Kindergesundheit 13-Jährige stirbt an Masernfolgen
Im lippischen Bad Salzuflen ist ein 13-jähriges Mädchen an den Folgen von Masern gestorben. Natalie litt nach Angaben des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (Köln) an einer chronischen Maserngehirnentzündung (SSPE).
Maserngehirnentzündung unheilbar
Die Erkrankung kann als Spätfolge einer Masernerkrankung auftreten und gilt als unheilbar. Einziger Schutz sei die vorbeugende Impfung, hieß es in der Mitteilung.
Junge steckte mehrere Kinder an
Der Leidensweg des Mädchens begann 1999 mit sechs Monaten. Ausgerechnet in einer Kinderarztpraxis steckte sich Natalie mit Masern an. "Dort war ein Junge mit unklaren Symptomen, dessen Eltern eine Masern-Impfung abgelehnt hatten", sagt Dr. Martin Terhardt vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Der ältere Junge habe damals sechs Kinder angesteckt, darunter drei Säuglinge. "Wenn der Junge geimpft gewesen wäre, würde Natalie heute noch leben."
"Bei zweien dieser Kinder wurde später eine SSPE-Erkrankung diagnostiziert", so Terhardt. Bei dem zweiten Fall sei die Erkrankung bislang weniger schlimm. "Allerdings verläuft die Krankheit in Schüben und am Ende steht immer der Tod."
Natalies Leidensweg zog sich über Jahre hinweg
Bei Natalie machten sich Symptome wie Fieber und Husten erst Jahre später bemerkbar. Trotz einer scheinbaren Genesung seien in der dritten Klasse weitere Symptome wie Konzentrationsstörungen aufgetreten. Später wurde es immer schlimmer. Das Mädchen fiel ins Wachkoma und starb schließlich an Organversagen.
Zweiter Maserntodesfall im Jahr 2011
Natalie ist nach Angaben des Verbandes der zweite Maserntodesfall, der dieses Jahr in Deutschland bekannt wurde. Ende März war demnach ein 23-jähriger Weilheimer in einer Münchener Klinik gestorben.
Masern ist die ansteckendste Infektionskrankheit
Die Masern seien eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten, betont Günther Dettweiler vom Robert Koch-Institut (RKI). "Wenn ein Infizierter spricht, hustet oder niest und eine ungeimpfte Person mit den Tröpfchen in Kontakt kommt, ist eine Infektion sehr wahrscheinlich", warnt er. Gar nichts hält Dettweiler von sogenannten Masernpartys: "Wenn so etwas stattfinden sollte, Kinder absichtlich mit einem gefährlichen Virus zu infizieren, wäre das absolut verantwortungslos."
Kontaktpersonen sollten immer geimpft werden
Säuglinge könnten nicht gegen Masern geimpft werden, betont Terhardt, der in Ratingen als Kinderarzt tätig ist. Darum sollten die Kontaktpersonen geimpft sein. "Nur wenn es uns in Deutschland gelingt, die Masern zu eliminieren, ist auch der Personenkreis geschützt, der nicht geimpft werden kann", betont der Arzt. Das betreffe besonders Säuglinge. Deshalb empfehle die Ständige Impfkommission am RKI allen Erwachsenen ab Jahrgang 1971 die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR).
In der Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen gebe es die größten Impflücken, sagt Terhardt. Vor allem bei jungen Erwachsenen mit Kinderwunsch sollte der Impfschutz immer überprüft werden. "Wir wissen, dass eine Masern-Infektion ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten birgt. In der Schwangerschaft kann aber nicht gegen Masern geimpft werden."
Besonders viele Masernfälle in Baden-Württemberg
Die Zahl der Masern-Erkrankungen in Deutschland kann von Jahr zu Jahr stark schwanken. 2010 gab es laut RKI bundesweit 780 gemeldete Fälle. In diesem Jahr haben sich bereits 1564 Menschen mit den Viren angesteckt - besonders viele Fälle meldete Baden-Württemberg.
Deutsche Kinderhilfe fordert Impfpflicht
Die Deutsche Kinderhilfe fordert eine Pflicht, Kinder zu impfen. Kitas und Schulen sollten nur Kinder aufnehmen dürfen, die einen Impfnachweis erbringen. "Der tragische aktuelle Fall eines toten Kindes widerlegt ideologische Impfgegner, Anthroposophen und Vertreter einer 'natürlichen' Kinderheilkunde, die Masern als eine harmlose Kinderkrankheit abtun", sagt der Vorsitzende der Kinderhilfe, Georg Ehrmann.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.