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US-Wahl und Trump: Fünf Regeln für Fake News auf Social Media


Goldene Regeln fürs Superwahljahr
Glauben Sie nichts!

  • Nicole Diekmann
MeinungVon Nicole Diekmann

06.03.2024Lesedauer: 4 Min.
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Kein echtes Foto: Ein künstlich erstelltes Bild von Donald Trump mit People of Color.Vergrößern des Bildes
Kein echtes Foto: Ein künstlich erstelltes Bild von Donald Trump mit People of Color. (Quelle: Mark Kaye/t-online)

Donald Trump hat bei den US-Vorwahlen triumphiert, auch dank Fake News. Damit Sie im Superwahljahr nicht durcheinanderkommen, hat unsere Kolumnistin fünf goldene Regeln aufgestellt.

Eine weitere Hürde ist genommen auf Donald Trumps Weg zurück ins Weiße Haus. Ob er bei der Wahl am 5. November dort landet oder nicht, ist zwar alles andere als unerheblich. Für diese Kolumne allerdings ist es egal. Denn der Mann mit der eckigen Frisur wird in den kommenden Monaten alles dransetzen, ins Oval Office zurückzukehren.

Nicole Diekmann
(Quelle: Reinaldo Coddou H.)

Zur Person

Die Fernsehjournalistin Nicole Diekmann kennt man als seriöse Politikberichterstatterin. Ganz anders, nämlich schlagfertig und lustig, erlebt man sie auf Twitter – wo sie über 120.000 Fans hat. Dort filetiert sie politische und gesellschaftliche Aufreger rund ums Internet. Ihr Buch "Die Shitstorm-Republik" ist überall erhältlich. In ihrem Podcast "Hopeful News" spricht Diekmann jede Woche mit einem Gast über die schönen, hoffnungsvollen – einfach GUTEN Nachrichten. Bei t-online schreibt sie jeden Mittwoch die Kolumne "Im Netz".

Auch im Netz, wie bereits berichtet. Und andere werden es ihm nachtun. 2024 ist ein Superwahljahr, 2024 wird ein Supergau-Jahr in Sachen Fakes. Mit dieser Vorhersage lehne ich mich nicht weit aus dem Fenster, sondern stelle noch mal das voran, was ja eigentlich glasklar ist. Wenn Trump und seine Anhänger sich treu bleiben in ihrer Skrupellosigkeit, wird dieser Wahlkampf neue Geister hervorrufen, die dann für immer aus der Flasche sind. Also nehmen wir Trump als Blaupause für alles, was uns in den kommenden Jahren erwartet. Und Schlimmeres. Hier sind fünf goldene Regeln, wie sich die größten Fallen vermeiden lassen.

1. Glauben Sie erst mal nichts.

Schon jetzt kursieren auf X und Facebook falsche Bilder, die Trump mit jungen Schwarzen auf einer Veranda zeigen. Für die er angeblich extra angehalten hat, um sich mit ihnen fotografieren zu lassen. Weil sie Trump zugewinkt hatten. Dazu muss man wissen: Der hochwahrscheinliche Kandidat der Republikaner braucht auch Stimmen der schwarzen Community, um den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden zu besiegen. Solche Bilder sollen vermitteln: Er ist der Richtige, gebt ihm eure Stimme!

Es sei nicht einfach, aber sehr gut möglich, dieses Foto als Fake zu erkennen, schreiben die Kollegen von Spiegel Online: "Erst bei einem genaueren Blick fällt auf, dass Trump an der rechten Hand einen Finger zu wenig hat."

Ich gebe es freimütig zu: Ich zähle nicht bei jedem der zig Bilder, auf die ich jeden Tag im Netz stoße, erstmal die Finger durch. Um es ganz ehrlich zu sagen: Ich tue das bei keinem Bild. Dazu fehlen mir Zeit und Muße. Und, um mich hier komplett preiszugeben: Ich kann auch bei sehr genauem Hinsehen mit Brille nicht erkennen, dass da ein Finger fehlt. Trump hat die Hände gefaltet.

Glauben Sie also erstmal nichts – oder noch besser: gar nichts. Vertrauen Sie Ihren Liebsten, Ihren Freunden, Ihrem Friseur. Das ist wichtig und richtig und gehört zu einem glücklichen Leben dazu, alles andere macht Sie verrückt – selbst auf die Gefahr hin, mitunter enttäuscht zu werden. Aber trauen Sie keinen Bildern im Netz. Gehen Sie erstmal ganz grundsätzlich davon aus, dass sie gefälscht sind. Stellt sich das Gegenteil heraus, freuen Sie sich, dass nicht alles schlecht ist auf der Welt. Bestätigt sich Ihr Verdacht jedoch – herzlichen Glückwunsch! Sie haben dazu beigetragen, dass nicht noch mehr Elend verbreitet wird. Und Sie sind nicht diesem Hektik-Irrsinn zum Opfer gefallen, der uns alle nicht nur verrückt zu machen droht, sondern auch ein Stück weit desinformierter.

2. Setzen Sie sich nicht unter Druck.

Niemand muss möglichst schnell irgendetwas verbreiten. Außer Nachrichtenagenturen, Nachrichtenseiten und solche, die all dies gern wären. Letztere lassen wir mal außen vor, mit denen wollen wir ja nichts zu tun haben. Ich würde diesen Text sonst nicht schreiben. Und Sie ihn nicht lesen. Konzentrieren wir uns also auf die ersten beiden. Die folgen einer heiligen Grundregel journalistischen Arbeitens aus prä-digitalen Zeiten, das durch das Web noch wichtiger geworden ist: Sorgfalt vor Tempo. Das Zwei-Quellen-Prinzip gehört aus diesem Grund zur Grundausrüstung jedes seriösen Mediums und Journalisten: erst absichern, ob sich eine Bestätigung dafür findet, was man bei Quelle Nummer eins gesehen hat. Falls Sie jetzt denken: Ja, das geht aber doch immer wieder schief: Das stimmt, wir sind alle nur Menschen. Aber Sie werden nicht dafür bezahlt, dass Sie möglichst fehlerfrei durchkommen und nichts verbreiten, was sich womöglich hinterher als Fälschung entpuppt. Was Sie jedoch nicht davon entbindet, sich Ihre eigene Verantwortung bewusst zu machen, denn:

3. Das Social Web sind ja wir.

Kritik an Plattformbetreibern, Politik und Justiz ist wichtig und immer noch zu leise – aber wir haben es natürlich auch in der Hand. Machen Sie sich immer klar, dass Vertrauen keine Einbahnstraße ist. Was Sie posten, glauben diejenigen, denen Sie vertrauen, vermutlich erst mal. Das soll so sein und ist gesund. Fragen Sie sich, wenn Sie ein Bild sehen oder einen Text: Von wem kommt das? Gibt es eine zweite Quelle? Wer hat etwas von diesem Bild? Von mir aus fragen Sie sich auch, wie viele Finger die gezeigten Personen jeweils haben. Ich glaube zwar nicht, dass sich das durchsetzen wird, aber gut. Und mein Opa Fritz zum Beispiel, dem fehlte der Daumen an einer Hand. Echt war der trotzdem. Aber auch noch sehr analog. Ich schweife ab.

4. Auch Sie sind ein Mensch.

Und dementsprechend machen auch Sie Fehler. Wenn Ihnen einer passiert ist – löschen Sie. Löschen Sie den betreffenden Post.

Und anschließend, ich bitte Sie inständig: Schieben Sie einen hinterher, in dem Sie beschreiben, was Sie verbreitet hatten (bitte nicht noch mal posten mit einem Texthinweis dazu, das hilft in der Regel nicht). Und erklären Sie, dass es sich um eine Fälschung gehandelt hat. Sie müssen sich wirklich nicht schämen, das passiert ja auch den Profis immer mal wieder.

5. Faken, Faken, Faken.

Starten Sie den Selbstversuch: Schaffen Sie sich einen Account an bei den gängigen KI-Portalen. Und dann denken Sie sich die irrwitzigsten Dinge aus, geben Sie sie bei der Software in Auftrag. Staunen Sie, gruseln Sie sich. Verbreiten Sie das nicht, um Himmels willen! Aber: Bekommen Sie ein Gefühl dafür, was alles möglich ist. Und wie unmöglich es aus vielen Gründen wäre, das unters (Wahl-)Volk zu bringen.

Verwendete Quellen
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