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Coronavirus: Bieten Lebendimpfstoffe Schutz vor Covid-19?


Antwort des Immunsystems
Bieten Lebendimpfstoffe Schutz vor Covid-19?

Von dpa
Aktualisiert am 14.06.2020Lesedauer: 2 Min.
Impfung: Lebendimpfstoffe könnten eine Lösung für die Zeit bis zur Entwicklung eines Corona-Impfstoffes sein.Vergrößern des BildesImpfung: Lebendimpfstoffe könnten eine Lösung für die Zeit bis zur Entwicklung eines Corona-Impfstoffes sein. (Quelle: Carsten Rehder/dpa)
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Wissenschaftler auf der ganzen Welt suchen nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Bereits existierende Lebendimpfstoffe könnten jedoch schon jetzt eine Hilfe sein.

Bis es einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 gibt, könnten möglicherweise bereits existierende Lebendimpfstoffe einen gewissen Schutz gegen eine Infektion bieten, glauben Forscher. Denn gerade Lebendimpfstoffe, die funktionsfähige, aber abgeschwächte Erreger enthalten, lösen eine besonders robuste Antwort des Immunsystems aus.

Was sind Lebendimpfstoffe?

Lebendimpfstoffe enthalten im Gegensatz zu Totimpfstoffen Krankheitserreger, die sich noch vermehren können, die aber so abgeschwächt wurden, dass sie die Erkrankung selbst nicht mehr auslösen. Nur in seltenen Fällen können sie zu einer leichten "Impfkrankheit" führen – wie bei den sogenannten Impfmasern. Zu den Lebendimpfstoffen gehören beispielsweise Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken.

Impfstoffe könnten Schutz vor anderen Krankheiten erhöhen

"Bisherige Studien konnten Hinweise erbringen, dass diese Impfstoffe einen Effekt über ihre erregerspezifische Wirkung hinaus haben und den Schutz vor anderen Krankheiten erhöhen können", schreiben die Experten Melanie Brinkmann, Eva Kaufmann und Thomas Mertens in einer gemeinsamen Antwort auf eine Anfrage. Eine solche Stimulierung bewirke langanhaltende Veränderungen in Immunzellen oder deren Vorläuferzellen, die zu einer erhöhten Funktionsbereitschaft der Körperabwehr führten, betont die Immunologin Eva Kaufmann von der McGill University in Montreal.

"Ganz generell gibt es aus epidemiologischen Studien Hinweise darauf, dass Lebendimpfstoffe, wenn auch zu einem geringen Prozentsatz, einen 'Kreuzschutz' gegen nicht verwandte Erreger bieten könnten", bestätigt der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek. Diese Studien seien aber noch kein Nachweis für einen solchen Schutz, betont er. Empfehlungen für den Einsatz eines bereits zugelassenen Lebendimpfstoffs gegen das Coronavirus "würden in jedem Fall zunächst entsprechende, überzeugende Daten insbesondere zur Wirksamkeit gegenüber Covid-19 erfordern". Solche Daten liegen nach Kenntnis des PEI derzeit weltweit nicht vor.

Tuberkulose-Impfstoff wird untersucht

Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) verweist auf Hinweise dafür, dass der Tuberkulose-Impfstoff BCG gegen virale Infektionen bei Menschen schützen kann. Ob diese Immunantwort auch einen gewissen Schutz gegen die Infektion mit SARS-CoV-2 vermittele, sei bislang nicht bekannt. "Es ist wichtig, dies nun in klinischen Studien zu untersuchen", betont die Virologin. Nach PEI-Angaben prüfen derzeit zwei klinische Studien eine solche Wirkung des relativ neuen und bereits auf seine Sicherheit untersuchten BCG-Impfstoffs VPM 1002 in bestimmten Risikogruppen. Ergebnisse werden im nächsten Jahr erwartet.

Im Fachblatt "Science" geht ein internationales Forscherteam in einem Diskussionsbeitrag ebenfalls auf die Frage ein, ob Lebendimpfstoffe einen Schutz vor Covid-19 bieten könnten. Diese Forscher um Konstantin Chumakov von der US-Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) sprechen sich für eine Studie aus, um insbesondere die Wirksamkeit des – von der Schluckimpfung bekannten – oralen Polio-Impfstoffs OPV gegen das Coronavirus zu untersuchen.

Die in den 1950er Jahren entwickelte Vakzine habe in früheren Studien auch einen gewissen Schutz vor anderen Viren wie etwa Grippeerregern gezeigt, schreiben die Forscher. "Wenn die Ergebnisse der Studien mit OPV positiv sind, könnte OPV genutzt werden, um die verletzlichsten Bevölkerungen zu schützen."

Weltweiter Einsatz des Impfstoffs "kaum vorstellbar"

Der Virologe Thomas Mertens von der Uniklinik Ulm, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI), sieht diesen Vorschlag allerdings skeptisch: Ein weltweiter Einsatz des OPV-Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 sei "kaum vorstellbar" – vor allem um mögliche Infektionen mit Erregern, die von solchen Impfviren abstammen, zu vermeiden.

Die aktuelle Strategie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehe vor, weltweit alle OPV-Impfungen zu stoppen und stattdessen zur Ausrottung des Poliovirus-Typs 1 – des einzigen noch verbliebenen Polio-Wilderregers – Totimpfungen zu verwenden. "Eine durch Impfungen mit OPV unvermeidbare erneute Freisetzung von Polio-Impfviren erscheint äußerst fragwürdig", betont Mertens.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
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