Forscher warnen vor anhaltender Impotenz

Ein Mittel, das MΓ€nner vor Haarausfall bewahren soll, kann impotent machen. Laut einer aktuellen Studie dauert die Nebenwirkung bei einem Teil der Patienten sogar noch Jahre nach dem Absetzen an.
Nimmt ein Mann den Wirkstoff Finasterid ein, um Haarausfall entgegenzuwirken, besteht das Risiko, dass sich das negativ auf sein Liebesleben auswirkt: ErektionsstΓΆrungen, Libidoverlust und EjakulationsstΓΆrungen kΓΆnnen sogar nach dem Absetzen des Mittels anhalten, heiΓt es im Beipackzettel. Wie hΓ€ufig diese Nebenwirkungen weiter bestehen bleiben, erfΓ€hrt man jedoch nicht.
Auch beim Wirkstoff Dutasterid, der MΓ€nnern zur Behandlung einer ProstatavergrΓΆΓerung verschrieben wird, wird darauf hingewiesen, dass Impotenz eine mΓΆgliche Nebenwirkung ist. Finasterid und Dutasterid greifen an derselben Stelle in den Stoffwechsel des Sexualhormons Testosteron ein.
Ein internationales Forscherteam wollte genauer beziffern, wie oft die Probleme auftreten und wie stark die Dauer der Einnahme das Risiko beeinflusst. Die Wissenschaftler um Steven Belknap von der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago haben dafΓΌr Daten von rund 12.000 MΓ€nnern ausgewertet, die einen der Wirkstoffe oder beide eingenommen haben und vorher nicht ΓΌber sexuelle Probleme klagten. Unter anderem verglichen sie deren weitere Gesundheit mit der von MΓ€nnern, denen keines der Mittel verschrieben wurde, wie sie im Fachmagazin "PeerJ" berichten. ZusΓ€tzlich stellten sie eine kurze Einnahmezeit einer langen gegenΓΌber.
Insgesamt ist Impotenz keine seltene Nebenwirkung: Auf 17 MΓ€nner, die Finasterid oder Dutasterid einnahmen, kam ein zusΓ€tzlicher Fall von Impotenz - im Vergleich zur Gruppe, die keines der Mittel nahm. Selbst bei den MΓ€nnern unter 42 Jahren, die eine vergleichsweise geringe Dosis Finasterid gegen Haarausfall einnahmen, kam auf 31 damit Therapierte ein zusΓ€tzlicher Fall von Impotenz.
Dreieinhalb Jahre Probleme
In den meisten FΓ€llen verschwinden die Probleme, wenn die Mittel abgesetzt werden, aber nicht in allen. 167 von 11.909 MΓ€nnern - also 1,4 Prozent - hatten noch lange nach dem Absetzen der Medikamente damit zu kΓ€mpfen: im Schnitt 1348 Tage, also mehr als dreieinhalb Jahre.
MΓ€nner unter 42 Jahren, die Finasterid lΓ€nger als 205 Tage einnahmen, hatten demnach ein fast fΓΌnfmal hΓΆheres Risiko, ΓΌber lΓ€ngere Zeit impotent zu werden als jene, die das Mittel kΓΌrzer einnahmen. Anders formuliert: Auf je 108 langfristig behandelte Patienten kam einer mehr, der lange Zeit mit sexuellen Problemen zu kΓ€mpfen hatte, als in der kΓΌrzer therapierten Gruppe. Bei ihnen hielt die Impotenz durchschnittlich 1534 Tage nach dem Absetzen der Medikamente an.
Sie gehen davon aus, dass dieser Zusammenhang sowohl die Patienten interessiert als auch jene, die die Mittel verschrieben, schreibt das Team um Belknap. Weil die Medikamente beide verschreibungspflichtig sind, sind Γrzte in der Pflicht, ihre Patienten ΓΌber mΓΆgliche Nebenwirkungen aufzuklΓ€ren. Genauere Zahlen, wie hoch deren Risiko ist, sind da hilfreich.
Wer hat's bezahlt?
Die Studie wurde zum Teil von den National Institutes of Health, also einer staatlichen Stelle, sowie von der Post-Finasteride-Syndrome-Stiftung finanziert.
- Die Informationen ersetzen keine Γ€rztliche Beratung und dΓΌrfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.