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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Virus kehrt zurück Neue Corona-Welle zeichnet sich in Asien ab

In Teilen Asiens schnellen die Coronazahlen in die Höhe. Neue Virusvarianten sollen für rasche Ansteckungen verantwortlich sein. Was bislang bekannt ist.
Die Meldungen erinnern an frühere Pandemiejahre: In mehreren asiatischen Ländern steigen die Corona-Fallzahlen wieder deutlich. Besonders stark betroffen sind Thailand, Singapur, Hongkong und China. Grund für die neue Welle ist wohl eine Kombination aus sinkender Immunität, Massenveranstaltungen und neuen Virusvarianten.
In Thailand stiegen die Fallzahlen nach dem Neujahrsfest Songkran Mitte April auf über 71.000 an. Auch Todesfälle wurden gemeldet – innerhalb kurzer Zeit verstarben 19 Menschen mit einer bestätigten Covid-19-Infektion. In Singapur, Hongkong und Taiwan zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Neuinfektionen nehmen rasant zu. Mehrere Länder haben inzwischen wieder offizielle Fallzahlen veröffentlicht und die Bevölkerung zur Vorsicht aufgerufen.
Neue Varianten, hohe Ansteckung
Besonders in Singapur grassieren derzeit die Varianten LF.7 und NB.1.8, die als hochansteckend gelten. Die meisten Verläufe sind laut Behörden mild – doch die Zahl der Einweisungen ins Krankenhaus steigt. In der Woche vom 27. April bis 3. Mai zählte das Gesundheitsministerium 14.200 neue Fälle. Eine Woche zuvor waren es noch 11.100 Fälle. Die Zahl der Einweisungen stieg um 30 Prozent. Die Regierung betont: Die Krankenhäuser seien auf die Situation vorbereitet, man könne die Lage beherrschen.
Auch in China steigen die Zahlen: Das nationale Zentrum für Seuchenkontrolle meldete eine Verdopplung der Positivrate unter Patienten mit grippeähnlichen Symptomen von Anfang April bis Anfang Mai. Der Anteil positiver Tests stieg von 7,5 auf über 16 Prozent.
Zhong Nanshan, führender Experte für Atemwegserkrankungen in China, warnte vor Panik. Die dominierende Variante XDV sei zwar sehr ansteckend, führe aber nur selten zu schweren Krankheitsverläufen. Man rechne mit einem Abklingen der Welle bis Ende Juni.
Ein Blick zurück
Ende 2019 tauchte in der chinesischen Stadt Wuhan ein neuartiges Coronavirus auf. Von dort aus breitete sich das Virus schnell innerhalb Chinas aus und gelangte wenig später durch internationale Reisen in andere Länder. Anfang 2020 meldeten auch europäische und nordamerikanische Staaten erste Fälle – vor allem durch Reisende, die zuvor in Asien waren. Durch die hohe Ansteckungsrate und die globale Mobilität entwickelte sich das Virus rasch zur weltweiten Pandemie.
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Explodierende Virenlast im Abwasser
Besorgniserregende Entwicklungen zeigen sich auch in Hongkong. Die Stadt verzeichnete laut dem Zentrum für Gesundheitsschutz die höchsten Fallzahlen seit einem Jahr. In den letzten vier Wochen wurden dort 30 Todesfälle in Verbindung mit Corona gemeldet. Besonders auffällig ist die Virenlast im Abwasser: Sie stieg auf rund 700.000 Genkopien pro Liter – fast doppelt so hoch wie beim letzten größeren Ausbruch im März 2024. Damals lag der Wert bei 400.000.
In Taiwan meldeten Behörden allein in der ersten Maiwoche rund 10.000 neue Fälle. Sechs Menschen starben. Auch hier handelt es sich laut Experten überwiegend um ältere oder vorerkrankte Personen.
Massenveranstaltungen und nachlassende Immunität
Fachleute sehen die aktuellen Ausbrüche als Folge mehrerer Faktoren. In Thailand trugen vor allem die Feierlichkeiten zum buddhistischen Neujahrsfest zur schnellen Verbreitung bei. Gleichzeitig lässt der Impfschutz bei vielen Menschen nach – in manchen Regionen Asiens wurde zuletzt kaum noch geimpft oder aufgefrischt.
Die Regierungen reagieren unterschiedlich: In Singapur bittet das Gesundheitsministerium Erkrankte, soziale Kontakte einzuschränken und bei Symptomen wieder Masken zu tragen. In Hongkong ruft man ältere Menschen zur Auffrischungsimpfung auf. In China hält man sich mit Maßnahmen noch zurück, setzt aber auf Aufklärung und Überwachung.
- nationthailand.com: "New Covid-19 wave grips Hong Kong, Singapore, China, Thailand" (Englisch)
- aerzteblatt.de: "Neue Coronawelle in asiatischen Ländern"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.