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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hilfe bei Adipositas Wie können Medikamente beim Abnehmen unterstützen?

Viele Menschen kämpfen mit starkem Übergewicht. Bewegung und Ernährung reichen oft nicht aus, um dauerhaft abzunehmen. Wann Medikamente bei Adipositas helfen.
Die Grundlage für die Behandlung von starkem Übergewicht beziehungsweise Adipositas bilden Ernährungsanpassung, Bewegungstherapie sowie Verhaltensinterventionen. Doch nicht immer führt die Basistherapie zum erwünschten Erfolg. Dann können unter Umständen Medikamente die Gewichtsabnahme unterstützen.
Wann Medikamente zur Gewichtsabnahme Anwendung finden
Medikamente zur Gewichtsreduktion kommen vor allem bei Adipositas-Betroffenen zur Anwendung, bei denen die individuellen Therapieziele mittels Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie nicht erreicht oder aufrechterhalten werden können. Auch wenn erhebliche gesundheitliche Risiken aufgrund des Übergewichts bestehen, können Medikamente die Therapie unterstützen. Allerdings sind Medikamente zur Gewichtsabnahme keine Wundermittel – und nicht frei von Nebenwirkungen.
Keine Wirkung ohne Nebenwirkungen
Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören unter anderem Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Flüssigkeitsmangel (Dehydratation) infolge von Erbrechen und Durchfall sowie Unterzuckerung. Daher sollte die Einnahme von Abnehmmedikamenten gemeinsam mit dem Arzt abgestimmt und Nutzen sowie Risiko abgewogen werden.
Die Deutsche Adipositas Gesellschaft betont, dass verschreibungspflichtige Medikamente zum Abnehmen keine leichtfertig einzusetzenden "Abnehm-Spritzen" für die allgemeine Bevölkerung sind, sondern Arzneimittel zur ergänzenden Behandlung von krankhaftem Übergewicht.
In Deutschland zugelassene Medikamente gegen Adipositas
Arzneimittel spielten in der Behandlung von Adipositas lange Zeit eine ungeordnete Rolle. Es gab keine sehr wirksamen Medikamente mit günstigem Risiko-Nutzen-Profil. Moderne Wirkstoffe haben die Situation verändert. Die verschreibungspflichtigen Wirkstoffe stammen überwiegend aus der Gruppe der Inkretin-Mimetika, die aus der Diabetes-Behandlung bekannt sind.
In Deutschland sind zur Gewichtsreduktion derzeit zugelassen:
- Liraglutid (Abnehmspritze Saxenda)
- Semaglutid (Ozempic zur Diabetes-Behandlung, Abnehmspritze Wegovy)
- Tirzepatid (Abnehmspritze Mounjaro)
Welcher Gewichtsverlust ist zu erwarten?
Betroffene können ihr Gewicht mit Liraglutid um etwa sieben bis zehn Prozent senken. Bei der Einnahme von Semaglutid beträgt der Gewichtsverlust etwa 15 Prozent. Bei Tirzepatid können Betroffene rund 20 Prozent Gewichtsverlust zum Ausgangsgewicht erreichen – teilweise sogar mehr.
Wie wirken die Medikamente gegen Übergewicht?
Der Gewichtsverlust stellt sich ein, weil der Mensch weniger isst. Die Wirkstoffe der Adipositas-Medikamente reduzieren während des Einnahmezeitraums unter anderem den Appetit und verstärken das Sättigungsgefühl. Sie wirken sowohl in die Insulinfreisetzung ein als auch in Verdauungsvorgänge (verzögerte Magenentleerung) und die Signalverarbeitung im Gehirn (Hemmung des Hungergefühls).
Orlistat – hemmt Fettverdauung
Ebenfalls zugelassen zur Therapie von Adipositas ist der Wirkstoff Orlistat. Dieser gehört nicht zu der Gruppe der Inkretin-Mimetika beziehungsweise zu den Diabetes-Medikamenten. Orlistat setzt an der Fettverdauung an. Der Wirkstoff hemmt die Lipasen im Magen und oberen Dünndarm, sodass Triglyzeride nicht mehr in Fettsäuren und Monoglyceride gespalten werden. Dadurch wird die Fettaufnahme reduziert und die Fettausscheidung mit dem Stuhlgang erhöht. Dadurch entsteht ein Kalorienverlust. Die durchschnittliche Gewichtsreduktion in klinischen Studien liegt der Deutschen Adipositas Gesellschaft zufolge bei circa vier Kilogramm nach einem Jahr.
Frei von Nebenwirkungen ist auch dieser Wirkstoff nicht. Zu den Folgen der Einnahme gehören insbesondere gastrointestinale Beschwerden wie Fettstühle, Blähungen, Bauchschmerzen, häufiger Stuhldrang und Stuhlinkontinenz. Diese Nebenwirkungen werden von vielen Patienten als so belastend empfunden, dass sie zu einem Therapieabbruch führen.
Orlistat – niedrige Dosierung nicht verschreibungspflichtig
Ab der Dosierung 120 Milligramm ist der Wirkstoff Orlistat (Xenical) in Deutschland verschreibungspflichtig. Frei verkäuflich sind in der Apotheke Kapseln mit 60 Milligramm. Die Verbraucherzentrale rät vom rezeptfreien Kauf ohne ärztliche Begleitung aufgrund möglicher Nebenwirkungen und dem Risiko zu hoher Dosierungen ab.
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Kassen zahlen Abnehmmedikamente nicht
Menschen, die die Gewichtsabnahme mit Medikamenten unterstützen möchten, müssen die Kosten der meist mehrjährigen Therapie in der Regel selbst tragen. Die Mittel sind keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.
Wie anhaltend der Effekt ist, ist derzeit unklar. Vorliegende Daten legen nahe, dass es nach Absetzen der Medikamente zu einer deutlichen Gewichtszunahme kommen kann. Generell stellen Medikamente gegen Adipositas keinen alleinigen Therapiebaustein dar. Die Einnahme sollte immer mit einer Lebensstiländerung einhergehen.
- stiftung-gesundheitsissen.de: "Orlistat bei Adipositas – Hilft das Medikament beim Abnehmen?". Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen. (Stand: Aufgerufen am 12. Mai 2025)
- usz.ch: "Medikamentöse Therapie von Übergewicht". Online-Information des Universitäts Spital Zürich (USZ). (Stand: Aufgerufen am 12. Mai 2025)
- verbraucherzenrale.de: "Diätmittel Orlistat verringert die Fettverdauung". Online-Information der Verbraucherzentrale. (Stand: 12. März 2025)
- awmf.org: "Prävention und Therapie der Adipositas". S3-Leitlinie (PDF) der Deutschen Adipositas Gesellschaft. AWMF-Register-Nr. 050-001. (Stand: Oktober 2024)
- aok.de: "Abnehmspritzen: Ein Trend mit Folgen". Online-Information der AOK Niedersachsen. (Stand: 14. Oktober 2024)
- adipositas-gesellschaft.de: "Adipositas-Medikamente: Antworten auf häufige Fragen". Online-Information der Deutschen Adipositas Gesellschaft. (Stand: 13. März 2023)
- aerzteblatt.de: "Adipositastherapie: Erstmals ein wirksames Abnehmmedikament". Online-Information des Deutschen Ärzteblattes. (Stand: 2023)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.