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Hagebutte: Das steckt alles in der Vitaminbombe | Wirkung & Rezepte


Nicht nur als Tee
Hagebutte: Das steckt alles in der roten Winterfrucht

dpa-tmn, t-online, Heike Kreutz

Aktualisiert am 05.01.2023Lesedauer: 6 Min.
Hagebutten: Die Früchte bleiben oft den ganzen Winter am Strauch.Vergrößern des BildesHagebutten: Die Früchte bleiben oft den ganzen Winter am Strauch. (Quelle: agefotostock/imago-images-bilder)

Ob als Gelee oder Tee – die leuchtend roten Hagebutten sind echte Vitaminbomben. Zudem gelten die säuerlichen Früchte als wirkungsvolle Virenkiller.

Die Hagebutte schmückt mit ihren leuchtend roten Früchten nicht nur den Garten. Sie gehört auch ganz klassisch zu fast jeder Herbstdeko dazu. Zudem wird die Frucht in einem der bekanntesten deutschen Kinderlieder besungen: "Ein Männlein steht im Walde" – getextet von August Hoffmann von Fallersleben anno 1843. Doch vor allem ist die Hagebutte als Heilmittel beliebt. Geerntet wird sie idealerweise von September bis November, aber spätestens Ende Februar.

Wie gesund ist die Hagebutte?

Das Wildobst wird wegen seines hohen Vitamin-C-Gehalts geschätzt, der sogar Zitrone und Sanddorn übertrifft. Je nach Rosenart und Reifegrad kann er zwischen 400 und 5.000 Milligramm (= fünf Gramm) pro 100 Gramm der Frucht liegen. Zudem sind Hagebutten reich an Vitaminen und Mineralstoffen wie

  • B-Vitaminen
  • Provitamin A
  • Eisen
  • Magnesium
  • Natrium

Zudem enthält die Hagebutte neben Gerbstoffen und ätherischen Ölen sogenannte Pektine sowie den sekundären Pflanzenstoff Lycopin. Letzterer gehört zu den Antioxidantien, die den Körper vor schädlichen freien Radikalen schützen. Laut wissenschaftlichen Studien soll Lycopin das Herz stärken und sogar einem Infarkt vorbeugen. Dagegen unterstützen Pektine die Verdauung und füttern die Darmbakterien. Außerdem binden die wasserlöslichen Ballaststoffe gefährliche Giftstoffe und überschüssiges Cholesterin.

Wirkung als Heilpflanze

Als Heilpflanze soll Hagebutte gegen Appetitlosigkeit helfen und die Blutbildung unterstützen. Die enthaltenen Flavonoide (wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe) schützen vor Krankheitserregern wie Bakterien und Viren. Ein Tee aus getrockneten Hagebuttenschalen wird gerne bei Fieber und Infektionen getrunken. Er hilft, Erkältungserkrankungen zu lindern, das Immunsystem zu unterstützen und den Vitamin-C-Bedarf zu decken.

Info: Häufig ist Hagebutte als Tee in Kombination mit anderen Kräutern im Handel erhältlich, oft sind zum Beispiel zusätzlich Hibiskus oder Malve enthalten.

Harnwegserkrankungen

Hagebutten werden häufig auch bei Harnwegserkrankungen angewendet, weil sie schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken können. Zudem soll die Hagebutte aufgrund der Fruchtsäuren leicht harntreibend sein.

Gelenkerkrankungen

Die Früchte sollen außerdem bei schmerzhaften Gelenkerkrankungen (Arthrose) helfen. Hagebuttenpulver aus Samen und Schale (erhältlich in Reformhaus oder Apotheke) wird nachgesagt, dass es nachweislich Botenstoffe der Entzündung hemmt. Dafür verantwortlich sind die sogenannten Galaktolipide – besondere Pflanzenstoffe, die eine antientzündliche Wirkung im Körper entfalten. Galaktolipide stecken allerdings nicht in Hagebuttentee oder Hagebuttenkonfitüre, sondern ausschließlich im Hagebuttenpulver. Welche Heilpflanzen Arthrose lindern, lesen Sie hier.

Für Haut und Haar

Hagebuttenöl (auch: Hagebuttenkernöl) wird in der äußeren Anwendung bei der Hautpflege verwendet. Als Inhaltsstoff hochwertiger Cremes hilft es im Winter bei spröder und rissiger Haut. Denn das Öl enthält Vitamine, Antioxidantien (Radikalfänger) sowie ungesättigte Fettsäuren. Eine Kopfhautmassage mit Hagebuttenöl soll gegen trockene, juckende und schuppige Kopfhaut wirken.

Letztlich enthält die Hagebutte wichtige Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium, Kalium, Phosphor, Eisen, Kupfer oder Zink. Sie stärken den Knochenbau, die Muskulatur und unterstützen den Stoffwechsel.

Wann bilden sich Hagebutten?

Grundsätzlich können alle Rosen Hagebutten bilden – bei Gartenrosen ist dies allerdings selten der Fall, da die Bienen und Hummeln oftmals nicht an die Staubgefäße der herrlich blühenden, dicht gefüllten Sorten kommen. Die Hagebutten bilden sich nur, wenn die welken Blüten stehen gelassen werden. Wer den Herbstschmuck haben will, sollte daher auf den Rückschnitt ganz verzichten oder Verblühtes nur an ausgewählten Stellen abschneiden – dann kann die Pflanze einen Teil ihrer Kraft in neue Triebe stecken.

Hagebutten ernten: Welche Sorten eignen sich?

Besonders die weit verbreitete Hundsrose oder Heckenrose (Rosa canina) – die zu den Wildrosen gehört – bildet im Herbst viele Hagebutten. Unzählige hellrote Früchte sieht man dann an deren blattlosen Zweigen. Aber auch andere Arten und Sorten eignen sich zum Ernten von Hagebutten. Reinhard Witt, Rosenspezialist und Buchautor aus Regensburg, rät Gartenbesitzern neben der Hundsrose besonders zu folgenden.

Moschus-Rose

Sie sind auch als Rosa-Moschata-Hybride bekannt. Witt empfiehlt die Sorten 'Puccini', 'Musquees sans Soucis' oder 'Red Ballerina'. Ab September bildeten diese kleine, aber lange haltbare, nicht verschrumpelnde, rote Hagebutten. Zwischen 300 und 3.000 Früchte können einen einzigen Strauch schmücken.

Mandarin-Rose

Besonders große, bis fünf Zentimeter lange Hagebutten bilden die Mandarin-Rosen (Rosa moyesii). Witt hebt die Sorten 'Geranium' und 'Eddies Juwel' hervor.

Kartoffelrose

Ebenfalls große Hagebutten, die flach-kugelig sind, bekommen die Kartoffelrosen (Rosa rugosa). Die Sorten 'Wild Sea' und 'Montblanc' duften sehr stark und eignen sich gut für die Ernte. Drüsig-stachelige Hagebutten hat die Apfelrose (Rosa villosa).

Bibernell-Rose

Die heimische Bibernell-Rose (Rosa pimpinellifolia) ist auch als Dünenrose bekannt und wächst auf den Nord- sowie Ostseeinseln kriechend zwischen den Dünen. Groß, orangefarben und rundlich sind die Hagebutten der Sorte 'Fenja'. Die Sorte 'Aicha' bildet hingegen schwarze Früchte.

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Damascena-Rose

Witt empfiehlt von den Damascena-Rosen (Rosa damascena) die Sorten 'St. Nicholas' mit sehr früh reifen und lange haltenden Scheinfrüchten in Orange.

Kleinstrauchrosen

Große Rosensträucher passen nicht überall hin – die schöne Herbstzier tragen aber auch Kleinstrauchrosen, auch bekannt unter dem Namen Bodendecker-Rosen. Witt empfiehlt etwa die Sorten 'Juanito' sowie 'Snow Star'. 'Robe Fleurie' und 'Red Ballerina' blühten durchgehend von Juni bis zum Frost. Die Sorte 'Lupo' mache sich besonders gut auf Balkonen.

Bauernrose

Sie ist auch unter den Namen Gewöhnliche oder Garten-Stockrose (Alcea rosea) sowie Stockmalve bekannt. Die Sorte 'Alba' blüht im Frühjahr und Sommer weiß, danach bildet sie ebenfalls den Herbstschmuck – die bekannteste Sorte 'Suaveolens' hat längliche Hagebutten.

Wie verwendet man die Hagebutte?

Die Frucht lässt sich vielfältig verwenden. Das Hagebuttenmark ist Zutat für viele Speisen, etwa pikante Soßen für Fleisch und Wild. Zudem ist die Frucht die Grundzutat für "Nyponsoppa". Das ist eine schwedische Hagebuttensuppe, für die Hagebuttenmus mit etwas Zucker aufgekocht und mit Kartoffelstärke angedickt wird.

Likör und Marmelade aus Hagebutte sind ebenfalls beliebt. Die Verarbeitung ist allerdings mit etwas Aufwand verbunden. Es müssen Blütenansatz, Stiel und die im Inneren der Fruchtkapsel sitzenden Samen (Nüsschen) mit ihren Härchen entfernt werden. Zum Rohverzehr sind Hagebutten nicht geeignet.

Rezept: Frischer Hagebuttentee

Ein Hagebuttentee lässt sich entweder aus gekauften Hagebuttenschalen (gibt's als Früchtetee im Laden) oder aus selbst geernteten Hagebutten zubereiten. Auch wenn im handelsüblichen losen Hagebuttentee zumeist keine Zusätze wie Aromen enthalten sind, gehen Sie bei einem selbst gemachten Hagebuttentee auf Nummer sicher. Und so wird er gemacht:

Anleitung: Hagebuttentee selbst herstellen

  1. Waschen Sie die frisch im Herbst geernteten Hagebutten – allerdings immer von ungespritzten Rosen.
  2. Entfernen Sie Blütenansätze und Stiele.
  3. Halbieren Sie die Hagebutten und entfernen beziehungsweise schaben Sie die Kerne heraus.
  4. Säubern Sie die Fruchtschalen noch einmal gründlich.
  5. Breiten Sie die Hagebuttenschalen großflächig an einem warmen, sonnigen Platz für ein paar Tage aus, sodass sie gut trocknen können. Kontrollieren Sie die Früchte regelmäßig und sortieren Sie umgehend schadhafte wie schimmelige Schalen aus.
  6. Füllen Sie die Hagebuttenschalen danach in ein luftdichtes Gefäß (Ton, Keramik, dunkles Glas) und verschließen Sie es gut. Verwenden Sie keine Metallgefäße, weil darin das in den Schalen enthaltene Vitamin C zu Oxidation neigt.

Unser Tipp
Tragen Sie beim Ausschaben vorsichtshalber Handschuhe, weil die auf den Samen befindlichen Härchen mitunter Hautreaktionen hervorrufen können. Sie können die Hagebutten aber auch mit Kernen verarbeiten – sie gelten als sehr gesund.

Zubereitung: Hagebuttentee

Gießen Sie etwa ein Liter heißes Wasser auf drei bis vier Esslöffel getrocknete Hagebuttenschalen und lassen Sie den Früchtetee etwa zehn bis 15 Minuten ziehen.

Sie können im Herbst auch mit frisch geernteten Hagebutten einen Früchtetee zubereiten. Schneiden Sie dafür die sorgfältig gewaschenen Hagebutten klein, übergießen Sie diese mit kochendem Wasser und lassen Sie den Tee wiederum zehn bis 15 Minuten ziehen.

Info
Selbst hergestellter Hagebuttentee erhält keine so tiefrote Farbe wie gekaufter Tee – weil Farbstoffe fehlen, zum Beispiel von Roter Beete.

Rezept: Hagebutten-Marmelade

Erntereif sind Hagebutten zwischen Mitte September und Anfang November. Um Marmelade zuzubereiten, brauchen Sie eigentlich nicht viel. Die wichtigsten Zutaten sind die Früchte selbst, Gelierzucker und Gewürze. Für vier Schraubgläser (je ca. 350 Gramm) Hagebutten-Marmelade benötigen Sie folgende

Zutaten

  • 1 Kilogramm Hagebutten
  • 1 Liter Wasser
  • 500 Gramm Gelierzucker (Sorte: 2:1)
  • 1 TL Zimt
  • 2 Gewürznelken

An Küchenutensilien brauchen Sie zwei große Töpfe, ein Sieb und einen Pürierstab.

Zubereitung

  1. Spülen Sie die Hagebutten gründlich mit kaltem Wasser ab und entfernen Sie die Stiele sowie Blüten mit den Fingern.
  2. Füllen Sie einen großen Topf mit einem Liter Wasser und geben Sie die Früchte hinein.
  3. Kochen Sie die Hagebutten ungefähr eine Stunde lang weich, bis sie eine musartige Konsistenz haben.
  4. Lassen Sie die Masse abkühlen und pürieren Sie diese.
  5. Streichen Sie das Fruchtmus durch ein Sieb, um die Kerne von der Masse zu trennen.
  6. Geben Sie das reine Mus in einen großen Topf.
  7. Fügen Sie Gelierzucker, Zimt und nach Belieben die Gewürznelken hinzu und lassen die Mischung aufkochen.
  8. Kochen Sie die Marmelade drei bis fünf Minuten unter ständigem Rühren auf der höchsten Stufe.
  9. Füllen Sie die heiße Marmelade in die vier Schraubgläser und stellen Sie diese für ein paar Minuten auf den Kopf.

Warum juckt die Hagebutte?

Die feinen, mit Widerhaken bestückten Härchen des Samens beziehungsweise der Nüsschen können bei Hautkontakt Juckreiz hervorrufen. Deshalb sollten Sie beim Entkernen am besten Handschuhe tragen. Viele kennen dieses "Juckpulver" noch aus der Kindheit. So werden Sie Hagebutten-Härchen los.

Hagebutten vermehren: Stecklinge und Aussaat

Wenn Sie Wildrosen vermehren möchten – deren Hagebutten Sie dann im Herbst ernten können –, empfehlen sich zwei Methoden: mit Stecklingen oder mit Samen. Hier erfahren Sie, wie es funktioniert.

Ist die Hagebutte eine Frucht?

Im eigentlichen Sinn handelt es sich bei der Hagebutte nicht um eine Frucht, sondern um eine sogenannte Scheinfrucht oder Sammelnussfrucht der Wildrosen und wenig gefüllten Rosensorten.

Deren eigentliche Früchte sind kleine, behaarte Nüsse. Sie verstecken sich im Inneren der fleischigen Hülle. Diese entwickelt sich wiederum aus dem hochgewachsenen Blütenboden, der aus Stempel und Staubblättern besteht. Form, Farbe, Behaarung, Größe und Zahl der Hagebutten variieren stark.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa-tmn
  • Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): "Hagebutte: Vitamin-C-Kick aus der Natur"
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