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Sexualwissenschaftler Dannecker: Corona-Krise mit HIV kaum vergleichbar


Sexualwissenschaftler Dannecker
Im Vergleich zur Hysterie um HIV ging Corona "gelassen an uns vorbei"

Von dpa
Aktualisiert am 27.06.2021Lesedauer: 2 Min.
Martin Dannecker: Der Sexualwissenschaftler sieht keine Parallelen zwischen Corona-Krise und HIV.Vergrößern des BildesMartin Dannecker: Der Sexualwissenschaftler sieht keine Parallelen zwischen Corona-Krise und HIV. (Quelle: Jens Kalaene/Archivbild/dpa-bilder)
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Der Sexualwissenschaftler Martin Dannecker sieht keine Parallelen zwischen HIV und dem Coronavirus. Dennoch habe die Gesellschaft durch die Aidskrise etwas für den Umgang mit Covid-19 gelernt.

Der Sexualwissenschaftler und Schwulenvordenker Martin Dannecker hält die Corona-Krise für wenig vergleichbar mit der HIV- und Aids-Pandemie. "Die Erfahrung der Aidskrise hat die Erfahrung mit dem Auftreten des Coronavirus erleichtert", sagt der 78-Jährige. Deutschland habe wohl über HIV und Aids gelernt, eine Krise, die mit einem komplizierten Virus und einer tödlichen Erkrankung zusammenhänge, "einigermaßen angemessen zu bewältigen". Doch echte Parallelen sehe er kaum.

Im Vergleich zu HIV "ging die Sache mit Corona relativ gelassen an uns vorbei"

"Wenn ich mich daran erinnere, welche kollektive Hysterie bis in die Poren hinein, HIV und Aids in diese Republik brachten, dann ging die Sache mit Corona relativ gelassen an uns vorbei", sagt der Therapeut, Autor und Aids-Experte ("Fortwährende Eingriffe: Aufsätze, Vorträge und Reden zu HIV und AIDS aus vier Jahrzehnten").

Dannecker gilt als Theoretiker der Schwulenbewegung. Er war Mit-Autor des Films "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" von Rosa von Praunheim, der vor 50 Jahren herauskam.

"Das Dramatische an Corona ist ja, dass es potenziell alle betrifft, ganz banal übertragen wird – etwa bei Begegnungen wie in der Straßenbahn", sagt Dannecker. "Aids hatte dagegen von Anfang an eine Beziehung zu sogenannten Risikogruppen. Das hat Diskriminierung aufgeladen. Und wurde deswegen auch von denjenigen, die als Risikogruppe definiert waren, völlig anders erlebt."

Auch in Corona stecke ein Diskriminierungspotenzial

Das sexuell übertragbare HI-Virus belebte in den 80ern eine konservative Moral wieder – Aids wurde als "Schwulenseuche" oder "Schwulenkrebs" bezeichnet. Den Schwulen und ihrem Sexualleben wurde die Schuld zugeschoben. Homosexuelle gerieten, ausgerechnet auch in Deutschland wieder mit seiner langen Geschichte von Schwulenverfolgung, in die Defensive – etwa von Seiten der CSU.

"Sexuell übertragbare Krankheiten reaktivieren alte Umgangsweisen mit der Sexualität", sagt Dannecker. "Vieles davon ist unbewusst und wird aktualisiert. Es kommt auch zu einer Selbststigmatisierung, zu Schuld- und Schamgefühlen." Zwar stecke auch in Corona ein Diskriminierungspotenzial und es habe da in den vergangenen Monaten immer wieder Versuche gegeben. "Aber wenn ich mich nicht täusche, dann sind diese Diskriminierungsansätze immer wieder in sich zusammengefallen, weil dann immer wieder eine neue Gruppe – es wird ja heute gern alles über Gruppen gemacht – auftauchte." Seien es "die Jugendlichen", "die Kinder" oder Menschen in sozialen Brennpunkten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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