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Coronavirus: Isolationsboxen – "Epi Shuttles" sollen Corona-Patienten retten


Isolationsboxen für Kranke
Im Video: Diese neuen "Epi Shuttles" sollen Corona-Patienten retten


Aktualisiert am 28.03.2020Lesedauer: 5 Min.
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Epi Shuttle: In diesen Isolationstragen können Coronapatienten künftig schnell über die Luft transportiert werden.Vergrößern des Bildes
Epi Shuttle: In diesen Isolationstragen können Coronapatienten künftig schnell über die Luft transportiert werden. (Quelle: DRF Luftrettung)

Immer mehr Menschen erkranken am Coronavirus und müssen immer häufiger schnell von einer Klinik zur anderen gebracht werden. Die DRF Luftrettung hat deshalb jetzt eine Lösung für einen schnellen, aber auch sicheren Transport gefunden.

Während sich das Coronavirus immer weiter ausbreitet, haben viele Sorge, ob das deutsche Gesundheitssystem der Belastung gewachsen ist. Dabei spielt die DRF Luftrettung eine wichtige Rolle: Ist eine kleine Klinik überlastet, fliegen die Luftretter Corona-Patienten in Kliniken mit mehr Kapazitäten.

Um Patienten und Rettungscrew bei diesen Flügen zu schützen, hat die DRF Luftrettung neue Isolationstragen gekauft. t-online.de hat darüber mit dem medizinischen Leiter der DRF Luftrettung, Dr. med. Jörg Braun, gesprochen – in Zeiten von Social Distancing natürlich per Telefon.

Insgesamt zwölf Epi Shuttles für Luftrettung

Ab kommender Woche sind zwei Stationen der DRF Luftrettung in Deutschland mit den sogenannten "Epi Shuttles" im Einsatz. Weitere zehn Stationen und zehn zusätzliche Isolationstragen sollen in den kommenden Wochen folgen.

Was ist die DRF Luftrettung?

Die DRF-Gruppe mit Sitz in Filderstadt ist eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas. Insgesamt leistete die Gruppe 40.738 Einsätze im Jahr 2019. An 13 der 35 Stationen in Deutschland, Österreich und Liechtenstein sind die Crews rund um die Uhr einsatzbereit, an acht Standorten kommen Hubschrauber mit Rettungswinde zum Einsatz. Mit rund 570 Notärzten, 120 Notfallsanitätern, 170 Piloten und 130 Technikern und über 50 Hubschraubern hilft die DRF täglich Menschen in Not.

"Wir haben uns glücklicherweise bereits vor mehreren Jahren bei einer Marktsichtung mit diesem Thema befasst", erklärt Braun, dabei seien mehrere Produkte geprüft worden. "Insofern konnten wir jetzt relativ schnell auf ein Produkt zugreifen und mussten nicht mehr lange suchen." Hersteller ist die norwegische Firma "Epiguard", die auch eine Vertriebs-Niederlassung in Deutschland hat.

Auch die Infektionseinheit der Goethe-Universität Frankfurt nutzt bereits die Isolationstragen. "Wir haben den bestehenden Kontakt vor einiger Zeit wieder aufgenommen", sagt Braun. Schließlich sei es wichtig, dass auch das Personal in der Anwendung geschult werde und man auch von den Erfahrungen Anderer lerne.

Isolationstragen sparen Zeit und bieten Schutz

Der EpiShuttle ist ein modular aufgebautes, wiederverwendbares Isolationssystem. Entwickelt wurde das System für Hochrisikoeinsätze sowie für den täglichen Transport von Patienten mit multiresistenten Erregern. Durch den Einsatz dieser Einheiten sind die Luftrettungs-Crews optimal geschützt und sparen obendrein noch wertvolle Zeit.

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"Die Isolationsboxen erlauben es uns, den Patienten wie in einer Isolierstation zu transportieren", erklärt Jörg Braun, "Die Person liegt unter einer durchsichtigen Abdeckung, so dass wir während des gesamten Fluges eine permanente Sicht auf den Patienten haben." Über luftdichte Zugänge kann der Patient behandelt werden, Beatmungsschläuche und Versorgungsleitungen können sicher aus der Box herausgeführt und an die Geräte außerhalb angeschlossen werden. Zusätzlich ist ein Unterdruckmodus einstellbar.

Im äußersten Notfall könnte die Box auch im Flug geöffnet werden, um lebensrettende Maßnahmen durchzuführen. Damit die Rettungskräfte dann nicht kontaminiert werden, tragen sie während des Fluges trotzdem Schutzkleidung.

Schlüsselpersonal muss einsatzfähig bleiben

Der Schutz des Personals ist wichtig, um einsatzfähig zu bleiben. "Unser Schlüsselpersonal aus Ärzten, Notfallsanitätern und Piloten ist hochqualifiziert und nicht so leicht zu ersetzen", erklärt Braun, "deshalb müssen wir alles unternehmen, damit sie nicht selbst infiziert werden, erkranken oder in Quarantäne müssen."

Ein weiterer Vorteil ist die Zeitersparnis: "Um den Hubschrauber nach einem Einsatz mit einem hochinfektiösen Patienten zu reinigen und zu desinfizieren, brauchen wir normalerweise etwa eine Stunde", erklärt Braun. "Durch die Nutzung der Isolationseinheiten schützen wir die Umgebung des Hubschraubers vor Kontamination und müssen nur wenige Geräte desinfizieren." Kommt ein Folgeeinsatz, können die Rettungskräfte die Isolationseinheit an der Station stehen lassen, den Einsatz absolvieren und die Box hinterher nach Rückkehr aufbereiten. "Wir sind somit nach einem Infektionstransport schnell wieder für Notfälle verfügbar."

Der Nachteil der neuen Isolationstragen ist allerdings, dass sie relativ groß sind und daher nicht in jedem Hubschrauber transportierbar sind. Die DRF Luftrettung stattet daher ihre H145-Flotte damit aus.

"Für den Patienten wird sich nichts ändern"

Grundsätzlich ist die Box auch für Patienten geeignet, die wach sind und selbstständig atmen können, erklärt Braun. Allerdings werden 99 Prozent der Patienten intensivmedizinisch betreute Menschen sein, die künstlich beatmet werden müssen. Die Hauptaufgabe für die Luftrettung in der Corona-Pandemie wird es sein, die Intensivstationen kleinerer Krankenhäuser durch den Transport in andere Kliniken zu entlasten. In einigen Fällen müssen die Patienten auch an Zentren der Maximalversorgung gebracht werden, weil sie beispielsweise ein Lungenersatzverfahren benötigen.

"Wir befinden uns leider noch am Anfang der Coronakrise", betont Braun, die Fälle werden in den nächsten Tagen und Wochen höchst wahrscheinlich deutlich zunehmen. Die ersten der neuen Tragen wird die DRF Luftrettung zunächst in den derzeit stärker betroffenen Gebieten im Süden Deutschlands einsetzen. Dort seien erste kleinere Kliniken bereits überlastet und müssten Patienten in größere Zentren verlegen lassen.

Aktuell hat die DRF Luftrettung bereits mehr als 20 Covid-19-Patienten behandelt. "Unsere Hygienepläne erlauben den Transport infektiöser Patienten, legen die zu treffenden Maßnahmen dezidiert fest und wir schulen unser Personal regelmäßig und umfassend", sagt Braun. Der Transport werde also nicht erst durch die neue Isolationstrage möglich, sondern durch sie verbessert. "Für den Patienten wird sich nichts ändern. Er erleidet keinerlei Nachteile durch diesen Isolationstransport."

Hoffnung auf Spenden für "Epi Shuttle"

Die Kosten für ein Epi Shuttle liegen bei derzeit circa 40.000 Euro. "Die DRF Luftrettung hat sich dazu entschieden, diese wichtige Investition in das Leben und die Sicherheit für Patient und Crew zu investieren und würde sich sehr freuen, wenn Spender und Förderer diese Maßnahme unterstützen", sagt Dr. Krystian Pracz, Vorstandvorsitzender der DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG.

Aktuell bemerke die Luftrettung noch keinen Anstieg an Patienten. Im Gegenteil sei es eher so, dass es etwas weniger Einsätze gebe, weil beispielsweise durch Kontakt- und Ausgangssperren weniger Unfälle im Straßenverkehr passieren. Hinzu komme, dass Kliniken beispielsweise größere Operationen verschieben.

"Wir müssen aber damit rechnen, dass sich das Einsatzaufkommen in den nächsten Tagen ändern wird, und die Zahl der Verlegungen von COVID-19-Patienten zunehmen wird", warnt Braun. Davon sei jeder Rettungstransporthubschrauber betroffen, nicht nur diejenigen, die mit Isolationsboxen ausgestattet seien.

Große Gefahr durch mangelnde Versorgung mit Schutzmaterial

Das größte Problem sei jedoch die unzureichende Versorgung mit Schutzmaterialien. "Corona trifft uns nicht unvorbereitet, wir machen seit vielen Jahren zwischen 200 und 500 luftgestützte Infektionstransporte jährlich und haben damit eine große Erfahrung", sagt Braun. Auch die große Influenza-Epidemie 2017/18 habe man gut bewältigen können. "Jetzt muss man allerdings sagen: Ich bin nicht sicher, wie lange wir das noch durchhalten werden."

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Braun betont, es mangele an Schutzausrüstung "an allen Ecken und Enden". "Eigentlich benötigen wir etwa 30.000 FFP-2 Schutzmasken und 22.000 Schutzanzüge für drei Monate", sagt der Arzt, "Über die Länder erhalten wir nur wenige hundert Stück, von manchen auch überhaupt nichts."

Die Verteilung über den Bund funktioniere nicht, der zivile Markt sei leergefegt und auf herkömmlichem Weg bereits seit Mitte Januar nahezu nichts mehr zu beziehen. Wenn es nicht gelinge, die Versorgungsengpässe zu schließen, komme spätestens in ein bis zwei Wochen ein großes Problem auf die Luftrettung insgesamt zu. "Darin liegt die große Gefahr."

Wie genau Coronavirus-Patienten in den speziellen Transportboxen künftig transportiert werden sollen, sehen Sie oben im Video oder, wenn Sie hier klicken.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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