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Waschkeime: So hoch ist die Keimbelastung in Unterhosen


Hohe Keimbelastung trotz Wäschegang
Sollten Sie Ihre Unterhosen nach einem Jahr entsorgen?

  • Jennifer Buchholz
Von Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 21.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Unterhose: Die Textilien sind mit Keimen belastet. (Quelle: imago stock&people)

Unterhosen kommen mit der intimsten und empfindlichsten Region unseres Körpers in Kontakt. Sollten sie deswegen öfters mal entsorgt werden?

Die meisten wechseln ihre Unterwäsche täglich. Aber Hand aufs Herz: Wie oft tauschen Sie Slips und Shorts auch komplett aus? Schließlich kommt das Stück Stoff mit einer Körperregion in Kontakt, in der sich Keime und Pilze aufgrund des feuchtwarmen Klimas ideal verbreiten können. Und dass Textilien nach dem Waschen nicht wirklich keimfrei sind, beweisen zahlreiche Studien.

Sollte man Unterhosen deshalb besser nach ein oder zwei Jahren entsorgen? Oder haben die Textilien kein Verfallsdatum?

Wäsche ist nach dem Waschen nicht richtig sauber

Wissenschaftler der Furtwangen Universität haben herausgefunden, dass Mikroorganismen Waschgänge bei niedrigen Temperaturen (unter 60 Grad Celsius) problemlos überleben. Aber auch manche höhere Waschtemperaturen können einigen Keimen und Bakterien nichts anhaben. Die Folge: Sie setzen sich in der Waschmaschine (Trommel, Türdichtung, Waschmittelfach) sowie in den vermeintlich frisch gewaschenen Textilien fest und vermehren sich dort. Wirklich hygienisch ist das nicht.

Aber auch wenn sie so heißen, helfen Hygienespüler laut Prof. Dr. Benjamin Eilts, Lehrstuhl Angewandte Reinigung und Hygiene an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, nicht. Auch die Verbraucherzentrale NRW, das Umweltbundesamt und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung raten, weitestgehend auf Hygienespüler zu verzichten. Hygienischer sei es, etwas Waschmittelpulver mit Bleiche zur Wäsche zu geben, wenn das Wäschewaschen bei hohen Temperaturen nicht möglich ist.

Zwar wirkt Essig auch antibakteriell, allerdings kann die Säure die Schläuche und Dichtungen der Waschmaschine beschädigen.

Zudem töten Hygienespüler lediglich 99,8 beziehungsweise 99,9 Prozent der Bakterien. In den meisten Waschmaschinen befinden sich aber über 300.000 Bakterien pro Quadratzentimeter. Folglich bleiben noch mindestens 600 Bakterien übrig, die das Reinigungsprodukt nicht bekämpft.

Ist Polyester hygienischer als Baumwolle?

In einer Studie stellten die Wissenschaftler der Universität Furtwangen fest, dass auf Baumwollunterwäsche nach dem Waschen wesentlich mehr mRNA zurückgeblieben ist, als auf Polyesterslips. Die Wissenschaftler vermuten, dass das daran liegt, dass die Mikroben, die sich in den Textilien festgesetzt haben, die Baumwolle (Zellulose) als Nahrung nutzen. Sie zersetzen das Material dann in Glucoseeinheiten (Zucker). Da Polyester ein Kunststoffgewebe ist, ist der Abbau hier nicht möglich. Daher sind die Mikroben auf dem Stoff weniger aktiv.

Unterwäsche regelmäßig entsorgen?

Sollten Sie aufgrund der Studienergebnisse nun Ihre Unterhosen regelmäßig aussortieren, um eine Infektion im Intimbereich zu verhindern? Dr. Bernd Glassl, Bereichsleiter beim Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW), gibt darauf eine klare Antwort: nein. Zwar werden bei einem normalen Waschgang nicht alle Bakterien aus den Textilien entfernt. Dennoch verursachen die übrig gebliebenen in den meisten Fällen keine gesundheitlichen Probleme. Zudem würden spätestens nach dem Herausnehmen oder Zusammenfalten der Kleidung wieder Bakterien an den Textilien haften.

Lediglich bei ansteckenden Krankheiten wie Hefepilzerkrankungen (Candida-Scheidenpilz, Fußpilz) oder Durchfall-Erkrankungen (Norovirus) müssen Unterhosen desinfiziert werden. Dazu reicht in der Regel eine 60-Grad-Wäsche mit Voll- oder Universalwaschpulver aus.

Textilstücke wegzuwerfen, weil sie nicht richtig gereinigt werden und die genannten Krankheitserreger übertragen könnten, sollte laut dem Experten die große Ausnahme sein.

Unterwäsche stinkt nach dem Waschen: Muss ich sie entsorgen?

Textilien, die nach der Reinigung in der Waschmaschine noch unangenehm riechen oder später einen untypischen Geruch von sich geben, enthalten sehr wahrscheinlich noch Schmutzreste und Bakterien, erklärt Glassl auf Nachfrage von t-online. In diesem Fall sollte die Unterwäsche vor der nächsten Wäsche vorbehandelt werden. Dafür reiche es aus, Gallseife oder Flüssigwaschmittel direkt auf das riechende Textilstück zu geben, so Glassl, und erneut zu waschen. Auch eine Vorwäsche oder sich an die Dosierempfehlung des Waschmittelherstellers zu halten, kann helfen, stinkende Textilien richtig zu reinigen. "Ganz allgemein ist es bei Unterwäsche, die mit dem Intimbereich in Berührung kommt, sehr nützlich, wenn sie bei mindestens 40 Grad Celsius gewaschen werden darf und Bleichmittel auf Sauerstoffbasis verträgt."

Glassl gibt noch einen Extra-Tipp: "Professor Dirk Bockmühl von der Hochschule Rhein-Waal in Kleve hat berichtet, dass das Trocknen im Freien besser gegen möglicherweise verbliebene Bakterien wirkt als das Trocknen im Wäschetrockner."

Sollten alle genannten Tricks nicht helfen und die Unterwäsche riecht weiterhin unangenehm oder Sie leiden nach dem Tragen unter einer Infektion beziehungsweise bricht diese erneut aus, sollten Sie vielleicht doch überlegen, die Textilien zu entsorgen.

Verwendete Quellen
  • schriftliches Interview Dr. Bernd Glassl, Bereichsleiter beim Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW), 04.07.2023
  • Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten "Hygienespüler im Privathaushalt"
  • laborpraxis.vogel.de "Stinker-Bakterien im 30-Grad-Waschgang"
  • mdr.de "Auch gewaschene Wäsche ist voller Keime"
  • utopia.de "Unterwäsche speichert Bakterien?"
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