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KI-Gipfel Stuttgart: Experten fordern mehr Mut zur Digitalisierung


KI-Gipfel in Stuttgart
"Die Technik ist nicht dazu da, uns zu ersetzen"

Von t-online, mho

Aktualisiert am 08.07.2025 - 13:11 UhrLesedauer: 3 Min.
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Künstliche Intelligenz (Symbolbild): Ihr Einsatz kann in der Produktion viele Prozesse vereinfachen. (Quelle: Bihlmayerfotografie/imago-images-bilder)
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Deutsche Unternehmen investieren in Künstliche Intelligenz – doch 79 Prozent fehlt es an den nötigen Kompetenzen. Auf dem KI-Gipfel werden nun Lösungen für den Mittelstand gesucht.

Während rund jedes fünfte deutsche Unternehmen KI nutzt, zeigen aktuelle Studien weiterhin erhebliche Hindernisse bei der breiten Einführung der Technologie. Beim KI-Gipfel in Stuttgart sprechen die Experten von einer großen Kluft und viel ungenutztem Potenzial.

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Thuy-Ngan Trinh, Geschäftsführerin bei der Beratungsfirma A11 und Mitinitiatorin des KI-Gipfels, sieht die Zurückhaltung kritisch. Ihrer Meinung nach würden sich KI-Investitionen in weniger als einem Monat amortisieren: "Im Vertrieb oder bei der Produktentwicklung sieht man oft schon nach wenigen Tagen Ergebnisse. Das heißt: Die Investition kann sich schnell in unter einer Woche bezahlt machen."

Künstliche Intelligenz im Unternehmensalltag

Der Deutsche KI-Gipfel brachte am Montag Stimmen aus Wirtschaft, Politik und Forschung in Stuttgart zusammen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie KI erfolgreich in bestehende Arbeitsabläufe integriert werden kann.

Die neuesten Zahlen zeigen eine dynamische Entwicklung. Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Mittelstands-Bundes (DMB) und der cloudbasierten Softwareplattform Salesforce vom Februar 2025 nutzen bereits 33,1 Prozent der mittelständischen Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern KI-Lösungen. Weitere 24,9 Prozent der Mittelständler planen demnach, innerhalb der nächsten zwölf Monate KI-Technologien einzuführen oder deren Nutzung auszubauen.

"Die Technik ist 2025 längst verfügbar"

Nach Ansicht von Trinh gibt es eine große Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis: "Auch kleinere Firmen können heute schon KI nutzen, und zwar ohne große Vorkenntnisse. Im Bereich Vertrieb ist es beispielsweise möglich, nahezu alle Verkaufsprozesse komplett zu automatisieren. Die Technik ist 2025 längst verfügbar."

Auch Katharina Hopp, Senior Vice President bei Bosch, sieht Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie, mit der Prozesse beschleunigt und Produkte innovativer gestaltet werden können. Nicht umsonst wurden in dem Traditionsunternehmen bislang mehr als 65.000 Mitarbeiter in dem Bereich geschult – von den Grundlagen bis hin zu generativer KI.

"Jede Sekunde kostet Geld"

Dank KI-gestützter Assistenztools haben sich laut Hopp viele Routinetätigkeiten vereinfacht und beschleunigt. "Mitarbeitende nutzen zum Beispiel den unternehmensinternen Chatbot AskBosch, um in natürlicher Sprache Informationen aus verteilten Intranet-Quellen zusammenzufassen."

Besonders deutlich wird der Nutzen von KI bei Bosch jedoch in der Produktion. Hopp nennt exemplarisch den Einsatz eines sogenannten Mobility Manufacturing Agents, der zum Einsatz kommt, wenn plötzlich die Produktionslinie stillsteht – denn dann kostet jede Sekunde Geld.

Dieser KI-Agent sammelt Daten von allen Maschinen und Sensoren in der Fabrik und analysiert laut Hopp "blitzschnell die verfügbaren Informationen, vergleicht die aktuelle Situation mit früheren Fehlern und sucht nach Mustern. Innerhalb kürzester Zeit werden unserem Techniksupport Hinweise auf die mögliche Ursache des Problems geliefert."

DSGVO und AI Act als Innovationsbremse

Trinh begründet die Zurückhaltung deutscher Unternehmen mit zwar wohlwollend gemeinter, aber übermäßiger Regulierung: "Die Politik gibt leider falsche Impulse, beispielsweise in puncto Datenschutz, oder durch den EU AI Act. In Europa, vor allem in Deutschland, wird das Thema Compliance überpriorisiert und Innovation rückt an zweite Stelle."

Diese Sichtweise spiegelt allerdings nur eine Seite der Medaille wider. Datenschutz und rechtliche Sicherheit sind für viele Unternehmen durchaus berechtigte Anliegen, insbesondere bei sensiblen Kundendaten. Das Statistische Bundesamt identifiziert als Gründe für den Nichtgebrauch von KI nicht nur fehlendes Wissen, sondern auch Unklarheit über die rechtlichen Folgen.

Kampf um Talente

Weitere Herausforderungen sind ein Mangel an Fachkräften und fehlendes Know-how, das für die Entwicklung und Implementierung effektiver KI-Lösungen erforderlich ist. IT-Fachkräfte sind auf dem Arbeitsmarkt äußerst gefragt, und gerade mittelständische Unternehmen können beim Kampf um qualifizierte Mitarbeiter oft nicht mit den Gehaltsangeboten von Großunternehmen mithalten.

Für die Zukunft des Arbeitsmarktes zeigt sich Trinh optimistisch: "Langfristig gesehen wird KI sogar viele neue Jobs schaffen. Sie eröffnet neue Möglichkeiten und wird ein großer Hebel für Umsatzwachstum sein." Ihr zufolge sei es vor allem wichtig, offen zu sein und KI als Unterstützung zu sehen und nicht als Bedrohung. "Die Technik ist nicht dazu da, uns zu ersetzen. Sie hilft uns dabei, schneller und besser zu arbeiten."

Das Programm des KI-Gipfels umfasste Panels zu KI in der Industrie, im Handel und in Familienunternehmen. Weitere Sprecher waren unter anderem Stefan von Holtzbrinck, CEO der Holtzbrinck-Gruppe, und Dr. Alexander Mrozek, CEO bei Oetker Digital.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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