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Schulleiter schickt Brandbrief an Helikopter-Eltern


"Eltern stören Schulbetrieb"
Schulleiter schreibt Brandbrief an Helikopter-Eltern

12.12.2014Lesedauer: 3 Min.
Helikopter-Eltern: "Da wird der Ranzen bis ins Klassenzimmer getragen."Vergrößern des BildesSchulleiter Ralf Hermann kritisiert Helikopter-Eltern: "Da wird der Ranzen bis ins Klassenzimmer getragen." (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Der blaue Brief vom Rektor galt nicht Schülern, sondern den Eltern. Der Vorwurf: Sie stören den Unterricht. Ralf Hermann, Leiter der Schillerschule in Stuttgart, hat mit seinem Brandbrief gegen "Helikopter-Eltern" bundesweit großen Wirbel ausgelöst. Er erntet Zustimmung von Pädagogen und Ablehnung von Eltern. Er ist nicht der Erste, der beklagt, dass Schüler überbehütet werden und Eltern zu Überwachungsdrohnen mutieren.

Die Schillerschule ist eine Grundschule im gediegenen Stadtbezirk Bad Cannstatt. Offenbar ist dort der Fürsorgedrang der Eltern besonders stark ausgeprägt - nach Wahrnehmung des Rektors so sehr, dass er den Schulbetrieb stört. Eltern hätten Schwierigkeiten, loszulassen, stellt der Pädagoge fest.

Eltern tragen den Schulranzen bis ins Klassenzimmer

"So erleben wir täglich, wie viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, verkehrswidrig und häufig gefährlich an der Kreuzung vor dem Haupteingang der Schule parken, Kind und Schulranzen ausladen, den Ranzen teilweise bis ins Klassenzimmer tragen, dem Sohn oder der Tochter die Jacke abnehmen, helfen die Hausschuhe anzuziehen und dann noch die Gelegenheit nützen, die unterschiedlichsten Dinge mit der Klassenlehrerin zu besprechen. Und all dies nicht selten nach Beginn des Unterrichts um 7.45 Uhr", zitiert die "Stuttgarter Zeitung", aus dem Brief von Hermann.

Seine Schule lege Wert auf Offenheit und Partnerschaft gegenüber den Eltern, doch deren übertriebene Einmischung schade nicht nur der Selbständigkeit der Kinder, sondern störe den Unterricht. Es geht um Eltern, die Lehrer auf dem Flur abpassen und um ein Gespräch über ihre Sprösslinge ersuchen, durchs Fenster ins Klassenzimmer winken oder mit fremden Kindern schimpfen.

Lehrerpräsident Kraus kritisiert "Helikopter-Eltern"

Grundschulleiter Hermann schlägt damit in dieselbe Kerbe wie Lehrerpräsident Josef Kraus, der Förderwahn und Verwöhnung durch "Helikopter-Eltern" in seinem gleichnamigen Buch anprangert. Um das Phänomen einzuordnen, muss man wissen, dass es nur für eine relativ kleine Gruppe gilt. An der Schillerschule geht es laut "Stuttgarter Zeitung" um etwa 50 Eltern, die dem Lehrerkollegium das Leben schwer machen. Kraus schätzt den Anteil der Helikopter-Eltern auf zehn bis 15 Prozent. Doch diese - ebenso das andere Extrem der Nicht-Kümmerer - raubten den Pädagogen Zeit und Energie.

Kraus kritisiert außerdem ein "Prinzessinnen- und Pascha-Syndrom" in allen Gesellschaftsschichten. Gemeint sind Eltern, die ihr Kind regelrecht überhöhen. Auch er berichtet von Vätern und Müttern, die bei jeder Kleinigkeit eine große Debatte starten, die schlechte Noten anfechten, die Fehlverhalten ihrer Kinder als "Kreativität" deklarieren oder sich über fehlende Wasserspender im Klassenzimmer mokieren. Eltern hätten ein Recht, über die schulische Entwicklung ihres Kindes auf dem Laufenden gehalten zu werden, "aber man kann es auch übertreiben."

Eltern verlieren das Vertrauen ins Schulsystem

Zurück zur Schillerschule in Stuttgart. Die Vorsitzende des Elternbeirats, Heike Schneider, hat gegenüber der "Stuttgarter Zeitung" eingeräumt, dass die Ängstlichkeit und die Einmischung einiger Eltern zu weit gehe. "Die Tendenz, dass man den Kindern zu wenig zutraut, ist vorhanden. Kinder sind viel selbstständiger, als man denkt." Aber sie hält dagegen, dass Eltern das Vertrauen in das Schulsystem verlören, wenn immer wieder von Mangel an Lehrern und Geld für Bildung die Rede sei.

Gegenwind bekommt der Rektor auch von der "Welt"-Autorin und Schulkind-Mutter Antje Hildebrandt. Heutzutage treffe "eine aufgeklärte und selbstbewusster gewordene Elternschaft auf Pädagogen, die ihr Potenzial gerne nutzen, die aber sehr schnell beleidigt reagieren, wenn diese Eltern auch das Recht für sich reklamieren, ihr Kind zu unterstützen." Eltern könnten sich glücklich schätzen, wenn Lehrer sie nicht als Störfaktor betrachteten, sondern ihnen auf Augenhöhe begegneten.

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