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Neue Studienergebnisse: Was bringt die vierte Corona-Impfung?


Neue Studienergebnisse
Was bringt die vierte Corona-Impfung?


Aktualisiert am 18.05.2022Lesedauer: 3 Min.
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Eine medizinische Fachkraft impft eine Patientin: In Deutschland haben 64,9 Millionen Menschen mindestens eine Impfdosis erhalten.Vergrößern des Bildes
Corona-Impfung: Kommt der vierte Pieks für alle? (Quelle: Wolfgang Maria Weber/imago-images-bilder)

Der vierte Anti-Corona-Pieks wird hierzulande vor allem Älteren und Immungeschwächten empfohlen. Doch wie wirksam ist er? Britische Forscher sind begeistert, andere Experten eher zurückhaltend.

Erst hieß es: Zwei Impfungen schützen zuverlässig vor schweren Krankheitsverläufen nach der Infektion mit dem Coronavirus. Dann wurde der Booster zunächst für Ältere, schließlich für alle Erwachsenen empfohlen.

Mittlerweile raten Experten Menschen über 70 Jahren, Bewohnern von Pflegeheimen, Immungeschwächten ab fünf Jahren und Gesundheits- und Pflegepersonal zum zweiten Booster – der vierten Impfung. Wie wirksam ist sie?

Erste Daten aus Israel ernüchternd

Eine erste Studie aus Israel legte nahe: Für das Gros der Menschen hat der zweite Booster kaum Vorteile. Die Studienleiterin Gili Regev stellte damals fest: "Wir sehen einen bestimmten Anstieg an Antikörpern, aber der Anstieg ist nicht sehr beeindruckend." Man sei kurz nach der vierten Impfung wieder auf demselben Antikörper-Stand wie kurz nach der dritten. Sie habe sich von einer zweiten Booster-Impfung mehr erhofft.

Auch der Immunologe Andreas Radbruch erläuterte im Gespräch mit t-online: "Fest steht: Die vierte Impfung erhöht die Zahl der Antikörper nur gering, etwa um das Fünffache. Und dieser Anstieg verschwindet dann schnell wieder. Und das wissen wir als Immunologen seit vielen Jahren aus der Erfahrung mit vielen Impfstoffen: Das Immunsystem passt sich der dauernden Boosterei an und reagiert am Ende gar nicht mehr."

Nun sind auch britische Forscher der Frage nachgegangen, welche Vorteile die vierte Impfung hat – und vor allem für wen. Wissenschaftler des Southampton Biomedical Research Centre untersuchten 166 Probanden, die ihren zweiten Booster im Schnitt sieben Monate nach dem ersten erhalten hatten. Alle bekamen bei der dritten Impfung den Biontech-Impfstoff, zuvor waren sie entweder mit den Vakzinen von Biontech oder Astrazeneca geimpft worden. Im Durchschnitt waren die Studienteilnehmer 70 Jahre alt.

Doppelt so viele Antikörper – doch Schutz ist individuell

Unterschieden wurde in zwei Gruppen: Die eine Hälfte bekam als vierten Pieks Biontech (volle Dosis), die andere Hälfte Moderna (halbe Dosis). Vierzehn Tage später wurde ihr Blut untersucht. Das Ergebnis: Die Biontech-Gruppe hatte im Schnitt 1,6 Mal mehr Antikörper als vier Wochen nach der dritten Impfung, bei Moderna verdoppelte sich der Wert sogar. Die Ergebnisse im Einzelnen:

Bei den Probanden, die als zweiten Booster Biontech erhalten hatten, lag die Antikörperkonzentration vier Wochen nach dem dritten Pieks bei etwas über 23.000 Laboreinheiten, zwei Wochen nach der vierten Impfung bei etwa 37.000. Bei den Moderna-Probanden waren die Werte 25.000 zu 54.000.

Das stelle "eine signifikante Veränderung dar", so die Wissenschaftler. Doch sie räumen auch ein: Bei den Menschen, die schon vor der vierten Impfung hohe Antikörperspiegel und gute Antworten des Immunsystems (T-Zell-Antwort) hatten, zeigte sich nur eine begrenzte Wirkung. Die vierte Corona-Impfung biete also möglichweise für diejenigen keinen zusätzlichen Schutz, bei denen die dritte Impfung bereits gut wirkte.

Impfschutz erschöpft sich

Studienleiter Saul Faust: "Die vierte Impfung ist sicher und scheint wirksam zu sein. Sie steigert den Impfschutz über die dritte Dosis hinaus. Aber es gibt Hinweise darauf, dass der Impfschutz eine Obergrenze erreichen könnte."

Und das ist auch für den Immunologen Andreas Radbruch der Knackpunkt: "Die Autoren sprechen die Sättigung des immunologischen Gedächtnisses an. Bei Personen mit vielen vorexistierenden Antikörpern hat in dieser Untersuchung der Booster keinen Effekt mehr. Die Sachlage ist also gleich geblieben. Abgesehen davon: Eine Steigerung der Antikörpertiter um den Faktor 1,6 oder etwas höher ist immunologisch nicht berauschend", so seine Einschätzung.

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Fazit: Die vierte Impfung hat für das Gros der Bevölkerung wahrscheinlich keinen Nutzen. Für Menschen, deren Immunsystem schlecht auf die Impfung reagiert, kann sie sinnvoll sein. Doch sollten dann sechs Monate zwischen dem ersten und zweiten Booster liegen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich bereits wiederholt für die vierte Impfung ab 60 Jahren ausgesprochen. Eine solche Empfehlung der Ständigen Impfkommission gibt es aber bislang nicht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Andreas Radbruch
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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