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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sicherheit oder Rendite Garantiezins 2025: Wird die Lebensversicherung wieder attraktiv?

Wer eine Lebensversicherung abschließt, trifft eine Entscheidung für Jahrzehnte. Doch was bedeutet eigentlich der Garantiezins – und warum sorgt seine Änderung für Schlagzeilen?
Lebensversicherungen gelten als solide Bausteine für die Altersvorsorge. Viele Menschen verlassen sich darauf, dass ihr Erspartes sicher wächst. Doch in Zeiten niedriger Zinsen fragen sich viele: Was garantiert mir meine Versicherung eigentlich noch? Der Garantiezins spielt dabei eine entscheidende Rolle. Aber was genau steckt dahinter? Und welche Auswirkungen hat die jüngste Zinserhöhung ab 2025 für Versicherte?
Was ist der Garantiezins?
Die Lebensversicherung gilt als eine der sichersten Formen der Altersvorsorge. Ein wesentlicher Bestandteil vieler klassischer Lebens- und Rentenversicherungen ist der sogenannte Garantiezins. Dieser gibt an, mit welchem Zinssatz die Beiträge mindestens verzinst werden – unabhängig davon, wie sich die Finanzmärkte entwickeln.
Der Garantiezins soll Kunden eine gewisse Sicherheit bieten: Wer über Jahrzehnte hinweg in eine Lebensversicherung einzahlt, soll sich darauf verlassen können, dass das Kapital nicht nur erhalten bleibt, sondern sich auch vermehrt.
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Wichtig zu wissen: Der Garantiezins bezieht sich nur auf den Sparanteil der Beiträge. Das bedeutet, dass nicht der gesamte monatliche Beitrag, beispielsweise 100 Euro, verzinst wird. Stattdessen werden zunächst Verwaltungskosten und Risikoschutz (etwa die Todesfallleistung) abgezogen. Nur der verbleibende Betrag, der tatsächlich zur Kapitalbildung dient, wird mit dem Garantiezins verzinst.
Wie wird der Garantiezins festgelegt?
Die Höhe des Garantiezinses wird in Deutschland von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in Zusammenarbeit mit dem Bundesfinanzministerium festgelegt. Grundlage dafür ist die durchschnittliche Rendite von langfristigen, sicheren Kapitalanlagen, vor allem deutschen Staatsanleihen. Diese Zinsen waren in den letzten Jahren sehr niedrig, weshalb auch der Garantiezins gesenkt wurde. Nun, da die Kapitalmarktzinsen wieder steigen, passt der Gesetzgeber den Höchstrechnungszins entsprechend an.
Gut zu wissen
Oft werden die Begriffe Garantiezins und Höchstrechnungszins gleichgesetzt, obwohl unterschiedliche Ideen dahinterstehen. Der Höchstrechnungszins ist die maximale Verzinsung, die Versicherer für neue Verträge garantieren dürfen. Er wird vom Gesetzgeber festgelegt. Der Garantiezins hingegen ist das, was die Versicherer tatsächlich ihren Kunden anbieten. Oft deckt sich der Garantiezins mit dem Höchstrechnungszins.
Entwicklung des Garantiezinses
In den 1990er-Jahren lag der Garantiezins für Lebensversicherungen noch bei vier Prozent. Doch mit den sinkenden Marktzinsen wurde auch der Garantiezins schrittweise gesenkt: 2000 auf 3,25 Prozent, 2007 auf 2,25 Prozent, 2015 auf 1,25 Prozent und zuletzt 2022 auf nur noch 0,25 Prozent. Diese Entwicklung hatte weitreichende Folgen für Neuverträge, da niedrige Garantiezinsen zu geringeren garantierten Renditen für die Versicherten führen.
2025 dreht sich der Trend: Da die Zinsen am Kapitalmarkt wieder gestiegen sind, wurde der Höchstrechnungszins erstmals seit Jahrzehnten angehoben. Laut Beschluss des Bundesfinanzministeriums liegt der Zins seit 1. Januar 2025 bei 1 Prozent.
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Für welche Versicherungen gilt der Garantiezins?
Vom höheren Höchstrechnungszins sind Neuverträge betroffen, die ab Januar 2025 abgeschlossen wurden. Gut zu wissen: Der Garantiezins gilt in aller Regel für klassische kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen. Bei fondsgebundenen Produkten gibt es dagegen keine garantierte Verzinsung, sondern die Rendite hängt direkt von der Wertentwicklung der zugrunde liegenden Fonds ab.
Was bedeutet der Garantiezins für Versicherte?
Ein hoher Garantiezins bedeutet grundsätzlich mehr Sicherheit für Versicherte, da sie sich auf eine feste Verzinsung ihres Sparanteils verlassen können. In Zeiten niedriger (Leit-)Zinsen, wie sie zwischen 2010 und 2022 zu verzeichnen waren, konnte dies für die Versicherer jedoch problematisch werden, da sie die Garantiezinsen oft nur schwer erwirtschaften konnten.
Denn: Die Garantiezinsen vor allem aus Verträgen vor 2010 waren oft höher als die Verzinsung, die Versicherer erhielten, wenn sie das Geld ihrer Kunden bei der EZB parkten. Für bestehende Verträge gilt jedoch: Der einmal zugesicherte Garantiezins bleibt bestehen bis zum Ende der Laufzeit. Wer also noch eine Lebensversicherung mit einem hohen Garantiezins besitzt, profitiert weiterhin davon.
Diese Entwicklung war sowohl für die Versicherer als auch für Neukunden verheerend: Einerseits mussten die Versicherer für ältere Verträge Rückstellungen bilden, um die hohen Garantiezinsen bezahlen zu können. Andererseits sanken die Garantiezinsen für Neuverträge teilweise unter den Höchstrechnungszins. Dadurch wurden klassische Lebensversicherungen immer unattraktiver und teurer.
Die Erhöhung des Höchstrechnungszinses und damit die Möglichkeit für Versicherer, auch wieder höhere Zinsen auf Lebensversicherungen zu garantieren, ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Doch auch mit einem Prozent Garantiezins auf den Sparanteil werden Lebensversicherungen kaum lukrativer.
Fazit: Was sollten Versicherte tun?
Die Entwicklung des Garantiezinses zeigt, wie stark die Lebensversicherung von den Zinsen am Kapitalmarkt abhängt. Wenn Sie bereits eine Police mit hohem Garantiezins besitzen, sollten Sie diese in der Regel behalten. Wenn Sie hingegen über einen Neuabschluss nachdenken, sollten Sie prüfen, ob eine klassische Lebensversicherung mit dem neuen Garantiezins 2025 zu Ihren persönlichen Zielen passt. Erfahren Sie hier mehr darüber, wann sich eine Lebensversicherung lohnt.
Experten raten jedoch dazu, sich nicht allein auf den Garantiezins zu verlassen, sondern auch andere Anlageformen in Betracht zu ziehen – etwa fondsgebundene Policen oder breit gestreute Investmentstrategien. Denn auch wenn der Garantiezins wieder steigt, bleibt die Flexibilität eine entscheidende Frage für die Altersvorsorge.
- compeon.de: "Garantiezins"
- ndr.de: "Lebensversicherung: Warum ist die Auszahlung so niedrig?"
- lv1871.de: "Garantiezins: Erklärung und Bestandteile"
- bafin.de: "Risikolebensversicherung"
- hannoversche.de: "Versicherungen im Wandel der Zeit"
- cosmosdirekt.de: "Was ist eine Lebensversicherung"