So erkennen Sie Long Covid

Post-Covid belastet Betroffene noch lange nach einer Corona-Infektion. Aber welche Symptome treten dabei auf? Ein Überblick.
Dreieinhalb Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie kämpfen noch immer viele Menschen mit den Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung. Doch wo finden Betroffene von Long Covid Hilfe? Gesundheitsminister Karl Lauterbach stellt an diesem Mittwoch eine Initiative vor, die das angehen soll. Ziel ist es, den Patientinnen und Patienten mehr Unterstützung und eine bessere Versorgung zukommen zu lassen.
Aber was genau versteht man unter Long Covid und dem Post-Covid-Syndrom? Und welche Symptome treten dabei auf?
Was bedeutet das Post-Covid-Syndrom?
Post-Covid oder Long Covid beschreibt die Langzeitfolgen, die nach einer Sars-CoV-2-Infektion bei Erwachsenen, seltener auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten können. Der Begriff Long Covid wurde zunächst in den sozialen Medien für Menschen verwendet, die nach einer Corona-Infektion über langanhaltende gesundheitliche Einschränkungen berichteten.
Konkret definiert werden mittlerweile als Long Covid solche Symptome, die nach einer akuten Infektion oder Erkrankung auch nach mehr als vier Wochen noch nicht abklingen. Das Post-Covid-Syndrom (PCS) bezeichnet Beschwerden, die noch mehr als zwölf Wochen nach der Infektion oder Erkrankung bestehen oder neu auftreten, mindestens zwei Monate anhalten und anderweitig nicht erklärbar sind.
Gibt es das nur bei Corona?
Nein, Viruserkrankungen können generell tückisch sein. Langzeitfolgen sind auch von anderen Infektionskrankheiten wie dem schweren akuten respiratorischen Syndrom (Sars) und dem Middle East Respiratory Syndrome (Mers) bekannt. Studien lassen vermuten, dass Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion häufiger und länger auftreten als beispielsweise nach einer Influenza. Das Coronavirus gilt als Multiorganvirus, das neben der Lunge auch in zahlreichen anderen Organen auftritt, etwa in Niere und Herz.
Was sind die möglichen Symptome von Long Covid?
Post-Covid kann mit einer Vielzahl körperlicher, kognitiver und psychischer Symptome einhergehen. Dies erschwert oft die Diagnose, ein einheitliches Krankheitsbild lässt sich bislang nicht abgrenzen.
Häufige Beschwerden sind:
- Starke Erschöpfung, sogenannte Fatigue
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme (auch als Gehirnnebel bezeichnet)
- Müdigkeit
- Kurzatmigkeit
- psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen
- Riech- und Schmeckstörungen
- Muskelschwäche und Muskelschmerzen
- Kopf- und Gliederschmerzen
Auch Organschäden, etwa an Herz, Lunge, Niere und Gehirn sind möglich. Laut einer Studie des University College London wurden bisher mehr als 200 verschiedene Symptome auf Long Covid zurückgeführt.
Welche Ursachen gibt es?
Zu den Ursachen der unterschiedlichen Long-Covid-Symptome wird derzeit intensiv geforscht. Vieles über die zugrunde liegenden Mechanismen ist aber noch nicht endgültig verstanden. Wahrscheinlich spielen jedoch mehrere Faktoren zusammen.
Zu den möglichen Ursachen, die derzeit erforscht werden, gehören andauernde Entzündungsreaktionen, die möglicherweise durch im Körper verbleibende Virusbestandteile ausgelöst werden. Auch kann die Infektion oder die Abwehrreaktion des Körpers schwere Schäden verursachen. Das kann das Kreislaufsystem oder Organe wie Herz, Niere, Leber oder Bauchspeicheldrüse belasten – und die anhaltenden Symptome auslösen.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Verschlüsse der kleinen Gefäße, eine Aktivierung des Epstein-Barr-Virus, eine Fehlfunktion des Immunsystems sowie Autoimmunprozesse oder das Mikrobiom des Darms an der Entstehung gesundheitlicher Langzeitfolgen beteiligt sind. Die Daten sind in allen Fällen aber noch nicht sehr solide.
Wie oft treten solche Langzeitfolgen auf?
Die genaue Häufigkeit von Long Covid kann weiterhin nicht verlässlich ermittelt werden. Eine Übersichtsarbeit des European Centre for Disease Prevention and Control mit Daten aus 22 Ländern zeigt jedoch, dass sich die geschätzte Häufigkeit der Long-Covid-Symptome je nach Schweregrad unterschied:
- Hospitalisierung mit intensivmedizinischer Behandlung: 43,1 Prozent
- Hospitalisierung ohne intensivmedizinische Behandlung: 27,5 Prozent
- Ohne Hospitalisierung: 5,7 Prozent
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO waren mehr als 16 Prozent der Europäerinnen und Europäer, die sich in den ersten beiden Pandemiejahren infizierten, von Langzeitfolgen betroffen. Eine niederländische Studie wiederum ergab, dass jeder achte Corona-Infizierte Wochen oder Monate nach der Infektion an mindestens einem Symptom von Long Covid leidet.
Gibt es Risikofaktoren?
Langzeitfolgen kann jede Person entwickeln, die sich mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 angesteckt hat. Nach bisherigen Erkenntnissen steigt das Risiko für Langzeitfolgen mit dem Schweregrad der Erkrankung an Covid-19.
Es gibt außerdem Hinweise, dass Frauen doppelt so häufig wie Männer unter Long Covid leiden und dass sich die Häufigkeit von gesundheitlichen Langzeitfolgen je nach Virusvariante unterscheiden könnte. Auch chronische und psychische Vorerkrankungen und ein schwerer Covid-19-Krankheitsverlauf könnten Long Covid begünstigen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur afp
- rki.de: "Long COVID". (Stand: April 2023)
- infektionsschutz.de: "Long COVID: Langzeitfolgen von COVID-19". (Stand: Mai 2023)