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Niedersachsen: Antibiotika-resistente Keime in Gewässern entdeckt


Multiresistente Keime in Seen
Darf man im Sommer jetzt noch baden gehen?

dpa, Elmar Stephan

Aktualisiert am 07.02.2018Lesedauer: 3 Min.
Bakterien in einem Labor in Erlangen: In deutschen Gewässern sind immer öfter Keime zu finden, die immun gegen Antibiotika sind.Vergrößern des BildesBakterien in einem Labor in Erlangen: In deutschen Gewässern sind immer öfter Keime zu finden, die immun gegen Antibiotika sind. (Quelle: Daniel Karmann/dpa-bilder)
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Antibiotika-resistente Keime finden sich immer öfter auch in Bächen, Flüssen und Badeseen. Das Ausmaß ihres Vorkommens überrascht selbst Experten. Was steckt dahinter?

"Das ist wirklich alarmierend", sagt Tim Eckmanns vom Robert Koch-Institut dem NDR. Schließlich können die Erreger für einige Menschen eine ernst zu nehmende Gesundheitsgefahr darstellen. Zuvor waren im Auftrag des Fernsehsenders Wasser- und Sedimentproben von zwölf verschiedenen Orten in Niedersachsen im Labor getestet worden. Ergebnis: An allen untersuchten Orten waren den Angaben zufolge sogenannte multiresistente Erreger nachweisbar.

Solchen Keimen können einige Antibiotika nichts mehr anhaben, die daran Erkrankten sind besonders schwer zu behandeln. "Die Erreger sind anscheinend in der Umwelt angekommen und das in einem Ausmaß, das mich überrascht", so Eckmanns. Dass es Antibiotika-resistente Erreger in der Umwelt gibt, ist zwar bekannt. Systematische Kontrollen gibt es dem NDR zufolge aber bislang nicht.

Auch der Gewässerforscher Thomas Berendonk von der Technischen Universität Dresden sagt, die Funde bereiteten ihm Sorgen. Wenn ein Mensch mit einem solchen Bakterium besiedelt sei, könne dies ein Problem sein. Besonders gefährdet sind durch Krankheit geschwächte Menschen, Ältere und Neugeborene. Gefunden wurden die multiresistenten Erreger unter anderem an der Thülsfelder Talsperre und am Zwischenahner Meer. Muss man sich jetzt Sorgen machen, wenn man in den Badesee hüpft? Die wichtigsten Antworten.

Die Proben stammen alle aus Niedersachsen. Wie ist es anderswo?

Das ist kaum zu beantworten. Es könne nicht seriös gesagt werden, ob die Gewässerbelastung mit antibiotika-resistenten Keimen ein gesamtdeutsches Problem sei, sagt Frederike Balzer vom Umweltbundesamt (Uba). "Die Resistenzproblematik ist ein Forschungsgebiet, das noch in den Kinderschuhen steckt." Und ihr Kollege Jens Schönfeld ergänzt, dass bislang nicht systematisch Proben genommen würden. Er sagt aber auch: "Ich gehe davon aus, dass man solche Keime auch in anderen Bundesländern finden würde."

Wie kommen die Antibiotika-resistenten Keime in die Umwelt?

Sie stammen aus Abwässern unter anderem aus Krankenhäusern, aber auch aus der Tiermast. Allerdings werden in der Tiermedizin oft andere Antibiotika verwendet als in der Humanmedizin, sagt Martin Exner von der Universität Bonn, Leiter des bundesweiten Forschungsprojekts Hyreka, bei dem es um die Verbreitung antibiotika-resistenter Erreger geht. Es können also keine Resistenzen gegen Antibiotika entstehen, die beim Menschen verwendet werden.

Ist das immer so?

Nein. Bei den vom NDR genommenen Proben wurden auch Bakterien gefunden, die gegen das Reserve-Antibiotikum Colistin resistent sind, das sowohl in der Veterinär- als auch in der Humanmedizin verwendet wird. Colistin kommt zum Einsatz, wenn alle anderen Antibiotika versagen. Experten nehmen an, dass über die Gülle die resistenten Erreger in die Umwelt gelangen.

Wie entstehen multiresistente Keime?

Bakterien vermehren sich sehr schnell. Dabei kann zufällig ein einzelner Erreger entstehen, dem ein Antibiotikum nichts anhaben kann. Dieser Erreger hat nun einen Vorteil: Er überlebt die Behandlung und kann sich vermehren. Sind Bakterien gegen viele Antibiotika widerstandsfähig, spricht man von einer Multiresistenz. Multiresistente Bakterien entstehen laut Ärztlichem Zentrum für Qualität in der Medizin vor allem, weil Antibiotika nicht richtig angewendet werden.

Wie nehmen Menschen resistente Keime auf?

Wir nehmen viele Keime in erster Linie über Lebensmittel und Wasser auf, die dann in den Magen-Darm-Trakt gelangen. Auch beim Baden in Gewässern kann man mit den Keimen in Kontakt kommen – aber die Gefahr ist laut Exner bei gesunden Menschen mit einem stabilen, intakten Immunsystem relativ gering. Wer auf Hygiene achte, könne sich selbst gut schützen, sagt der Mediziner: Gemüse und Obst vor dem Essen gut waschen oder kochen, sich selbst nach dem Baden mit sauberem Wasser gut abduschen. Generell sollte man darauf achten, dass sich kein Wasser in den Gehörgängen sammelt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • dpa
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