So schlucken sich Tabletten leichter

Medikamente sind aus dem heutigen Alltag kaum noch wegzudenken. Vor allem ältere Menschen greifen täglich zur Pille. Doch für viele bringt die Einnahme enorme Schwierigkeiten mit sich. Oft fällt das Schlucken großer Tabletten schwer, manchmal bleiben sie sogar in der Speiseröhre stecken. Mit diesen Tricks kommen die Kapseln schnell und sicher im Magen an.
Expertin: Tablettenschlucken ist reine Kopfsache
Vor allem wenn Tabletten stabförmig oder von großem Durchmesser sind, haben viele Patienten Probleme beim Schlucken. Insbesondere Antibiotika und Schmerzmittel werden aber häufig in einer solchen Form verabreicht, damit sie ausreichend Wirkstoff enthalten. Oft bewirkt bereits der Anblick der Tablette, dass sich der Schluckreflex sperrt und verschließt.
"Im Grunde ist das ein Problem, das vor allem im Kopf entsteht", erklärt Dr. Ursula Sellerberg von der ABDA-Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. "Wenn wir daran denken, was wir an kalten Buffets so alles hinunterschlucken, dann sind das oft deutlich größere Brocken." Der Anblick der Tablette bereite aber vielen Menschen ein mulmiges Gefühl, das zu Problemen bei der Einnahme führt. Doch die Expertin kennt ein paar Tricks dagegen.
Kopf nicht in den Nacken legen
Wichtig ist, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, betont Apothekerin Sellerberg. Bereits vor der eigentlichen Tabletteneinnahme sollte man einen großen Schluck Wasser trinken. "Das befeuchtet die Schleimhäute", erläutert Sellerberg. Dann sollte man den Kopf nach vorne beugen, die Tablette mit Wasser in den Mund nehmen und sofort schlucken.
"Viele Menschen machen den Fehler, den Kopf in den Nacken zu legen, weil sie denken, da rutscht die Tablette schneller hinunter. Tatsächlich aber schwimmt die Tablette mit dem Wasser im Mund dann oft oben und gelangt erst viel später in den Rachen."
Brottrick überwindet Schluckblockade
Ein anderer Trick ist, die Tablette zusammen mit einem Stück Brot einzunehmen. Das müsse zunächst gut gekaut werden, bis ein richtiger Brei entsteht, erklärt die Expertin. Dann wird die Tablette zum Speisebrei in den Mund gegeben und geschluckt. "Der psychologische Effekt, der das Tablettenschlucken verhindert, ist dann aufgehoben", erklärt Sellerberg. Auch eine Kartoffel eigne sich gut.
Vorsicht bei Tabletten und Säften
Gerade bei bitteren Tabletten kann es helfen, sie zusammen mit ein wenig Nahrung einzunehmen. Allerdings eignen sich dazu nicht alle Nahrungsmittel. Vor allem bei Getränken ist Vorsicht geboten, da einige Säfte und Flüssigkeiten wie Milchshakes Wechselwirkungen mit den Medikamenten eingehen können, warnt die Apothekerin. Gleiches gilt für kalziumhaltige Mineralwässer. Bei Limonade sei das eher nicht der Fall, da sich Zucker und Wasser meist gut mit anderen Medikamenten vertragen.
"Wenn Tabletten aber sehr bitter schmecken, reicht häufig auch die Süße nicht aus, um den Geschmack zu überdecken", sagt Sellerberg. Besser sei es, sie mit ausreichend Leitungswasser kurz und schmerzlos zu schlucken: "Kopf nach vorne und mit Wasser runterspülen."
Ein Schluck Wasser reicht nicht
Mindestens 200 Milliliter, also ein volles Glas Wasser, sollten es schon sein, betont Sellerberg. Das verhindere auch, dass Tabletten in der Speiseröhre stecken bleiben. Das könne passieren, wenn der Hals zu trocken ist. Dadurch bestehe die Gefahr, dass die Tablette sich aufzulösen beginnt und die Speiseröhre angreift, erläutert die Apothekerin.
"Die meisten Menschen machen den Fehler, die Tablette mit nur einem Schluck Wasser einzunehmen. Doch ein Schluck reicht nicht." Wer mit einem Glas Wasser nachspüle, fördere auch die schnelle Wirkung des Medikaments, erläutert Sellerberg. "Viele Tabletten lösen sich mit ausreichend Wasser schneller im Magen auf und Arzneien wie Schmerzmittel wirken besser."
Bei vielen Tabletten ist das Zerteilen tabu
Um sich die Tabletteneinnahme einfacher zu machen, greifen viele Patienten gerne zum Tablettenspalter. Doch die Expertin warnt davor: "Teilen darf man die Tablette nur dann, wenn es ausdrücklich erlaubt ist." Denn das Halbieren kann die Wirkstoffweise verändern. So können etwa Medikamente, die den Wirkstoff kontinuierlich abgeben sollen, diesen in zu hoher Dosis schon innerhalb einer halben Stunde freisetzen.
Bevor man also zum Spalter greift, sollte man den Beipackzettel lesen. "Ist keine Angabe vorhanden, heißt das aber nicht, dass das Teilen erlaubt ist. Im Gegenteil: Dann sollte man besser darauf verzichten und im Zweifel einen Apotheker um Rat fragen", betont Sellerberg.
Bruchkerbe ist keine Einladung zum Spalten
Eine Bruchkerbe gibt keinen Hinweis darauf, ob man die Tablette spalten darf. "Bei einigen Kerben handelt es sich um Schmuckkerben, die dazu dienen, die Tabletten auseinanderzuhalten", erläutert die Apothekerin.
Wer trotz ausreichend Flüssigkeitsmenge eine große Tablette nicht hinunter bekomme, sollte mit seinem Arzt oder Apotheker darüber sprechen, meint Sellerberg. "In vielen Fällen gibt es andere Darreichungsformen der Arznei, wie Tropfen und Säfte, auf die man dann ausweichen kann."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.