansonsten wache man auf, weil die Musik vorbei sei.

Die Übergänge zwischen den Sounds sind beim Schlafroboter mitunter tatsächlich abrupt, was den Einschlafprozess unterbrechen kann. Auch bei den Lautsprechern gibt es Verbesserungsbedarf: Die Klänge sind eher flach und höhenlastig. Da das Gerät über keinen Kopfhöreranschluss verfügt, ist die Soundfunktion eher für Alleinschläfer.

Der Mythos der richtigen Schlafposition

Das Gewicht des 1,9 Kilogramm schweren Roboters soll zudem helfen, eine seitliche Schlafposition einzunehmen. Diese sei laut Somnox-Gründer Jagtenberg die beste Schlafposition, da so am wenigsten Druck auf den Organen laste. Im ersten Moment wirkt diese Ausrichtung komfortabel. Doch wer die eigene Position ändern will, kann mit dem Roboter im Arm Probleme bekommen.

Schlafexperte Riemann sieht das anders, Bewegung während der Nacht sei essenziell: "Wir drehen uns und müssen das auch tun, damit wir uns nicht wundliegen", sagt Riemann. "Von daher ist die Frage nach der Schlafposition hinfällig." Die Ausnahme: Jemand habe eine schwere Krankheit.

Für wen ist der Schlafroboter zu empfehlen?

Mit rund 599 Euro ist der Schlafroboter teuer. Der Wunsch nach besserem Schlaf muss groß sein, um diesen Preis zu zahlen. Besonders, solange ein Wirksamkeitsnachweis fehlt. Schlafforscher Riemann bleibt aus der wissenschaftlichen Perspektive skeptisch. Zudem betont er: "Wenn ich so viel Geld ausgebe, wirkt das. Das sind andere Mechanismen, die dazu führen, dass es mir besser geht, aber nicht der Mechanismus, den das Gerät vorgibt auszuüben."

Die Idee hinter dem Schlafroboter ist an sich gut. Seine Funktionen setzen teilweise an Punkten an, die in der Schlafforschung unumstritten sind. Auch im Test konnte eine entspannende Wirkung erzielt werden. Alleinschlafenden Menschen mit leichten, stressbedingten Schlafstörungen mag der Somnox Unterstützung bieten. Falls nicht, gewährt der Hersteller ein 30-tägiges Rückgaberecht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Eigener Test
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